Beiträge von Billi

    Ich bin gerade total frustriert und muss mich mal wieder hier ausheulen. Ich habe ja schon geschrieben, dass es bereits viele Fortschritte gibt, aber auch viele Rückschritte: An Tag A habe ich einen aufmerksamen Hund, der bei jedem Auto brav zu mir schaut oder es einfach ignoriert, an Tag B habe ich einen wildgewordenen Kläffer, der jaulend und schreiend in der Leine steht, sobald ein Auto vorbeifährt und auf nichts mehr reagiert. Heute war Tag B und ich bin genervt.


    Ich habe dank dem Tipp mit dem Tagebuch schon ein paar Auslöser in Verdacht: Zum Beispiel bin ich letztens mit ihm am Springer Fahrrad gefahren - ein relativ schmaler Feldweg, der eigentlich für den normalen Verkehr gesperrt ist. Trotzdem kamen uns drei oder vier Autos entgegen. Und auf dem Fahrrad hab ich ja keinen großen Einfluss mehr auf den Hund und noch schlimmer: Er kann nicht weg. Zu allem Übel ist dann auch noch ein freilaufender Hund in uns reingebrettert und das Chaos war perfekt. Am nächsten Tag habe ich deutlich gemerkt, dass ich mir damit einiges an Training kaputt gemacht habe.


    Heute war es auch wieder ganz schlimm. Möglicher Auslöser: Gestern war ich mit ihm im Auto unterwegs und musste danach noch mitten im Lieferverkehr durch eine Fußgängerzone laufen und anschließend an einer stark befahrenen Straße zum Büro und nachmittags zurück (nur ohne Fußgängerzone). Also wieder die Situation Hund im Verkehr und kann nicht weg. Nur, gestern bin ich ein paar Stunden nach der Autofahrt genau denselben Weg mit ihm gelaufen wie heute und es war alles in Ordnung!?! Warum dreht er dann erst heute durch?
    Und was heißt das konkret für mich? Immer einen Tag mit mehr Action mit einem Langeweile-Tag abwechseln? Oder jegliche möglichen Aufreger erstmal so gut es geht meiden (was schwierig ist)?


    Am heikelsten ist sein Verhalten momentan im Büro. Unzählige Leute können reinkommen oder draußen an der Glastür vorbei ins Nachbarbüro gehen und es passiert nichts. Zwischendurch gibt es aber dann mal ein oder zwei Situationen, wo er knurrend unter dem Tisch liegt und dann auch richtig aggressiv kläffend nach vorne geht, auch bei Leuten, die er eigentlich kennt und mag. Und das geht natürlich gar nicht, ich hab ja noch nicht mal ne Erlaubnis, ihn mitzunehmen. Männer mit Schnäuzer und Hut kläfft er immer an und ansonsten habe ich die Theorie, dass es daran liegt, wie die Leute reinkommen. Eher abwartend und zögerlich (=kläffen) oder ganz selbstverständlich (=Hund ruhig). Wir haben auch noch ne Glastür im Büro und ich sitze mit dem Rücken dazu, der Hund sieht also generell alles vor mir. Ganz schlimm ist, wenn die Leute vor der Tür stehen bleiben und reingucken. Bei meinem Freund im Büro macht er hingegen keinen Mucks, sondern ist der beste Bürohund, den man sich vorstellen kann.


    Dadurch, dass ich sonst fast rund um die Uhr mit dem Hund zusammen bin, liegen meine Nerven gerade etwas blank. Dieses aggressive Gekläffe, sobald irgendein Geräusch die Ruhe stört oder jemand kommt - ja, ich weiß, es ist ein Spitz. Er soll ja auch anschlagen, wenn was ist (außer im Büro). Aber er soll halt auch wieder aufhören. Ich kann ihm einfach nicht klar machen, dass er da nichts zu regeln hat. Er reagiert auf kein Abbruchkommando und selbst, wenn man ihn auf seinen Platz schickt oder ihm ein anderes Kommando gibt, bellt er weiter, während er das Kommando ausführt. Sogar wenn die Situation schon längst vorbei ist, muss er nochmal nachwuffen.


