Hallo,
nun, wie einige bereits angemerkt haben, stößt mir ebenfalls deine Intention dir einen Hund anschaffen zu wollen, weil du einsam bist wie du ja selbst schreibst, doch herb auf. Versteh mich nicht falsch, wir alle haben unsere Vorstellungen und Wünsche vom gemeinsamen Zusammenleben mit Hunden und nicht alle davon sind unheimlich altruistisch; aber, dass bei dir gerade das Thema Einsamkeit im Vordergrund steht dir einen Hund anzuschaffen, halte ich persönlich doch für arg bedenklich.
1.) Ein Hund (aber auch kein anderes Tier oder Mensch) ist dafür da, dir deine Einsamkeit zu nehmen oder zu lindern. Das obliegt ganz alleine deiner Verantwortung. Ein Hund ist auch nicht unbedingt dafür da, dich 24/7 zu bespaßen und dir Gesellschaft zu leisten, oder sonstige Probleme zu lösen. Das, wie gesagt, ist deine Verantwortung dir selbst gegenüber, derer du gerecht werden solltest. Meiner Ansicht nach.
2.) Natürlich merkt ein Hund Unsicherheit und Ängstlichkeit, aber auch unstetes Verhalten, seelische Probleme, Trauer, Wut, etc. Für einen Hund musst du nicht laut sein, damit er dich versteht und dir bereitwillig folgt. Er hat ein wesentlich besseres Gehör (bis in den Ultraschallbereich), er wird auch noch das leistete Flüstern von dir sehr gut wahrnehmen. Nur, ob er darauf reagieren will, ist dann die andere Frage; denn auch Hunde können sehr gut selektiv hören. Damit dein Hund auf dich hört (nicht immer, ein Hund ist ein Lebewesen mit eigenem Willen) ist es von Vorteil ruhig, souverän und gelassen aufzutreten und für deinen Hund berechenbar zu sein. Ich will jetzt hier beleibe keinerlei psychologisches Gutachten und irgendwelche psychologischen Theorien und Fakten aufbereiten und ellenlang diskutieren, aber es ist schon so, dass Hunde sehr gut die momentanen Absichten und Beweggründe ihres Herrchen ausmachen können und entsprechend darauf nach bestem Wissen und Gewissen reagieren. Wie gesagt, ob es da so klug ist einen Hund zu übernehmen weil man nicht mehr einsam sein möchte...? Ich rede hier vor allem von solchen Aspekten wie 'Bindung, Vertrauen, Erwartungshaltung, Unsicherheit, ggf. Überforderung etc', ohne dir jetzt etwas unterstellen zu möchten. Aber ich erachte es für tatsächlich besser vorher ein bisschen bei sich persönlich Inventur zu halten und seine Beweggründe genau zu hinterfragen. Auch im Hinblick auf die Langzeit-Konsequenzen.
3.) Tierheimhunde sind mitnichten alle verhaltensgestört. Das ist wirklich noch ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, in denen die Hunde lediglich verwahrt wurden. Heute arbeiten die meisten Tierheime bereits mit Hundetrainern/psychologen zusammen, gerade um solche Hunde zu rehabilitieren, ihnen Grundgehorsam beizubringen, sie an das Alleinsein zu gewöhnen, Stubenreinheit etc. Das Hunde ans Gitter springen, wenn sich ein Mensch nähert hat nichts! damit zu tun, dass er verhaltensauffällig wäre. Es kann Unterforderung und damit Frustration sein (meistens sogar), Unsicherheit, Übersprungshandlung, territoriales Verhalten... aber in vielen Fällen einfach nur schlichte Aufregung. Wie oft kommt es vor, dass du vor Nervosität mit den Beinen wippst? Mit dem Kugelschreiber klickst? Oder auf und ab läufst? Aber deswegen bist du, um es mal brutal auszudrücken, nicht verhaltensauffällig. Lediglich sucht sich deine Energie ein Ventil.
