Ich denke mittlerweile leider auch so wie @Queeny87
Sich einen Hund auszusuchen, der einem optisch auch gefällt, finde ich nicht so schlimm. Allerdings, wie bereits vorher geschrieben, zu 100% wird es nie passen.
Ich erzähle dir mal ganz kurz von mir und wie ich zu Frau Fuchs (wahlweise auch Mrs. Dingo) kam. Eigentlich wollte ich einen Langhaar Collie, ganz Lassie eben, aber am Besten auch in dieser Optik. Leider wird diese Optik fast nicht mehr gezüchtet, zumindest ist mir kein Züchter bekannt, der diese Rasse in der Optik von vor 50-60 Jahren noch wirklich züchtet. Gut, also, Amerikanischer Langhaar Collie; dieser entspricht noch am Ehesten dem Typ, den ich mir vorstelle. Am Liebsten natürlich in Blue Merle. Ich mochte/mag Langhaar Collies natürlich auch und vor allem wegen ihres Charakters. Das war der Hauptgrund, wieso ich diese Rasse eigentlich wollte. Aber es durfte natürlich nicht nur irgendein Collie sein; Nein, die Optik musste natürlich auch gefallen. Irgendwann später, nachdem ich feststellte, dass es gar nicht so einfach war diesen Typ Hund, wie ich ihn (nur von der Optik her!) wollte, zu finden, stieß ich dann auch auf den Kurzhaar Collie und, er gefiel mir zwar nicht so toll wie der Langhaar Vetter, aber eine schöne Alternative allemal. Zumal er mir auch charakterlich wirklich zusagte.
Irgendwie ... Ich weiß nicht mehr genau wieso, aber das Hauptargument war meine Mutter, die mir ins Gewissen sprach und meinte, bei all meinen Anforderungen vielleicht doch mal nach einem Tierschutzhund die Augen offen zu halten. Denn ich hatte ein Dutzend Anforderungen an meinen ersten, eigenen Hund. So im Nachhinein betrachtet ... Ich war wirklich sehr kindisch und sehr auf dieses 100% bedacht. Ich wollte eben alles anders machen, alles besser, alles viel, viel ... Irgendwie eben viel von allem und nichts von dem, was unsere anderen Hunde gezeigt hatten (Hovawart, DSH in alter DDR Linie, Dackel, Neufundländer, Rottweiler, Mixe; das volle Programm eben, wenn man auf dem Dorf groß wird und die Eltern Hunde lieben).
Natürlich hatte ich auch da sofort Gegenargumente: Ja, aber die Abstammung, die Gesundheit, wer weiß wie ruiniert der Hund bereits ist, wie verzogen, vielleicht hat er einen Schaden, den niemand sehen konnte usw usf. Dennoch, wenn der Lebenspartner auf Nachtschicht ist, da hat man einiges an Zeit. Also doch mal frei nach dem Motto: "Nur gucken, nicht anfassen." recherchiert auf diversen Notportalen und plötzlich war da mein Mädchen. Ich kann dir gar nicht mehr sagen, was genau es war, wieso ich sie dann so dringend haben wollte. Sie hatte diverse Bilder, war abgemagert, schien aber menschenfreundlich und offen zu sein und nicht sonderlich scheu auf ihren Videos und Bildern. Ich hatte also nachts eine Anfrage geschickt, völlig Kopf- und Planlos und 2 Tage später ein sehr langes, schönes Gespräch mit der Pflegestelle. Und dann ging es irre schnell. Binnen von 2 Wochen zog die Dame bei uns ein. 45-50 Zentimeter hoch (ich habe ehrlich noch nie nachgemessen), vom Aussehen wie ein Dingo/Fuchs (auch vom Fell her; kurzes, eng anliegendes, sehr weiches Fell; dabei allerdings kaum wirklich haarend) und vom Verhalten her ... Noch schwierig zu