    Also, ich bekomme ihn schon manchmal ruhig. Ich schicke ihn dann auf seinen Platz, wenn er dann nochmal bellt sage ich "Aus!" und wenn er ruhig ist, dann bekommt er was zu fressen oder er wird gestreichelt. In 90 Prozent der Fälle kann ich mich aber in solchen Situationen nicht um den Hund kümmern, sondern muss sein Verhalten ignorieren, die Tür zumachen bzw. ihn anleinen und mich um den "Eindringling" kümmern. Und dann wird gekläfft und gekläfft, bis derjenige weg ist. So kommen wir natürlich keinen Schritt vorwärts...


    Ich bin gerade mal wieder überfordert mit der Vielfalt der Baustellen und hab das Gefühl, mit dem bisherigen Training keinen Schritt weiterzukommen, einfach weil es so viel ist, was es zu trainieren gäbe. Bis zum nächsten Termin beim Hundetrainer dauert es leider noch etwas. Wo setzt man denn in so einem Fall an? Vielleicht erstmal nur wenig und dafür etwas Grundlegendes trainieren statt je nach Situation mal dies, mal das? Die schlimmsten Sachen erstmal meiden und dann nochmal ganz langsam von vorn anfangen? Oder einfach weitermachen wie bisher und hoffen, dass sich irgendwann der Schalter umlegt? Am liebsten würde ich ihn ja erstmal gar nicht mehr mit zu mir ins Büro nehmen, wenn ich ehrlich bin. Aber auf Dauer geht das halt auch nicht, sonst streikt mein Freund, der ihn zwar mag, aber keinen Bock auf Gassigehen hat.

    Hallo zusammen,


    ich melde mich mal wieder zurück. Den Trainer habe ich bisher noch nicht wieder kontaktiert, sondern habe am Donnerstag erstmal einen Termin bei einer günstigeren Trainerin in der Nähe ausgemacht. Wie gut die ist, weiß ich aber noch nicht. Das mag jetzt blöd klingen, aber der Hund gehört mir ja noch gar nicht und seine jetzige Besitzerin lässt sich Zeit, was den Vertrag und die Übergabe angeht, weshalb ich im Moment bei den Ausgaben für diesen Hund etwas auf die Bremse trete, bis alles geregelt ist. Ich habe aber trotzdem nach Traineranweisung geübt, was die Autos angeht. Letztens sind wir in unbekanntem Gebiet an einer vielbefahrenen Straße vorbeigekommen (ließ sich nicht vermeiden) und Hundchen hat mich von sich aus jedesmal brav angeschaut, wenn ein Auto gekommen ist und wollte sich sein Leckerchen abholen. Man, war ich stolz! :applaus: Auch die Aufmerksamkeitsübungen zeigen schon erste kleine Früchte. Rückschläge gibt es natürlich auch zur Genüge. :muede: Aber gut, wir üben ja auch noch nicht so lange.