Als Beispiel für einen möglichen Grund möchte ich hier unsere Hovi Dame aufführen (nein, sie lebt nicht im Tierheim, aber es stand mal zur Debatte als eine berufliche Veränderung ins Haus stand): Wir wollten unsere, damals 5 Jährige Hovawart Dame in den Tierschutz geben weil bei uns unvorhergesehene, familiäre und berufliche Veränderungen ins Haus standen und wir uns schnell entscheiden mussten (besser gesagt, damals meine Eltern); so schnell, dass wir kurzzeitig keine Lösung für die Betreuung unserer Dame gesehen hatten. Sie wäre also nicht etwa ins Tierheim gekommen, weil sie auffällig war, sondern weil es bei uns Änderungen gegeben hat, die wir so nicht haben kommen sehen. Zu dem Zeitpunkt konnte sie folgende Dinge: Alleine bleiben (bis zu 8 Stunden), Grundgehorsam war vorhanden, sie war hundesportlich geführt (Obdience), sie vertrug sich mit Hündinnen und Rüden, sie war Katzen- und Kleintierverträglich, stubenrein, kinderfreundlich, kannte Autofahren, Busfahren, Straßenbahnfahren, lief problemlos an der Leine, zeigte keinerlei unerwünschte Aggression gegen nichts und hatte ein sehr loyales, liebevolles, ruhiges und unauffälliges Wesen.
Nur mal so als Beispiel, was man im Tierheim durchaus finden kann/könnte.
4.) Dass Mischlinge gesünder sind, stimmt so nicht 100%. Klar stehen Mischlinge auf einer breiteren, genetischen Basis und viele Erbkrankheiten sind rezessiv vererbbar, aber dies setzt voraus, dass du die Eltern deiner Hunde und deren Gesundheit einwandfrei kennst. Gegebenenfalls auch noch ihre Genetik, welche Allelen sie haben und so weiter. Bei den meisten Mischlingen ist dies nicht der Fall, bei vielen Rassehunden schon eher. Vielleicht suchst du dir eine Rasse aus, die eine breite Zuchtbasis hat und nicht zu strikte Regeln bzgl. des Rassestandards? Oder einen Mischling aus solchen Rassen? Gerade die thematische Beschäftigung mit dem breiten Thema Hund ist gut um seine eigenen Beweggründe zu hinterfragen, sich damit anzufreunden und dann für sich, rein sachlich und objektiv eine Entscheidung zu treffen. Denn es zählen ja nicht nur Rasse und Farbe in diese Thematik hinein, sondern vor allem auch Alter, Geschlecht, Finanzen (ganz wichtig! Tierarzt, Betreuung, Steuer, Haftpflicht, Futter, Zubehör), Zeitmanagement und ein bisschen auch die Planung über 10-15 Jahre. Das man nicht alles überblicken kann und heute schon weiß, was in 5 Jahren geschweige denn in 10 Jahren oder 15 Jahren ist, ist klar, aber es sollte doch recht... nun, wie soll ich sagen, übersichtlich (?) sein, dass also keine gravierenden 'Übernacht-Veränderungen' mehr ins Haus stehen. Da findet sich zwar meistens auch eine Lösung, aber einen gewissen Gleichklang im Leben ist doch auch schön (für mich als ollen Spießer zumindest )
5.) So und nun abschließend würde ich dir erstmal empfehlen dich ehrenamtlich im Tierheim/Tierschutz zu engagieren (das hilft dir dann sicherlich auch ein bisschen deine Einsamkeit zu lindern, aus dir raus zu gehen, dir deine Langeweile/Unterforderung zu nehmen und du hast sogar noch die Möglichkeit für dich zu gucken ob ein Hund denn wirklich so romantisch ist, wie sich das viele vorstellen - die meisten wachen recht schnell auf, so romantisch ist die Hundehaltung nämlich nicht [immer]) oder du bewirbst dich als Gassigänger; dann kriegst du sogar noch ein bisschen Geld (gerade als Student kann man das immer gut gebrauchen, das kenne ich noch aus meiner Zeit ) und lernst somit auch die unterschiedlichsten Rassen, Größen und Charaktere kennen.