sagen. Sie ist gerade einmal rund 14 Monate alt; also noch mitten in der Pubertät - Anfang Erwachsen-Werden; als wir sie abholten war sie aufgeschlossen, wild, verspielt und neugierig. Heute, mit mittlerweile jede Menge Erziehung bildet sich langsam heraus wie sie wirklich ist. Sie ist das, was ich immer wollte von einem Hund. Aufmerksam und konzentriert, aber keineswegs unterwürfig. Sie will verstehen, ja muss sogar verstehen um zu begreifen wieso und weshalb dieses ohne jenes Kommando jetzt gerade von Vorteil ist. Mit harter Hand lässt sie sich keineswegs führen, dann wird sie unsicher, scheu und verkriecht sich. Das heißt nicht, dass man mal nicht eine klare Ansage machen kann, aber immer fair und rücksichtsvoll. Sie ist enorm eigenständig, was nicht heißt, sie arbeitet nicht gerne mit mir zusammen; sie möchte einfach nur den Sinn verstehen wieso und weshalb es besser wäre mit mir zu arbeiten oder etwas für mich zu tun. Leckerlis, obwohl sie verfressen ohne Ende ist, sind da nur bedingt wirksam. Sie nimmt sie, sie freut sich, aber dafür was tun? Mit mir? Da versuchen wir immer noch einen Weg zusammen zu finden. Spielzeug ist zwar echt cool und so, aber hey, die Spur, die ich da gerade habe, ebenfalls.
Sie hat den sprichwörtlichen On/Off Knopf. Draußen Vollgas, wenn man was von ihr möchte; drinnen oder wenn man mal nicht so die Zeit hat, ruht sie sich bis in die Besinnungslosigkeit. Sobald man sie aber anspricht, ist sie sofort da ... Aber nicht mit dem WTP eines Collies. Sie ist da, aber sie ist ebenso in ihrer eigenen Welt. Sie weiß, was sich gehört und was nicht; aber ihr Freiheitsdrang ist enorm und, was ich von all unseren anderen Hunden so nicht kenne - Sie fällt ihre eigenen Entscheidungen und zwar deutlich stärker als ich es jemals bisher erlebt habe. Nicht mal von unserem Hovawart war ich so viel Eigenständigkeit gewohnt. Sie ist nicht ungehorsam, sie hat nur ihr eigenes Tempo und das muss ich respektieren.
Kurzum - Sie ist ein klasse Hund, auch wenn sie nicht der Optik eines Collies entspricht. Sie konnte problemlos und ohne langes Üben alleine bleiben, verträgt sich super mit meinem Kater und allen anderen Menschen, die ich gerne habe und ist rundherum ein problemloser Hund. Aber ihr fehlt der WTP in dem Rahmen, wie es vielleicht ein Labrador zeigt. Sie fragt nach. Sie entscheidet. Sie selektiert ihre Entscheidungen und sie hört, aber eben in ihrem Tempo und ihre Entscheidungen sind nichts weiter als Menschen- und Zivil-Verträglich. Sie läuft wie ein "Wolf" oder eben "Dingo". Federnd, leicht und immer in der typischen Hab-Acht Stellung. Und noch was, ihre Hüften und ihre Ellenbogen sind geröngt und absolut perfekt. Und das, obwohl sie ein Straßenhund aus Italien ist. Sie hat auch sonst keine gesundheitlichen Probleme.
Ich will damit nur sagen, dass es eben auch manchmal von Vorteil ist, ein bisschen mehr Kompromisse einzugehen und ein gewisses Risiko einzugehen. Im Endeffekt kommt es, bei aller Liebe zur Optik, eben doch auf den Charakter an, denn mit diesem lebst du 24/7/365 zusammen. Die Optik ist da ein Plus, aber glaube mir, sobald die ersten Probleme auftreten, ist und sollte dir die Optik sprichwörtlich sch*** egal sein.