    Heute musste ich mich aber echt zusammenreißen, um den kleinen :fluchen: nicht auf der Stelle zu erwürgen. Ich weiß, ich bin selbst Schuld, ich hätte ihm noch nicht so viel zutrauen dürfen... Das ist passiert: Hundchen saß an der Schleppleine angeleint im Hof und hat uns bei der Arbeit zugeschaut. Die Enten sind an ihm vorbeigewatschelt, ohne dass er irgendeine Reaktion gezeigt hätte. Er ist ja auch immer beim Ausmisten, Stall öffnen und Stall schließen dabei und weiß, dass er die Tierchen in Ruhe lassen soll. Das üben wir nebenbei quasi mehrmals täglich und das klappt auch ohne Leine, solange man nah genug am Hund ist, um ihn gegebenenfalls zu ermahnen. Das ist aber nur noch sehr selten nötig. Zwischendurch kam auch meine Katze vorbei - nichts passiert. Und plötzlich, aus heiterem Himmel (Langeweile?), hetzte er ihr nach. Er sah dabei aber nicht so aus, als ob er nur spielen wollte, das war meiner Meinung nach schon recht ernst! Die beiden können sich eh nicht leiden, im Haus ist lediglich Waffenruhe angesagt. Ich hab manchmal den Eindruck, auf Katzen hat er einen richtigen Hass (das wäre allerdings auch nicht verwunderlich, er soll von den Katzen seiner Vor-Vorbesitzerin regelmäßig verdroschen worden sein). Jetzt mache ich mir natürlich Gedanken, ob man ihm das Verhalten überhaupt noch abgewöhnen kann. In dem Antijagdtraining-Buch steht ja zum Beispiel, dass man auch bei erfolgreichem Training immer mit offenen Augen spazieren gehen muss. Aber der Spitz soll ja Hofhund werden und auch draußen immer mit dabei sein - da hat man einfach nicht immer einen Blick auf den Hund und das ganze Drumrum. Meint ihr, das kann der Hund noch lernen? Ich darf mir gerade von allen Seiten anhören, dass sowas nur klappt, wenn der Hund das von klein auf kennenlernt. Stimmt das?!? :verzweifelt:

    Ich kann jetzt zwar nicht viel zum Thema beitragen, aber ich hab grad auf die Züchterseite geklickt und kenne zufällig jemanden, der von dort einen braunen Labrador hat. Der Rüde ist riiiiesig! Er wiegt ca. 50 Kilo und hat dabei schon Idealgewicht. Ich weiß nicht, ob das für einen Labrador-Rüden normal ist, aber wenn ich an den Zuchtrüden vorbeifahre (die sind von der Straße aus in ihren Zwingern zu sehen), dann sind die alle sehr bullig. Bei dem mir persönlich bekannten Labrador hängen die Lefzen und Augenlieder runter, wie bei ner Dogge. Ich weiß nicht, ob das normal ist, weil ich mich mit dem Rassestandard vom Labrador nicht auskenne, aber dieser Typ Labrador gefällt mir persönlich nicht. Will jetzt aber niemanden schlecht machen, sondern nur meine persönlichen Eindrücke schildern. Vielleicht sieht aber so auch die Show-Linie vom Labrador aus, keine Ahnung. Die Hundehalterin ist jedenfalls sehr zufrieden mit ihrem Labbi. Er ist ein ganz freundlicher Hund.

    Hmmm, okay. Also kann ich wohl auch bei den Autos von Angstaggression ausgehen. Das heißt also für mich, noch kleinschrittiger vorgehen und schlimme Stressauslöser meiden, oder?


    Wir haben ja einen sehr guten Trainer, leider macht er das aber nur nebenberuflich und wohnt auch etwas weiter weg. In der Nähe gibt es noch maximal einen, der positiv arbeitet, ansonsten wird mir hier der Reihe nach Sprühhalsband, Leinenruck und Wasserflasche empfohlen. Bei unserem Trainer hatten wir aber erst zwei Stunden und da hat der Hund auch noch lange nicht die ganze Bandbreite an Macken gezeigt, die er jetzt hat. Da dachte ich noch, das Jagen wäre unser größtes Problem. Der Trainer war am Anfang erstmal entsetzt über den emotionalen Zustand des Hundes und hat uns dann zum Vertrauensaufbau geraten und uns ganz ausführlich das Clickertraining erklärt und uns bei den ersten Schritten angeleitet. Und uns eben das theoretische Vorgehen bei dem Autoproblem erklärt, weil der Hund das in der Stunde mit dem Trainer partout nicht gezeigt hat (es hat in Strömen geregnet).


    Aber die Umsetzung ist so müßig. Vor allem, weil sich die Macken in der letzten Zeit erst richtig aufgebaut haben und man das Gefühl hat, einen Schritt vor und zehn zurück zu machen. Wobei der Gipfel ja jetzt langsam erreicht sein müsste, also kann es ab jetzt ja eigentlich nur noch vorwärts gehen!


