Interessanter Thread. Ich bin erst seit einem Jahr selbst Hundehalterin und habe das Gefühl, mich da in einem kontinuierlichen Lernprozess zu befinden. Von daher finde ich Schilderungen, wie andere Leute erziehen und warum, sehr spannend.
Ich bin Fan von positiver Hundeerziehung. Ich finde, Freude, Vertrauen, Verständnis und Achtung vor dem Wesen des Hundes sollten im Vordergrund stehen.
Mein Hund ist am besten mit Leckerlis zu belohnen und ich habe eigentlich auch fast immer welche dabei. Verbales Lob interessiert ihn eher weniger bzw. er nimmt es zur Kenntnis, "wartet" aber trotzdem aufs Leckerli.
Was Umweltbelohnungen betrifft, so würde ich diese eigentlich gerne noch öfters einsetzen, allerdings fällt mir dies manchmal noch schwer.
Ich nutze ein Markerwort und versuche derzeit auch, dieses sehr oft zu verwenden. Ich denke, ich werde auch öfters Markerspaziergänge machen, in denen ich gutes Verhalten markere, ohne zuvor etwas gefordert zu haben. Ich glaube, für mich ist das genauso wichtig wie für meinen Hund, denn man konzentriert sich ja doch meist eher auf das, was noch nicht klappt als auf das, was schon gut klappt. Dabei ist meiner im Grunde genommen bis auf das Ziehen an der Leine und die Aufregung bei einigen Hundebegegnungen eigentlich ja sehr unmkopliziert: er ignoriert Jogger und Radfahrer, hat keinen ausgeprägten Jagdtrieb, fährt in Öffis und Auto mit, kann alleine bleiben, ist sozialverträglich, ist weder aggressiv noch ängstlich.
Ich habe auch das Gefühl, bei den meisten Dingen, die nicht so klappen, wie ich mir das vorstelle, liegt es eindeutig an mir: weil ich zu ungeduldig bin, gerade schlechte Laune habe, mit den Gedanken anderswo bin, nicht "mit dem Herzen dabei" bin, eigentlich gerade gar keine Lust habe etc.
Aus diesem Grund erkenne ich immer mehr, wie wichtig es ist, dem Hund gegenüber fair zu bleiben, denn er kann ja nichts für meine Unlust oder schlechte Stimmung.
Was "Anschisse" betrifft: Ich habe das Gefühl, scharfe Worte interessieren meinen Hund nicht wirklich. Wobei ich halt auch sehr selten wirklich wirklich wirklich sauer auf ihn bin, und ich denke, das merkt er dann einfach, wenn der Anschiss halbherzig kommt. Generell halte ich den Umgangston aber gerne so freundlich wie möglich.
Im Forum habe ich schon mal ein paar Dinge gelesen wie "der dürfte bei mir ohne Aufforderung gar nix außer Atmen" und habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man einen Hund so stark einschränkt/reglementiert. Ich könnt's einfach nicht, aber im Grunde bin ich halt auch ein eher lockerer Typ. Ich bin nicht wahnsinnig verbissen oder perfektionistisch, übe mit meinem Hund sicher sehr viel weniger als viele andere im Forum und habe einfach nur das Ziel, einen Alltagsbegleiter zu haben, der in möglichst vielen Situationen ein möglichst unauffälliger Alltagsbegleiter ist. Andererseits gibt es dann wieder Situationen, in denen ich mich unter Druck setze, weil ich möchte, dass alles superduper klappt.