Ich melde mich mal wieder zurück und zwar mit guten Neuigkeiten: Bei uns ist es tatsächlich wieder wesentlich entspannter geworden. Ich habe mich zwar nicht ganz an das Nullprogramm halten können, aber mit deutlich kleinerem Programm und mit weniger, ganz bewusst ausgesuchter Beschäftigung hat sich der Stress bei uns doch wesentlich reduziert! Entspannt spazieren gehen ist wieder möglich, wenn auch nur mit ganz ganz viel Management. Also zu eher unüblichen Zeiten oder bei Regen über die Wiesen oder so. Klar, gibt es auch Rückschritte, aber im Großen und Ganzen geht es doch langsam wieder bergauf. Vom Hundeabitur sind wir zwar noch meilenweit entfernt, aber Kindergarten funktioniert schon halbwegs!
Dafür macht mir aber ein anderes Thema etwas Bauchschmerzen: Wir waren am Wochenende zu einem Klicker-Seminar mit drei Hündinnen. Es dauerte etwa fünf Stunden, wovon die meiste Zeit Theorie war und die Hunde Pause hatten, also entweder angeleint neben uns liegen mussten oder auch frei miteinander spielen durften. Übungen mit den Hunden selbst gab es nur vier oder fünf ganz kurze, bis auf die letzte Übung war auch nichts Neues dabei. Die musste ich aber abbrechen, weil die Ablenkung zu groß war (duftende Wiese) und Charly absolut unfähig war, sich auf mich zu konzentrieren. Ich habe vorher lange überlegt, ob ich mit ihm überhaupt teilnehme, weil ich mir sowas schon dachte. Aber ich traue dem Trainer einiges zu und wollte es darum mal wagen, in einem überschaubaren Rahmen unter Ablenkung und Anleitung Charly ein bisschen zu testen.
Das traurige Fazit: Charly stand permanent unter Strom, die Verstaltung war extrem stressig für ihn, obwohl alles sehr sehr ruhig und kontrolliert ablief. Er hing ständig auf den Hündinnen, wobei eine kastriert, die andere sehr alt (die ließ er eher in Ruhe) und die dritte sehr jung war - also allesamt ganz weit von läufig entfernt. Wir haben die Hunde dann natürlich immer getrennt bzw. Charly dann nicht mehr zu den Hündinnen hingelassen. Aber dann war er auch gefrustet, hat markiert wie ein Weltmeister und war nicht mehr Herr seiner Sinne. Auf der Wiese war er auch nur mit Schnüffeln und markieren beschäftigt und hat noch nicht mal gemerkt, dass nebendran eine gut befahrene Straße war. Zwischendurch habe ich ihn für ruhiges Verhalten gelobt und als er sich zu mir umdrehte, habe ich gesehen, wie er mit den Zähnen klapperte.
Mein Hundetrainer riet mir schon zum wiederholten Mal zur Kastration, obwohl er das nicht in jedem Fall befürwortet (das gibt es ja auch). Und das geistert mir nun schon die ganze Zeit im Kopf rum. Also unters Messer will ich Charly keinesfalls gleich legen, aber ich denke über den Hormonchip nach, um einfach mal auszutesten, welchen Einfluss sein jetziger Hormonstatus auf sein Verhalten hat. Ich erhoffe mir davon natürlich, dass er draußen etwas ansprechbarer wird, sodass ich auch im Training mit ihm weiter voran komme. Wenns in die Hose geht, dann ist es ja zumindest nichts endgültiges. Andererseits plagt mich das schlechte Gewissen, weil ich denke, dass das vielleicht einfach nur eine Führungsgeschichte ist und das Problem nicht wirklich beim Hund sondern eher bei mir liegt und sich mit zunehmender Erfahrung meinerseits auch legen würde. Da wäre der Chip aber - vorausgesetzt er macht Charly draußen wirklich ansprechbarer - vielleicht auch nicht schlecht, um einfach diese Phase zu überbrücken, in der wir beide viel lernen müssen und das am besten ohne Ablenkung durch duftende Hündinnen und kastrierte Rüden (da hat er auch mächtig Herzchen in den Augen). Ich bin gerade hin- und hergerissen, ob ich den Versuch mal wagen sollte. Was meint ihr dazu?
Das oben beschriebene Problem mit dem Berner besteht unabhängig davon übrigens immer noch. Wäre toll, wenn jemand da noch was zu sagen könnte! Danke euch!!!