    Wie oft ist denn so eine Einzelstunde beim Trainer sinnvoll? Reicht es, wenn wir das einmal im Monat beibehalten? Einen Goldesel hab ich ja leider auch nicht.

    Vielen vielen Dank für eure Antworten! Das hilft mir wirklich schon ungemein weiter, auch wenn mir jetzt natürlich erstmal der Kopf raucht. Ich glaub, ich habe wesentlich mehr zu lernen, als der Hund!


    Bei uns angekommen ist der Hund schon. Das hat man richtig gemerkt. Anfangs hat er ja noch Angst vor uns gehabt und ist jedes mal zusammengezuckt und hat beschwichtigt, wenn wir eine falsche Bewegung gemacht haben. Das hat dann irgendwann ziemlich spontan aufgehört, zeitgleich haben auch die Macken angefangen.


    In den ersten Wochen hat er sich nämlich weder für Autos noch für andere Hunde interessiert. Selbst entgegenkommende Leinenpöbler hat er total ignoriert. Man, war das eine schöne Zeit! Wenn ich nicht wüsste, dass er die Macken schon bei den Vorbesitzern sehr ausgeprägt gezeigt hat, hätte ich ja schwören können, dass wir ihm das Verhalten versehentlich antrainiert haben. Trotzdem oder gerade deswegen verstehe ich seine Motivation dahinter nicht.


    Bei Autos zum Beispiel - Thema Angst oder Aggression: Wenn richtig viele Autos vorbei fahren, schaut er hinterher und beschwichtigt oder drückt sich, falls vorhanden, an der Häuserwand lang und beschwichtigt ebenfalls. Das würde ja für Angst sprechen. Auch das panische Schreien, wenn zum Beispiel die Nachbarin wie auf der Rennstrecke mit wenigen Zentimetern Abstand an uns vorbei rast und kurz hinter uns noch extra beschleunigt (da hab ich selbst Schiss).


    Wenn uns aber allein auf weiter Flur ein Auto entgegen kommt, dann ist er entweder so mit Schnüffeln beschäftigt, sodass er weder das Auto noch eine Belohnung meinerseits registriert, oder aber er spitzt die Ohren, fixiert, zieht manchmal noch die Lefzen hoch und schießt los, sobald das Auto vorbeifährt. Da ist kein Zeichen von Angst zu sehen. Ich weiß auch, dass er bei den Vorbesitzern im Garten gerne die Autos am Zaun entlang gejagt hat. Also: Auto kommt, Hund rennt zum Zaun und kläfft, Auto fährt vorbei, Hund rennt ums Haus rum (steht in ner Kurve) und kläfft das Auto im Vorbeifahren nochmal an. So ähnliche Situationen habe ich mit ihm auch öfter. Da scheint es ihm richtig Spaß zu machen, den Autos aufzulauern und dann hinterherzujagen. (Ich lasse ihn natürlich nicht)


    Das Verhalten finde ich irgendwie total widersprüchlich. :verzweifelt: Hat er nun Angst oder jagt er Autos, weil es ihm Spaß macht bzw. er sich das bei den Vorbesitzern im Garten so angewöhnt hat? Und warum hat er das alles in der Anfangszeit nicht gezeigt? Wenn er Angst vor Autos und anderen Hunden hat, hätte man das da doch auch schon merken müssen, oder? :ka:

    Rasse wird in meinem nächsten Thread verraten ;-) Es haben sich nämlich nun noch viele Fragen zur Erziehung aufgetan, darum habe ich an der entsprechenden Stelle jetzt nochmal etwas verfasst. Der Kerl ist für mich schon eine richtige Herausforderung! Aber wir haben ihn beide liebgewonnen und hoffen nun nur noch, dass wir uns mit seiner jetzigen Besitzerin vernünftig einigen können, was die Übergabe angeht.

