Ganz ehrlich? Ich bin über meine Hühner auf den Spitz gekommen
Ich habe bis letztes Jahr noch auf einem großen Hof gelebt und meine Hühner standen auf der Roten Liste der GEH. Da hab ich mich dann mal weiter umgeschaut, weil ich einen Faible für alte Haustierrassen habe, und gesehen, dass es ja auch von Aussterben bedrohte Hunderassen gibt, darunter eben den Spitz. Einen Hund wollte ich auch schon immer und als ich mich dann in einem anderen Forum über geeignete Rassen für mich informiert habe und da auch mehrmals der Spitz genannt wurde, stand meine Wunschrasse für mich fest.
Zu meinem speziellen Spitz kam ich dann aber trotzdem wie die Jungfrau zum Kinde und das würde ich ganz ehrlich so nicht nochmal wiederholen. Mitleid ist ein ganz schlechter Berater bei sowas. Der nächste Spitz kommt vom seriösen Züchter oder aus dem Tierheim mit halbwegs einschätzbarem Wesen. Oder der nächste Hund wird doch erstmal ein Collie Aber eigentlich bin ich schon ganz zufrieden mit meinem Spitzchen. Man kann erahnen, was für ein toller Hund er sein könnte, wenn die ganze schlimme Vorgeschichte nicht gewesen wäre. In Momenten, die vollkommen unbelastet von seiner Vergangenheit sind, ist das einfach nur ein voll genialer Hund. Ein bisschen weniger von dem Dickschädel wär zwar schön, aber andererseits mag ich das auch irgendwie. Nicht umsonst sind meine Lieblingstiere Katzen...
Beiträge von Billi
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Hier steht es nun fest: übermorgen kommt der Chip. Werde berichten, ob er hilft
Und, schon was Neues? Bei Charly wurde es mit dem Chip ja schon besser, allerdings auch nur, was den sexuell bedingten Stress angeht. Aber das kann ja schon reichen, um einen Fuß in die Tür zu kriegen. Bin gespannt, wie sich das bei euch entwickelt! (Bin auch immer noch am Überlegen, ob ich den nächstes Jahr dann einfach auslaufen lasse und mal gucke, wie er dann drauf ist, oder gleich kastrieren lasse).
Ich habe in der Zwischenzeit einen zweiten Testlauf mit Zylkene gemacht und der hat genau gar nichts gebracht. Ich hab noch eine ganze Packung da, mal schauen, ob ich ihm die auch noch gebe oder es einfach lasse und für schlechtere Zeiten aufhebe. Er ist ein super lieber Hund, aber diese Ängste, die krieg ich einfach nicht aus ihm raus.
Ich weiß gerade ehrlich gesagt gar nicht, ob es schlimmer oder besser wird. Einerseits habe ich den Eindruck, dass es viel mehr Situationen gibt als früher, in denen er ganz offensichtlich ängstlich reagiert (heute eine Frau mit Regenschirm, das war vorher nie ein Problem, obwohl ich weiß, dass er mit länglichen Gegenständen geschlagen wurde). Andererseits reagiert er dafür weniger mit Aggression und ist berechenbarer. Also er hat zum Beispiel nicht mehr total willkürlich vor manchen Autos richtig Panik, sondern vor allen gleich viel Angst und reagiert sich dann über Grasfressen ab, wenn ich nicht schnell genug reagiere und ihn noch ansprechen kann, bevor er in seine Welt verschwindet.
Mein Ziel wäre ja, dass er mir so weit vertraut, dass er sich in unheimlichen Situationen von sich aus an mir orientiert. Aber offensichtlich fühlt er sich bei mir nicht sicher genug und das tut schon irgendwie ein bisschen weh. Mir fällt auch nicht wirklich ein, was ich noch besser machen kann, außer noch tiefenentspannter und souveräner zu werden. Aber das muss ich glaube ich noch üben…Charly hat in letzter Zeit auch wieder totale Probleme mit seiner Pfote, beißt sie sich sogar manchmal auf. Die Schmerzmittel reichen scheinbar nicht bis abends, ich soll ihm aber eigentlich nur eine am Tag geben... Vielleicht liegt es auch daran, dass er im Moment generell nicht so gut drauf ist.
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Ich wäre da nach seiner Vorgeschichte äußerst vorsichtig, würde erst mal auf kontrollierte Einzelkontakte setzen und jede Art von Gruppenfreilauf vermeiden.
