@AnnetteV: Danke für Deine ausführlichen Erklärungen (und auch dafür, dass Du nicht behauptest, dass genau die eine Methode bei allen Hunden hilft).
Ich finde, es liegt ja irgendwie auf der Hand, dass Unruhe, Hibbeligkeit, Stressanfälligkeit verschiedene (oft multifaktorielle) Ursachen haben; entsprechend gibt es auch nicht die eine Lösung. Natürlich hilft ein ruhiger Halter (und kann man sich umgekehrt auch einen Hibbel heranziehen). Wie viel das hilft und wie genau man den Hund am Besten unterstützt, liegt am Einzelfall und der konkreten Situation.
Heute morgen ist Willi nach 45 Minuten Waldspaziergang zB einmal richtig hysterisch geworden, weil da 50m weiter ein Vogel saß (der irgendwie spannender war als die anderen 100 Vögel, die wir schon gesehen hatten...). Wir sind dann an der Stelle ruhig hin-und hergegangen, bis er sich einkriegen konnte und dann im Fuß daran vorbei konnte. Er muss sich bewegen und ich muss ihm einen Fokus anbieten durch das Fußlaufen, sonst beruhigt er sich nicht.
Ich habe es im Übrigen probiert, seine Unruhe auszusitzen. Nicht in einer Megastress-Situation, sondern bei schönem Wetter, nachdem er sich schon entleeren und bewegen konnte, auf eine Bank gesetzt und Hörbuch gehört, an einem ihm bekannten, ruhigen Ort. Er beruhigt sich auch nach 45 Minuten oder 60 Minuten nicht, im Gegenteil. Irgendwann fängt er aus Verzweiflung an, sich selbst zu beißen. Ich muss ihn also festhalten.
Was passiert ist folgendes: Je länger wir ruhig sitzen, desto heftiger reagiert er auf jeden Reiz - hier ein Windhauch, ein Geruch, da ein Blatt das sich bewegt, da knackt ein Ast, ... jede Muskelfaser maximal angespannt und sein Herz rast wie verrückt.
Klar, wenn ich da den ganzen Tag so sitzen würde (und nicht irgendwann selbst mal auf Klo müsste), würde er irgendwann wahrscheinlich "einschlafen" beziehungsweise zusammenklappen. Das hilft uns aber nicht, er lernt ja nur, dass Stillsitzen super furchtbar ist.
Deswegen machen wir das jetzt andersrum: wir machen kurze Pausen und gehen weiter, bevor es schlimm für ihn wird. Das funktioniert besser, vor allem wenn wir an immer der gleichen Stelle pausieren.
Also wie gesagt, ich hab versucht es auszusitzen, hilft nicht, und an einem gewissen Punkt wird "Konsequenz" auch zu Starrsinn. Willis Problem ist ziemlich eindeutig, dass er die Flut an Reizen nicht filtern kann. Darum schießt er sich dann meines Erachtens auch so ein auf einzelne Dinge wie dieser eine Vogel oder xy, weil es in dieser Reizüberflutung einen Fokus ermöglicht.
Darum kann er auch Fußlaufen, übrigens (oft) auch frei an anderen Hunden und Menschen vorbei, aber er kann nur sehr schlecht an lockerer, längerer Leine schnüffeln.Was ihm auch hilft, ist wenn andere Hunde mit uns laufen, auf die er sich konzentrieren kann.
Mein Fehler heute morgen war meines Erachtens, dass ich vorher schon hätte reagieren müssen auf sein recht hohes Erregungslevel und ihm einen ruhigen Fokus/eine Aufgabe bieten. Manchmal bin ich einfach zu verpennt
Sorry für den langen Text.