    Hallo ihr Lieben,


    nachdem mein Lebensgefährte und ich vor ca. drei Monaten relativ spontan einen Hund aufgenommen haben und er nun bleiben soll, habe ich als Hundeneuling gaaaaanz viele Fragen zum Thema Erziehung. Es handelt sich bei dem Hund um einen 2,5-jährigen Spitzrüden, der schon viel Mist erlebt hat. Er ist ein ganz liebes Tierchen, aber leider eben auch kein unbeschriebenes Blatt mehr. Wir wären dann die vierten Besitzer.


    Neben so verschiedenen kleinen Problemchen haben sich nach und nach mehrere größere herauskristallisiert: Er hat eine ausgeprägte Leinenaggression Artgenossen gegenüber. Er jagt Vögel und Geflügel, wenn er nicht ausgelastet ist. Bei Katzen rastet er draußen total aus und will in jedem Fall uuuuuunbedingt hinterher. Wir haben ein großes, nicht komplett einzäunbares Grundstück, auf dem sowohl unser Geflügel als auch unsere Katze frei herumläuft. Im Garten muss also meist die Schleppleine dran. Ohne Leine geht er auch ganz gerne alleine auf Wanderschaft. Ich habe auf Empfehlung das Buch „Antijagdtraining“ von Pia Gröning gekauft und gelesen und versuche im Moment, das Geschriebene umzusetzen. Der Hund ist sehr selbstständig und achtet von sich aus nur wenig auf uns. Hier eine höhere Aufmerksamkeit zu erreichen, ist im Moment mein größtes Ziel. Ich kann auch schon den einen oder anderen winzigen Erfolg verbuchen.


    Trotzdem weiß ich manchmal gar nicht, wo ich mit dem Training anfangen soll: die Leinenaggression, das Jagen oder erstmal Grundgehorsam? Im Moment liegt mein Hauptaugenmerk auf den Autos, weil das für alle Beteiligten die gefährlichste Macke ist. Unser Hundetrainer hat gesagt, wir sollen uns einen ruhigen Feldweg suchen, von dem aus man auf eine Straße blicken kann und uns in einem Abstand, in dem der Hund noch ruhig und entspannt ist, die Autos schön klickern und den Abstand immer weiter verringern. Das habe ich versucht, aber komischerweise ist der Hund auf ruhigen Feldwegen wesentlich schlechter auf Autos zu sprechen als mitten in der Stadt. Ich klickere jetzt also an Kreuzungen die Autos schön und versuche mich langsam an die Feldwege ranzutasten. Nur kann ich leider nur meinen Hund erziehen, nicht aber die Autofahrer. Wir haben hier ein paar Spezialisten, die es lustig finden, uns in ruhigen Nebenstraßen direkt anzuhupen, damit der Hund austickt. Eine ignorante Nachbarin fährt aus Prinzip so aggressiv, dass selbst ich Angst bekomme und der Hund dann nicht nur kläfft, sondern richtig panisch schreit. Und bei den Abendrunden treffen wir dann oft auch noch auf Jugendliche, die so richtig schön mit quietschenden Reifen durch die leeren Straßen pfeifen. Ich nehme an, dass aus genau diesem Grund der Hund an belebten Straßen nicht so schlimm auf Autos reagiert, weil die Spinner sich da aufgrund des Verkehrs zurückhalten müssen. Aber ist nicht jedes dieser Erlebnisse wieder ein riesiger Rückschritt? Müsste ich solche Situationen meiden? Der Hundetrainer sagte, ich soll, wenn ich merke, der Hund ist nicht mehr ansprechbar, einfach mit ihm ins Feld reinlatschen, Hauptsache weg vom Auslöser. Aber das kann ich in der Stadt nicht machen, da sind Zäune und Mauern im Weg, also bleibt nur Hund festhalten und hoffen, dass der Reiz schnell weg ist. Sollte ich hier vielleicht anders anfangen und mich wirklich erstmal auf Feldwege schlagen? In der Stadt funktioniert es schon sehr gut, nur der Weg dahin und wieder zurück ist oft ein Spießrutenlauf.