Sehe ich auch so. Um meinen Charly zu "resozialisieren" hat uns meine Hundetrainerin auch mal in eine ihrer Spielgruppen gesteckt. Alles kleine Hunde, darunter auch zwei Welpen. Das ist sowas von in die Hose gegangen, das würde ich nicht nochmal machen! Charly war mit so vielen Wuseln heillos überfordert. Ich durfte nicht eingreifen und nach kurzer Zeit hat Charly sich dann selbst geholfen, sich auf den kleinsten Welpen gestürzt, der sowieso schon total Angst hatte, und an dem seinen ganzen Frust rausgelassen (bis auf den Schock seines Lebens ist dem aber zum Glück nichts passiert, wobei das auch schon schlimm genug ist...). Ich habs dann natürlich gelassen, aber ich will nicht ausschließen, dass es auch gut geführte Gruppen dieser Art gibt.Trotzdem will ich die Hundeschule nicht verteufeln. Ohne das Training dort wären wir noch lange nicht so weit gekommen, wie wir jetzt sind. Aber ironischerweise hat weder das Einzel- noch das Alltagstraining und schon gar nicht diese fürchterliche Sozialisierungsstunde irgendwas gebracht, sondern die reinen Beschäftigungskurse. Also Gruppenstunden mit wenigen anderen Hunden zusammen, wo es zwischen den Hunden definitiv keinen Kontakt gibt und die Teamarbeit zwischen Hund und Halter und natürlich der Spaß im Vordergrund steht. Am besten mit viel Pausen zwischendurch, wo einfach gar nichts passiert und man nur den anderen zuschaut. Da lernt Hundi die Zusammenarbeit mit seinem Herrchen, dass andere Hunde ihm nicht zu nahe kommen und er sie getrost auch mal ausblenden kann. Und in den Pausen ist einfach nur Ruhe angesagt. Wir machen aktuell Rally Obedience und Longieren, wobei ich nach anfänglicher Skepsis ein totaler Fan des (körpersprachlichen) Longierens bin.
Vergessen: Die Einzelstunden haben natürlich schon was gebracht, aber in der Summe nicht so viel, wie die Beschäftigungskurse. Ich nehme aber trotzdem immer noch Einzelstunden zwischendurch für die speziellen Probleme.
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Ist mir schon klar. Klingeln, und wenn das nicht geht, rufen kenn ich ja noch und mach das auch selbst, wenn ich Radfahre. Aber ausgerechnet pfeifen, bei nem Hund? Das würde ich auch als Nicht-Hundehalter nicht machen, weil doch die meisten ihren Hund "zurückpfeifen". Vor allem, weil es nun wirklich keinen Grund gab, auf sich aufmerksam zu machen. Bis zum Pfiff sind wir alle ordentlich an der Seite gelaufen mit gaaaanz viel Platz zur anderen Seite, nur danach wurde es etwas chaotischer, weil Charly und dann auch ich etwas vom Pfeifen irritiert waren und wir beide den Radfahrer etwas fragend angeguckt haben. Nur mein Freund nicht, aber der hört sowieso sehr schlecht und hat mal wieder gar nichts mitgekriegt.
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Wir sind heute an der Nachbarin mit französischer Bulldogge vorbei gekommen ohne Terror und obwohl die Bulldogge in unsere Richtung gezerrt und gezogen hat. Ich verbuchs mal unter "glücklicher Zufall, weil nach unserer extra langweiligen Runde noch ein paar Löffelchen mehr übrig waren als sonst". Die Nachbarin wollte gleich mit mir Hunde tauschen, damit ich ihren auch erziehen kann. Ich hätts ja gemacht, aber ich glaub, ich hätte meinen schneller wieder zurückbekommen, als ich mit ihrem auch nur das Üben hätte anfangen können.
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Kein Satz, eher ein bemerkenswertes Geräusch. Waren am Wochenende spazieren auf so ner Radler-Autobahn. Also geteerter, flacher Feldweg ohne Autos (deswegen sind wir da lang, weil Charly mit Autos ein Problem hat). Es sind während unseres Spaziergangs bestimmt fünfzig Radler an uns vorbei, Familien mit Kindern, Sportlertrupps und einzelne Leute, teilweise auch mit "komischen" Rädern, also Liegendfahrrädern und so. Charly hatte kein Problem mit denen, hat nichtmal hingeguckt. Ich hatte die Leine trotzdem relativ kurz, damit der nicht plötzlich die Seite wechselt, wenn er ne Maus oder so hört. War alles super. Bis wir wieder zurück zum Auto wollten, da kam ein Rennradfahrer von hinten angedüst. Ne Klingel hatte der nicht, hätte er aber auch nicht gebraucht, weil man auf so einem Weg natürlich mit Radfahrern rechnet (die anderen haben auch alle nicht geklingelt, warum auch). Wir liefen rechts, Charly war an der kurzen Leine zwischen mir und meinem Freund, der Radler kam von links hinter uns und fängt plötzlich an, mehrfach nach dem Hund zu pfeifen, also genau der Pfiff, den ich für "Hier" benutze.
