Ich habe zwar an anderer Stelle schon einmal zu dem Thema gepostet (https://www.dogforum.de/index.…3272/?highlight=Silvester), aber hier passts auch hin.
Ich sehe das mit den Psychopharmaka kritisch und man darf hier auch nicht einfach den Vergleich zu sich selbst herstellen. Im Gegensatz um Menschen ist der Hund ein Instinkt geleitetes Tier, das mit Psychopharmaka anders "umgeht". Ganz will ich solche Mittel nicht ausschließen, aber wirklich nur als allerletzte Maßnahme. Psychopharmaka können nämlich sehr unerwünschte Effekte hervorrufen. Dabei kann der Hund äußerlich ruhig erscheinen und dennoch einen Albtaum erleben, in dem er sich in der sedierten Phase der angsteinflößenden Situation handlungsunfähig ausgeliefert fühlt. Wie in einem Traum, in dem man schreien oder flüchten will und nicht kann.
Silvester wird immer ein Härtetest für Hunde sein und bleiben, zumindest solange die Leute zu Silvester Feuerwerkskörper abfeuern. Selbst Menschen erschrecken sich oft bei den plötzlich explodierenden Böllern. Hunde können das Ganze nicht verstandesmäßig verarbeiten. Vor dem Hintergrund, dass er nicht verstehen kann, dass das Feuerwerk harmlos ist, ist die Todesangst eigentlich sogar folgerichtig. Es ist eher unnatürlich, wenn ein Hund die Ruhe selbst ist, obwohl neben ihm ein Kanonenschlag explodiert. Daher wird man seine Fellnase wohl nie Angstfrei bekommen. Trotzdem kann man einige Dinge ausprobieren, um das Angstlevel zu verringern.
Beruhigungsmittel für den Hund können sein ...
Geräusch-CDs mit den typischen Silvestergeräuschen drauf. Mit diesen wird der Hund konfrontiert, damit er sich daran gewöhnen kann. Es soll aber Hunde geben, bei denen das nicht funktioniert, da sie irgendwie merken, dass die Geräusche nicht echt sind.
Dann gibt es die Hundeberuhigungswesten, wie das Thundershirt. Dabei wird durch den Körperdruck ein Feeling erzeugt, das den Hund beruhigt.
Hört sich wie Hokuspokus an, aber so abwegig ist es gar nicht, wenn man weiß, dass es bei Menschen auch funktioniert. So schafft man es ja auch durch das sogenannte Pucken - ein enges Wickeln - ein Baby zu beruhigen und zum Einschlafen zu bewegen. Das machen Indiovölker schon seit ewigen Zeiten. Ich selbst habe letztes Silvester das Thundershirt an einem Angsthund probiert. Frei von Angst sieht anders aus. Er hat stark gezittert, aber das Angstlevel war niedriger als früher. Vielleicht hätte ich ihm aber auch das Shirt nicht erst am Silvestertag, sondern schon eine Woche vorher anziehen sollen ... muss ich das nächste mal ausprobieren.
Die lauten Außenreize sind starke Stressoren für Hunde, vor allem, weil ihr Gehörsinne und der Riechsinn deutlich sensibler sind, als bei uns Menschen. Zusätzlich ist der Hund dann auch noch dem Boden und somit den Knallkörpern, näher. Man kann nun versuchen die Ohren und Nase vor diesen Reizen mit einer Augenbinde und Gehörschutz zu schützen. Man kann es mal mit einem Gehörschutz für Menschen (keine Ohrstöpsel) und einer Schlafmaske probieren. Ansonsten gibt es dafür auch spezielle Produkte für den Hund.
Dann ist Adaptil, ehemalig D.A.P, zu nennen. Das enthält einen Duftstoff (Pheromon), der beruhigende Wirkung haben soll.
Das Produkt Zylkène enthält ein Protein, welches in Milch der Mutter enthalten ist und den Welpen während und nach dem Säugen entspannt und beruhigt. Das macht man sich hiermit zu Nutzen.