    Da sind dann nämlich auch noch die anderen Hunde. Wie reagiere ich richtig, wenn meiner an der Leine total austickt? Im Prinzip würde ich es ähnlich angehen wie mit den Autos, aber auch den anderen Hunden kann ich nicht immer ausweichen. Beim letzten unausweichlichen Hundekontakt habe ich ihn immer wieder belohnt, wenn er auf Ansprache zu mir geguckt hat. Als der andere Hund dann aber an uns vorbei lief, hat er auf nichts mehr reagiert, ist explodiert und hat sich volle Kanne in die Leine geschmissen. Ich habe ihn mir dann mehr oder weniger unter den Arm geklemmt. Also ich hab ihn nicht hochgenommen oder so, sondern bin runter und hab ihn so halb umarmt und dann war er auch sofort wieder ruhig. Dann bin ich mit ihm zügig in die andere Richtung weitergegangen. Was anderes ist mir in dem Moment nicht eingefallen. War das richtig oder hätte ich anders reagieren müssen? Es ist übrigens vollkommen egal, ob der andere Hund groß oder klein, Rüde oder Hündin ist. Nur Hunde, die er schon kennt und mag, kläfft er nicht an.


    Wegen dem Grundgehorsam war ich jetzt auch schon einmal in der Hundeschule. Das kann ich aber erst weiter verfolgen, sobald der Hund uns auch offiziell gehört und ich Impfpass und Versicherungsnachweis habe. Der erste Versuch war aber schon eine halbe Katastrophe. Der Hund kennt ja keine Hundeschule und von den ganzen anderen Hunden war er total wuschig, hat kaum reagiert und zum Schluss nur noch gekläfft und an der Leine gezogen. Ich war fix und fertig nach der Stunde! Ist das überhaupt eine gute Idee, mit dem jetzigen Erziehungsstand in die Hundeschule zu gehen oder sollte ich erstmal für mich allein bzw. mit unserem Hundetrainer in Einzelstunden an Aufmerksamkeit und Leinenaggression arbeiten (die Hundeschule, in der er arbeitet, ist leider für regelmäßiges Training viel zu weit weg)?

    Soooo, ich melde mich mal wieder zurück und hoffe, ihr hattet schöne Weihnachtsfeiertage! Bei uns ist die Entscheidung inzwischen gefallen und ich wollte sie euch nach der guten Beratung nicht vorenthalten: Das Hundchen darf bleiben! :hurra: Keiner von uns kann sich nach den letzten inzwischen ja schon bald drei Monaten vorstellen, den Kerl wieder abzugeben. Klar, es gibt noch viel zu tun, aber ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, auch wenn ich den kleinen Krawallmeister regelmäßig mit Aussetzen oder Tierheim (natürlich im Spaß!) drohe, weil das Gassi-Gehen mit ihm schon manchmal echt peinlich sein kann.
    Im neuen Jahr soll dann die Übergabe der Papiere stattfinden. Vielleicht komme ich da nochmal auf eure Hilfe zurück, denn da habe ich noch etwas Bauchschmerzen. Das aktuelle Frauchen hat mit dem Hund zuchttechnisch noch ein paar Pläne und setzt nun mit ihrem Anwalt zusammen einen Schutzvertrag auf, um sich entsprechend abzusichern. Und bei solchem Papierkram verstehe ich ja generell nur Bahnhof!

    Vielen vielen lieben Dank für eure Antworten! Gerade die gegensätzlichen Meinungen haben mir wirklich sehr weitergeholfen. Kennt ihr das, wenn man selbst nicht so richtig weiß, was man will, und jemand macht einen Vorschlag und plötzlich rebelliert es im Inneren und alles sträubt sich gegen diese Möglichkeit, obwohl man sie vorher selbst in Erwägung gezogen hat? So ging es mir, als ich die Meinungen gegen den Hund gelesen habe. Das ist natürlich auch wieder nur ein Bauchgefühl und das hat sowieso schon "ja" zum Hund gesagt. Aber was ich hier so pro Hund gelesen habe, war jetzt auch nicht total unvernünftig, finde ich. ;)