Ich nehme an, er wollte auf sich aufmerksam machen, damit der Hund auf gar keinen Fall zu ihm hingeht. Nun ja, er hat genau das Gegenteil damit erreicht. Charly hat den ganzen Meter der Leine ausgenutzt, war also plötzlich nicht mehr zwischen uns, sondern auf der Seite des Radfahrers und ist schon fast rückwärts gelaufen, weil er wissen wollte, was dieser komische "Vogel" denn nun von ihm will (da hab ich das Pfeifen dann auch erst gehört, Charly hat doch eindeutig bessere Ohren). War nicht so schlimm, der Weg war breit genug, aber die Aktion war schon irgendwie etwas sinnfrei. Was erwartet man denn, wenn man nach nem Hund pfeift? -
Wie sind Spitze motorisch so drauf? Mein Balou ist natürlich ein Trampeltier, was mir ziemlich zu denken gibt, weil wir Nachwuchs planen. Ein zweiter Hund sollte gerne vorsichtiger und feiner sein.
Dann bist du beim Spitz genau richtig! Beim Hundetausch in der Hundeschule sind immer alle hinterher am Schwärmen, wie leichtführig Charly vor sich hintrippelt und wie vorsichtig er Leckerchen nimmt. Die wollen mir den immer klauen (wenn die wüssten! ) Er reagiert auch auf alle Hilfen sehr leicht, wobei diese Sensibilität bei seinem Nervenkostüm echt auch oft ein Fluch ist. Aber die Probleme, die ich mit ihm habe, liegen nicht an der Rasse, sondern an seiner Vergangenheit. Seine kleine Schwester hat Nerven aus Stahl, ist aber auch sehr feinfühlig und von grobmotorisch gaaaanz weit entfernt. Eher so wie eine Katze.
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Ich glaub, das Gerücht vom "Falschsein" kommt auch daher, dass Hinz und Kunz denkt, wenn der Hund einen einmal kennt (zum Beispiel weil man in Anwesenheit des Besitzers auf dem Grundstück/im Haus war und den Hund vielleicht sogar gestreichelt hat), dann ist es okay, wenn man beim nächsten Mal einfach so das Grundstück betritt. Der Hund mag einen ja. Dass man vorher nur geduldet und nicht unbedingt erwünscht war, verstehen die wenigsten. Und wenn man dann gestellt oder gezwickt wird, dann ist das ja gleich "falsch" und "hinterhältig", weil der Hund vorher so lieb und nett getan hat.
Ich persönlich gebe Charly deswegen auch immer zur Betreuung ab. Würde in meiner Abwesenheit ein Gassigeher kommen, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob der weiter als bis zur Tür kommen würde. Charly passt schon gut auf. Sogar bei Familienmitgliedern, die im selben Haus wohnen. Wehe, da schleicht sich mal einer durch die falsche Tür um abzukürzen (also durch meine Wohnung, wo ohne Aufforderung normal keiner was verloren hat ), da kennt Charly dann plötzlich auch keine Freunde mehr. Es kürzt seither auch keiner mehr ab, braver Hund! -
Schau dir mal bei Gelegenheit Wolfsspitze an, die sind ja doch etwashäufiger anzutreffen als Großspitze. Dann hast du auch gleich einen Größenvergleich.
Großspitze sind noch etwas kleiner als Wolfsspitze. Und Spitze sind auch eher reserviert Fremden gegenüber. Also gleich freuend auf ne unbekannte Person werfen die sich normalerweise nicht. -
Habt ihr mal an einer ganz gezielten Desensibilisierung auf die unumgänglichen Außenreize gearbeitet?
Weiß jetzt nicht genau, ob wir darunter dasselbe verstehen. Was ich gemacht habe zum Beispiel beim Thema Auto: Von nem Feldweg aus an eine relativ gut befahrene Straße rangearbeitet und jedes ruhige Verhalten bei Autosichtung belohnt. Irgendwann an der Hauptstraße langgewandert etc. pp. Richtig schlimm waren aber meistens eh nur die einzelnen Autos auf Feldwegen, aber auch darauf konnte ich das später ausweiten. Charly hat irgendwann ein Auto gesehen, sich nach mir umgedreht und nen Keks gekriegt. Oder ich hab ihn als Alternative ins Sitz genommen und fürs ruhige Sitzenbleiben belohnt. Teilweise haben ihn die Autos dann gar nicht mehr interessiert (da hat er sich noch nicht mal zu mir umgedreht). Je nach Gefühlslage hat man ihm dann aber schon manchmal noch angesehen, dass ihn Autos stressen. Und in der jetzigen Gemütslage flippt er dann auch mal wieder aus. Also richtig rausgekriegt hab ich das nie.