"Malus" - Simone Hirth
Eva verlässt das Paradies und geht nach Wien-Meidling, um ihr Glück zu finden und Freiheit zu erlangen - von Gott und von der Sorglosigkeit des Paradieses, die aber damit einhergeht, dass man bloß keine Fragen stellen soll, vor allem aber will sie Adam verlassen.
In Wien-Meidling begegnet sie der Büchereiangestellten (Maria) Magdalena, die ihr anbietet, sie bei sich zuhause aufzunehmen. Wie Eva ist auch Magdalena eine meist missverstandene Frau, die doch in Wahrheit nur eigenständig leben möchte, ohne all die männergemachten Vorschriften.
Dann aber stellt Eva fest, dass sie schwanger ist. Adam, der ihr die Trennung ohnehin übel nimmt, tut nun alles, um Eva die Scheidung und den Weg in ein selbstständiges Leben so schwer wie möglich zu machen - und auch Gott steht allein auf Adams Seite...
Dieses Buch ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich darauf einlässt, dann kann man es durchaus als literarisches Juwel bezeichnen! Allein die Idee, aus dem Paar im Trennungs-Clinch Adam und Eva zu machen und somit auch Fragen über Entstehung und Festigung des Patriarchats und die Rolle organisierter Religion dabei aufzuwerfen, ist ja schon echt clever, aber auch Simone Hirths Schreibstil trägt dazu bei dass dieses dünne Büchlein trotzdem ganz schön schwere Kost ist - und das soll es ja auch sein.
In den von Hirth so lebendig gemachten Situationen, in die die Protagonistin Eva gerät, können sich sicherlich viele, wenn nicht sogar die meisten, Frauen wiederfinden. Dabei wirkt das Buch aber nie moralinsauer, sondern beschreibt stets einfach nur, ob es um behördliche Hürden geht, den heutigen Umgang mit Schwangerschaft und Geburt, oder um Dating und Frauenfreundschaft.
Das Ende hat mich dann nochmal sehr aufgerüttelt und erschüttert, obwohl es uns eigentlich auch nicht überraschen sollte. Es ist schon eine große Leistung, wie gekonnt Hirth diese biblische Geschichte in die Gegenwart, ins Europa des 21. Jahrhunderts, geholt, und was sie aus diesem Stoff gemacht hat.