Ein Hund mit ausgeprägtem Schutztrieb ist anstrengend, man muß Situationen immer gut einschätzen und den Hund gut lesen können.
Das kann ich nur bestätigen. Meine Hündin hat ebenfalls einen ausgeprägten, aber recht sensiblen Schutztrieb. Ich kann mit ihr durch eine Gruppe Menschen gehen oder mich mit Leuten unterhalten und sie ist völlig entspannt. Spricht uns jedoch jemand unvermittelt an und sie merkt, mir ist das unangenehm, geht sie nach vorne. Ich lese nicht sie, sondern sie liest mich, sie merkt mir sofort an, ob eine Situation für mich ok ist oder nicht....bemerkenswert. Dabei ist sie überhaupt nicht aggressiv und ob sie zupacken würde, da bin ich mir aktuell gar nicht sicher. Sie stellt und verbellt. Laute und hektische Situationen mag sie nicht, meist drängt sie sich dazwischen, um zu trennen.
Den Wachtrieb kann ich bei ihr sehr gut abgrenzen. Im Haus meldet sie die wirklich nur gruseligen Geräusche, d.h. knurrt oder wufft der Hund nachts im Bett, dann muss Männe gucken gehen...ohne berechtigten Grund würde sie das nicht tun. Fremde oder Besucher werden im Haus auch gemeldet, wenn ich ihr aber signalisiere, dass es ok ist, lässt sie sich auch in ihr Körbchen schicken.
Mein Schäferhundrüde davor hatte einen sehr ausgeprägten Schutztrieb. Mit dem konnte ich nachts durch den Wald gehen. Er hätte auch getackert, hat er auch einmal. Im normalen Alltag musste das aber sehr speziell, vorausschauend und sorgsam getimt werden. Wenn man sich der Tatsache bewusst ist und mit so einem Verhalten umgehen kann, aber durchaus machbar. Wach- und Schutztrieb konnte ich bei ihm nicht wirklich auseinanderhalten, da ging eins ins andere über. Erst die Warnung und dann die Attacke...würde ich so heute nicht mehr haben wollen. Allerdings war er bei ihm bekannten Menschen und auch Kindern eine Seele von Hund.
Wobei mir heute sehr bewusst ist, dass ich es bei meinem Schäfi einfach verpasst habe, seinen Schutztrieb in die richtigen Bahnen zu lenken und entsprechend zu trainieren. Ich habe sein Verhalten, was ja nicht von Anfang an so war, sondern sich eigentlich mit der Geburt meines ersten Kindes in der Form entwickelte, so hingenommen, anstatt in eine andere Richtung zu trainieren. Ein ausgeprägter Wach- und Schutztrieb muss kontrolliert sein und je mehr ein Hund davon hat, umso mehr muss er meiner Meinung nach trainiert werden.
Bei meiner Hündin, die ja auch eine deftige Portion Malinois in sich hat, gepaart mit dem Selbstbewusstsein vom Ridgeback, hat das passabel funktioniert. Wobei es jeden Tag aufs Neue trainieren und Sicherheit geben heißt. Sie ist quasi meine kleine Lebensaufgabe, die immer wieder daran erinnert werden muss, dass Frauchen sagt, wie es gemacht wird