    Gerade nach dem heutigen Tag bin ich auch wieder wesentlich optimistischer, dass das Ganze zu schaffen ist, wenn man es wirklich will. Ich war nämlich mit einer Bekannten und ihrer Hündin Gassi (war eher zufällig, ich wusste gar nicht, dass sie einen Hund hat). Sie ist in einer ziemlich ähnlichen Situation wie ich, nur die Hündin (Border Collie x Schäferhund) ist noch dazu sehr jung und total aufgedreht, also suuuuuuper anstrengend. Da ist mein Pflegehund das reinste Engelchen dagegen. Meine Bekannte hat mir viel Mut gemacht, obwohl sie selbst ziemlich verzweifelt ist. Nächste Woche schaue ich mir mal ihre Hundeschule an, um eventuell dort (je nach Trainingsmethode) den Grundgehorsam zu festigen und einen regelmäßigen Termin auch mit anderen Hunden zu haben. Und dann wollen wir uns auch noch ab und an treffen, um die Vierbeiner einfach nur toben zu lassen. Das hat ihnen heute echt gut getan! Ich habe also einen Plan, wo vorher mehr wirres Chaos war, deswegen wohl auch mein plötzlicher Optimismus. Ich hoffe, der ist nicht allzu flüchtig!


    Heute war er aber auch sooo brav.
    Er hat oft auf mich geachtet, hat mir beim Enten-Reintreiben geholfen, total begeistert und richtig gut Tricks gemacht, darüber könnt ich glatt vergessen, dass er vorher mal kurz total auf Durchzug geschaltet hat, um vor dem Grundstück seine Markierungen aufzufrischen. :muede:


    Ich tendiere also mehr als vorher zum "ja", werde mir aber trotzdem noch Zeit für die entgültige Entscheidung lassen. Morgen ist schließlich Montag und da sieht die Welt vermutlich wieder ganz anders aus! xD

    Vielen Dank für eure Meinungen! Also finanziell ist alles abgesichert, auch wenn wir einen Lottogewinn wirklich gut gebrauchen könnten. Auch was den Urlaub betrifft haben wir einen Plan B. Gemeinsam sind wir in den letzten 10 Jahren sowieso noch nie weggefahren, höchstens mal übers Wochenende. Und wenn ich mal länger Urlaub habe, fahre ich meist alleine zu meiner Familie in die Großstadt. Da kann der Hund zwar nicht mitkommen, aber mein Lebensgefährte würde ihn in dieser Zeit nehmen bzw. hat das auch schon eine Woche getan, weil die Übernahme so spontan und mein Urlaub schon gebucht war. Er ist auch total vernarrt in den Hund, hat aber eben nicht wirklich Zeit und nimmt ihn nur, solange er im Büro keine Probleme macht (und bis auf einmal Durchfall gabs da auch noch kein Problem). Plan B wäre, dass er zu den Verwandten seines jetzigen Frauchens geht. Dort hat er auch schon mal vorübergehend gelebt, aber sie haben schon zwei Hündinnen und drei Hunde sind ihnen auf Dauer zu viel. Zur Pflege würden sie ihn aber jederzeit wieder aufnehmen.


    Nur der Alltag... Also 4 Stunden pro Tag wie am Anfang geschrieben wurde habe ich definitiv aktiv keine Zeit für den Hund, nur am Wochenende. Da dreht sich inzwischen wirklich alles um ihn, alles andere wird außenrum gepackt. Unter der Woche muss er mit der einen Stunde Gassi Vorlieb nehmen und mir ansonsten schnöde bei der Arbeit am PC zuschauen. Na ja, und zwischendurch halt noch zwei kurze Pinkelpausen und so gut wie jeden Tag eine Runde Kommandos und Tricks üben (Sitz, Platz, Hier, Bleib, "Peng", Pfötchen, Rolle etc. pp.). Da macht er immer begeistert mit und lernt auch echt schnell. Ruhe lernen muss er auch nicht, der ist wie die Katze und schläft fast den ganzen Tag. Im Haus und Büro merkt man oft gar nicht, dass er da ist. Stundenweise alleine bleiben kann er auch, muss er aber nur selten. Draußen dreht er dann aber natürlich auf, da kann ich ihm leider nicht so viel Action bieten, wie ich gerne würde.


