Ich finde aber auch, dass ein guter Trainer sowohl mit Belohnung/Bestätigung als auch mit Bestrafung/Korrektur arbeiten sollte. Halt angepasst auf den Hund und nicht nach Methode X oder Schema F.
Das kommt darauf an, zu welchem Zeitpunkt!
Der Hund ist erst seit 11 Wochen dort. Wahrscheinlich hat bisher nie jemand dem Hund gezeigt, was er tun soll. Sondern man reagiert immer dann, wenn der Hund ein Benehmen zeigt, das man nicht sehen möchte.
In dem Fall halte ich eine Strafe für absolut unangebracht, solange man dem Hund noch nicht beigebracht hat, was er denn zeigen soll.
Natürlich würde ich so ein Verhalten abbrechen, in der Situation selbst, also als Management.
Aber fürs Training würde ich dann nicht mit Strafen arbeiten, völlig egal, was der Hund für eine Motivation hat! Sondern einem neuen Hund, und nach 11 Wochen IST er noch neu für Dich, würde ich erstmal beibringen, was ich von ihm erwarte. Sprich: mich hinsetzen, mir überlegen, was ich als Alternativverhalten nutzen könnte. Dann das Alternativverhalten einüben, immer mit Kommando, damit das später bei Bedarf abrufbar ist.
Und anschließend dieses Alternativverhalten unter immer größerer Ablenkung und mit größerer werdendem Abstand generalisieren.
Dann kann man das auch in Hundebegegnungen verlangen.
Das spielen dann noch ein paar Faktoren herein, ob man selbst rechtzeitig das alternativ Verhalten abfordert, wenn der Hund noch ansprechbar ist etc.
Aber wenn man das richtig macht, und der Hund pöbelt trotzdem weiter, DANN kann ich anfangen, zu sanktionieren. NICHT für's Sichaufführen- sondern dafür, daß das Kommando nicht ausgeführt wird.
Einen Hund, der noch nicht gelernt hat, einem zu vertrauen, und dem man ein gewünschtes Verhalten noch gar nicht vorgeschlagen hat, zu strafen, wenn er das zeigt, das er bisher woanders gelernt hat, ist in höchstem Maße unfair.
Und genau das ist der Grund, warum Strafe meistens verpönt wird: weil die Hundehalter nicht verstehen, wann und wie man Strafe sinnvollerweise einsetzt, um damit das gewünschte Ziel zu erreichen.
Im Training haben jedenfalls Strafen m. E.n. nichts zu suchen. Vielleicht mal n ganz neutraler Negativ-Marker als Information, daß das nicht das war, was ich mir vorgestellt habe, in Verbindung mit dem Fordern des gewünschten Alternativverhaltens.
Ein anderer wichtiger Punkt ist meines Erachtens nach, im Alltag mal möglichst viele Situationen aufzufangen, die er schön löst, ihn dafür zu loben, damit er weiß, daß das eine tolle Möglichkeit ist. Einfach, um generell im Alltag Statements zu setzen (ganz klare Infos: das mag ich, das mag ich nicht), denn ein Verhalten, das von Dir gelobt wird, behält der Hund und wendet es bei Bedarf wieder an. Und wenn er das im Alltag sogar von sich aus zeigt, kann man davon ausgehen, daß es für ihn ein probates Mittel ist, und daß er das Verhalten beherrscht. Somit wird es als Alternativverhalten mit großer Wahrscheinlichkeit gezeigt werden können.
Insofern: ja, Strafen gehört zum Lernen dazu. Aber natürlich wegen der Motivation in möglichst geringem Umfang. Und dann eben fair, sprich der Hund lernt erstmal, was er tun soll, und erlebt dann die Strafe ganz klar als Konsequenz falschen Verhaltens. So kann er das Zuordnen, so kann er das verstehen und umsetzen.
Dabei muß die Strafe natürlich auch noch angemessen sein in der Intensität. Sie muß den gewünschten Erfolg haben, aber darf den Hund nicht komplett verängstigen.
Und: sie sollte dazu beitragen, das Ziel zu erreichen. Wenn mein Hund beim Abruf einmal minimal zögert, bevor er zu mir kommt, ihn dann anschließend bei mir zu strafen, ist sinnlos. Deswegen wird er nämlich beim nächsten Mal nicht schneller zu mir kommen, sondern vielleicht stehen bleiben, weil er misstrauisch ist, was ich ihm jetzt schon wieder antun möchte... Das ist ein Beispiel, in dem eine Strafe absolut fehl am Platz wäre.