Dann noch Homöopathie und Bachblüten zu erwähnen. So bspw. Aconitum D12 Globoli, Arnica D12 Globoli, Borax, Phosphor, Lycopodium und für die Akutsituation Rescuetropfen. Die Wirkung von Mittel der Homöopathie und Bachblüten wird sehr kontrovers diskutiert.
Noch ein paar Vorschläge für den stressigsten, aller Tage - den Silvestertag:
Um den Jahreswechsel herum (drei Tage vor und drei Tage nach Silvester) den Hund draußen nie ableinen. Es ist viel zu gefährlich dass der Hund panisch ausreißt, nachdem irgendwo unerwartet ein Silvesterböller explodiert. Das kann verheerende Folgen habe, wenn der Hund auf die Strasse rennt und dabei unter die Räder kommt. Oder sie verschwinden in der Wildnis um sich zu verstecken. Die Tierheime füllen sich zu jedem Jahreswechsel mit verängstigten ausgerissenen Hunden, die aufgegriffen wurden.
Nach Möglichkeit nur in ruhigeren Zeiten Gassi gehen, auch wenn das nicht wirklich einfach einzuschätzen ist. Für den Gassigang in dieser Zeit idealerweise aufs Land fahren, fernab der nächsten Ortschaft. Den Hund dennoch angeleint lassen. In der Silvesternacht packen einige Hundehalter ihren Vierbeiner in das Auto, damit sie mit ihm auf die Autobahn fahren können. Dann ist dort fast kein Verkehr und im Raum des Autos ist es verhältnismäßig ruhig, sofern man weit genug von der nächsten Ortschaft oder Stadt entfernt ist. Auch ist man dann seinem Hund ganz nah.
Die Fenster in der Silvesternacht abhängen, bzw. abdunkeln, damit der Hund die Lichtblitze nicht sieht.
Falls der Hund nicht zu panisch ist, kann man versuchen seiner Fellnase mit jedem Böller besondere Leckerchen zu geben.
Viele Hunde wollen sich verstecken und verkriechen sich dabei an den unmöglichsten Stellen, wo sie u.U. aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen können. Am besten, man baut seinem Hund einen Raum, in den er sich zurückziehen und verstecken kann. Das kann eine dunkle und schallgeschützte Kiste.
Dann soll es noch Halter geben, die ihrem Hund Eierlikör verabreichen. Hier wird eine Menge von nicht mehr als 1 bis 2 Esslöffel empfohlen, bei einem Hund von 20 bis 30 kg Körpergewicht. Dabei soll man ihm den Eierlikör am Mittag des Silvestertages geben und unter Umständen etwas zugeben, wenn die Wirkung am Abend nachlässt.
Die Mittel würde ich einfach mal durchprobieren, weil da jeder Hund darauf anders reagiert. Ansonsten können die erwähnten Mittel miteinander kombiniert werden. Wichtig ist vor allem bei einigen Maßnahmen (nicht den Eierlikörtipp ;-)), dass man früh genug damit anfängt und nicht erst drei Tage vorher, denn Training benötigt Zeit, zum Beispiel die "Geräuschtherapie". Man sollte aber schon Wochen vorher damit anfangen, diese Geräusche abzuspielen. Aber auch beim Hundeberuhigungsshirt kann es bis zu mehreren Wochen dauern, bis eine Wirkung erkennbar ist. Vor dem Hintergrund ist gerade jetzt der richtig Zeitpunkt, um seinen Hund auf Silvester vorzubereiten.
Auch wenn zu Silvester das ganze eskaliert, Angst ist bei vielen Hunden auch das ganze Jahr über ein Thema. Selbst wenn das ein oder andere Mittel zu Silvester versagen sollte, dann kann es im Alltag deutlich wirksamer sein. Auf der Seite http://www.hundeberuhigungsmittel.de geht es um darum, wie man seinem Hund bei der Angstbewältigung helfen kann. Dabei werden viele Möglichkeiten und Mittel gezeigt, wobei der erwähnten Hundeberuhigungsweste besonderes Augenmerk geschenkt wird. Neben dem Thundershirt werden weitere Shirts vorgestellt und miteinander verglichen.