    Das mit dem Trauma hört sich jetzt vielleicht schlimmer an als es ist (obwohl es ja schon schlimm genug ist). Er ist kein Hund, der draußen nur mit eingekniffener Rute rumläuft oder so, eigentlich ist er sogar relativ selbstbewusst und hat oft eine ziemlich große Klappe (aber wenig dahinter). Säge, Bagger und andere laute Dinge rund ums Haus machen ihm nichts aus, aber man merkt genau, mit was er schon schlechte Erfahrungen gemacht hat. Autos machen ihm Angst und da will er auch hinterher. Manche Männer machen ihm Angst, da knurrt er (und einen hat er bei den Vorbesitzern auch schon gebissen). Auch bei der Erziehung bei den Vor-Vorbesitzern muss einiges schief gegangen sein. Wie gesagt, beim Klicker hat er total verängstigt reagiert (auch auf die leisere Variante), das viel lautere Quietschi, was ich jetzt nehme, findet er gut. Wenn man mit ihm übt und eine falsche Bewegung macht, dann wendet er sich ab und beschwichtigt, als würde er eine Strafe erwarten. Er wurde wohl auch recht streng erzogen, was immer das auch heißen mag. Auf jeden Fall hat er es nicht besonders gut vertragen.


    Die Baustellen, die der Hund insgesamt so hat, sind laut Hundetrainer, dem ich da vollkommen vertraue, behebbar - wenn man die Zeit und Geduld dafür hat. Nur das mit der Zeit ist eben so eine Sache. Keine Ahnung, ob die Zeit, die ich für ihn aufbringen kann, ausreicht, um ihn zu einem für uns perfekten Begleiter zu machen.


    Ob wir generell einen Hund haben wollen: Definitiv ja! Sogar mein Lebensgefährte hätte nichts dagegen, aber eben nur, wenn er nicht die Arbeit hat. In der jetzigen Situation? Jein. Mit dem Haus und Grundstück sind wir überfordert, ganz klar. Keiner von uns hat auch nur im geringsten geahnt, was für eine Bruchbude wir uns da haben aufdrehen lassen. Jetzt heißt es Augen zu und durch. Wir werden realistisch gesehen in diesem Leben nie an den Punkt kommen, wo wir sagen "Jetzt ist das Haus fertig, jetzt ist Zeit für einen Hund". Eher kommen wir an den Punkt, wo wir sagen "Das Haus ist fertig, aber wir auch. Wo ist das nächste Seniorenheim?" Das hieße aber, ich werde niemals einen Hund haben. :ugly:


    Die Rasse will ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, ob sein Frauchen mitliest und es sonst eindeutig wäre. Die hat nämlich momentan weitaus mehr und schwerwiegendere Probleme als ich und ist einfach nur froh, dass der Hund weg ist. Darum will ich mir erstmal selbst im Klaren darüber werden, was ich eigentlich will und was nicht und mich dann nochmal in Ruhe mit ihr zusammensetzen und beratschlagen. Aber selbst wenn ich mich gegen den Hund entscheiden würde, dürfte er solange bleiben, bis ein neues Zuhause gefunden ist. Ich hab ihn ja gerne da, auch wenn ich zweifle. Es ist auch kein Jagdhund oder was super anstrengendes, sondern ein mittelgroßer Wach- und Begleithund. Die anstrengendste Charaktereigenschaft der Rasse ist wohl der eigene Kopf, das ständige Hinterfragen, ansonsten ist die Rasse für uns eigentlich ideal. Falls irgendwann ein anderer Hund einziehen sollte, dann wird es auch nur einer wie er werden, da sind wir uns einig. Wir sind beide gleichermaßen in die Rasse verliebt. :herzen1: