Ich war ebenfalls priviligiert solch ein "perfektes" Unikat in meinem Leben kennenlernen zu dürfen und sie wird vermutlich auf ewig mein Seelenhund bleiben. Es ist ganz schwer (für mich zumindest) jemanden zu erklären, wie sich dieses "perfekt" anfühlt, wie selbstverständlich man manche Dinge nimmt und wie tief und innig solch eine Beziehung ist, wenn dieser jemand dieses "rundherum Sorglospaket" noch nicht kennenlernen durfte.
Für mich wird Yara, unsere Hovi-Dame immer dieser perfekte Hund bleiben. Rückblickend würde ich fast soweit gehen und sagen, dass sie vermutlich einfach mit dieser Grunderziehung, die ich jetzt zB täglich mit Frau Fuchs üben und festigen muss, was mich manchmal echt an meine nervlichen Grenzen bringt, gerade wenn ich einen anstrengenden Tag hatte und einfach keine Lust auf Erziehung habe, geboren wurde. Sie war als Welpe und Junghund bereits "perfekt" (gut, sie hat im Zahnwechsel mal die Tapete angefressen, aber das war wirklich die einzige Schande, die sie jemals über sich gebracht hat), sie konnte vom ersten Tag an problemlos alleine bleiben; Leinenführigkeit mussten wir mit ihr nie groß üben und anderen Hunden gegenüber war sie neutral bis desinteressiert. Menschen gegenüber war sie freundlich, aber reserviert, hat niemals irgendjemanden angesprungen, hatte absolut keinen Jagdtrieb (bei ihr konnten nicht nur sprichwörtlich die Eichhörnchen um sie herum tanzen, das war ihr völlig egal), hat in ihrem gesamten Leben vielleicht 4 Mal wirklich gebellt und war ansonsten ein absoluter Verlass-Hund, den man überall mit hinnehmen konnte; unerschrocken, wesenfest und selbst an Silvester hätte man mit ihr ohne Leine um 0 Uhr durch die wildeste Knallerei laufen können, man hätte höchstens Angst haben müssen, dass sie einen Knaller apportieren möchte. Autofahren fand sie klasse, Wasser ohnehin und fremden Hunden ging sie aus dem Weg und hat sich von ihnen niemals provozieren lassen. Sie hatte immer eine gewisse arrogante Sicht auf die Welt. Ihr Sozialverhalten war so klar und deutlich; nie über das Maß der Dinge hinaus wenn sie etwas mit anderen Hunden zu klären hatte und für jeden absolut unmissverständlich lesbar. Sie war berechenbar und man konnte ihr blind vertrauen.
Man musste mit ihr nie alltägliche Dinge üben, denn diese, wie gesagt, konnte sie einfach. Das hieß auch, alle Energie und Motivation konnte man in die reine, sportliche Ausbildung legen, denn es gab keine "störenden Einflüsse", die einem an manchen Tagen die Lust geraubt haben, wie diese bei Frau Fuchs immer wieder auftauchen. Wenn man sie brauchte, war sie zu 100% anwesend und da und wenn man sie nicht "gebraucht" hat, war sie praktisch unsichtbar und verschwand den lieben langen Tag im Garten und kam nur abends zum Essen rein, bevor sie sich in ihr Bett verzog. Und sie ging wahnsinnig gerne zum Tierarzt, den sie aber in ihrem gesamten Leben eigentlich nur zum Impfen gesehen hat, denn ansonsten war sie bis auf eine Schnittverletzung, eine Ohrenentzündung und bis vor einem halben Jahr vor ihrem Tod wegen der Athrose nie gesehen hat.
Aber ... für andere wäre sie halt nicht perfekt gewesen. Für jemanden, der wert darauf legt, dass sein Hund ihm zu jeder Zeit gehorcht und auch noch nach dem x-ten Mal einen Befehl ausführt, wäre sie nicht perfekt gewesen. Für jemanden, der absoluten Arbeitseifer erwartet hätte und den nötigen "Drive", wäre sie nicht perfekt gewesen. Für jemanden, der einen "Everybody's Darling" wünscht und sich daran erfreut, dass der eigene Hund so schön mit anderen Hunden spielt und gerne auf eine Hundewiese geht, wäre sie nicht perfekt gewesen. Für jemanden, der eher inkonsequent ist und auch mal Fünfe gerade lassen möchte, wäre sie nicht perfekt gewesen, denn aufgrund ihres Dickschädels musste man sie manchmal schon 2,3,10x bitten etwas zu tun und sie nachdrücklich daran erinnern, dass der Liegeplatz blöd ist, den sie sich da gerade ausgesucht hat. Für jemanden, dem es auf den Nerv geht, dass sein Hund mitdenkt und eigene Entscheidungen trifft und ihn auch mal sprichwörtlich im Regen stehen lässt, wäre sie nicht perfekt gewesen.
Kurzum - Für mich war sie perfekt, weil sie all das mitbrachte, was ich (leider erst im Nachhinein) wirklich zu schätzen gelernt habe. Das soll nicht heißen, dass ich Frau Fuchs nicht liebe mit all ihren Macken und Erziehungs-Defiziten; aber manchmal, nur manchmal denke ich mir: "Ein kleines bisschen was von Yara, das wär's". Für andere wäre sie eben nicht dieser perfekte Hund gewesen, weil vielleicht etwas gänzlich anderes gesucht wird in einem Hund.