Bei uns war am Wochenende die Hundetrainerin da. Ich hab zuerst gedacht, das wird nichts, weil Charly die ganze letzte Woche relativ entspannt war und ich es nichtmal hingekriegt habe, das Hibbeln zu filmen. Allerdings gebe ich auch schon seit zwei Wochen Zylkene und vermute, dass es damit zusammenhängen könnte. Außer seinem Erzfeind hat ihn nichts so richtig aufgeregt. Und da muss ich reagieren, da schaff ich es nicht zu filmen
Nun wollte meine Trainerin aber endlich mal so ein richtiges Ausflippen sehen. Sie kennt Charly ja nur als entspannten Streber, der außer dem Humpeln eigentlich nicht besonders auffällig ist. Und außerdem wollte mein Freund (jetzt doch wieder!) ja auch lernen, wie er in kritischen Situationen mit Charly umgehen muss. Also musste ich das Verhalten irgendwie provozieren und so habe ich mir Charlys kleine Schwester ausgeborgt. Mein Freund ist mit Charly vorneweg, ich mit der kleinen Schwester hinterher und prompt war das Rumhibbeln wieder da. Zwei Trekker, zwei Hunde, ein Roller und zwei Autos sind uns begegnet und Charly wurde immer gestresster, ich konnts mir kaum noch angucken. Und dann, bei Auto Nr. 3 (was dasselbe war, was schon mal an uns vorbei gefahren ist), der erste Ausraster, aber so richtig! Mein Freund hat gar nicht damit gerechnet, meine Trainerin und ich schon. Er hat es sehr deutlich angezeigt, dass es ihm jetzt zu viel wird. Aber mein Freund kann die Zeichen eben noch nicht so deuten, deswegen war die Trainerin ja auch da. Ab dem Punkt war dann auch Schluss, Charly ist bei jedem weiteren Auto komplett ausgeflippt, inklusive Schreien und Kreischen. Die Trainerin hat meinen Freund gecoacht und das war richtig super! Eigentlich hat sie einen komplett anderen Ansatz als mein erster (guter) Hundetrainer, der mir über die schlimme Anfangszeit hinweggeholfen hat. Aber in diesem Fall ist ihr Trainingsansatzgenau der gleiche! Bei den ersten Anzeichen für einen Ausraster zügig weggehen, zur Not eben ins Feld ausweichen. Hund ansprechen und für Aufmerksamkeit belohnen, ansonsten weiter vom Auslöser weggehen, bis es wieder okay ist. Und: Erstmal wieder aus der Ferne mit Üben anfangen und dann immer näher rangehen.
Ich soll jetzt beobachten, ob Charly in nächster Zeit bei Autos auch wieder ausrastet, obwohl seine Schwester nicht dabei ist, oder nur in Kombination mit ihr. Die Vermutung meiner Trainerin ist, dass er einerseits seine Schwester vor der drohenden "Gefahr" beschützen will (glaube ich noch nicht so ganz) und andererseits in erlerntes Verhalten zurückfällt, weil er ein halbes Jahr lang genau so ausgeflippt ist (und ausflippen durfte), als er hier noch mit den anderen Rudelmitgliedern zusammen gelebt hat. Ich muss dann mit beiden zusammen im Training also nochmal bei Null anfangen. Und dann gibts ja noch eine weitere Hündin im Haus, die den Terror anfängt, dann aber die beiden Kleinen machen lässt, sodass man denkt, dass die die Schlimmen sind. Da müssen wir dann wohl auch nochmal Gruppenstunden nehmen, wenns mit der kleinen Schwester dann so halbwegs klappt... Mal abgesehen davon, dass einer im Haus sowieso sämtliche Erziehungsversuche mit voller Absicht boykottiert, weil er das Ausflippen lustig findet, läuft es so eigentlich schon ganz gut. Und wenn man zumindest wieder mal an nem Feiertag zusammen spazieren gehen kann (das machen wir schon seit nem halben Jahr nicht mehr), dann wäre ich eigentlich schon zufrieden. Da geht der "Störenfried" nämlich sowieso nicht mit, hat also keinen Einfluss auf die Hunde.
Beim nächsten Kurs bringt mir meine Trainerin noch ein Buch über Tellington Touch mit, das soll ich mal ausprobieren.
Ansonsten war ich gestern noch mit anderen Hundehaltern wandern, allerdings nicht mit Charly (wegen seiner Pfote), sondern auch mit seiner kleinen Schwester. Die ist vom Charakter her genauso wie er, nur, dass sie keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Das war mal ein Erlebnis! Auf den ersten Metern hab ich erstmal gemerkt, wie viel ich unterwegs inzwischen mit Charly rede, weil die Kleine natürlich auf nichts davon reagiert hat (sie kennt außer "Sitz" sowieso kein Kommando, mit "Fuß", "Weiter" oder meinen ganzen Beruhigungs- und Sonstwas-Worten brauch ich da gar nicht erst anfangen). Also hab ichs sein gelassen und ich habe auch wirklich nichts davon bei ihr gebraucht. So ein lieber, kleiner entspannter Hund ist sie. Die Leine war ganz ohne Training die meiste Zeit locker, sie ist nicht einmal in irgendeiner Weise unruhig geworden, geschweige denn ausgeflippt. Selbst als andere Hunde ihr dann doch mal zu nahe gekommen ist, hat sie nur gedroht, nichts weiter. Zwei mal musste ich sie dann doch korrigieren und das war auch total entspannt. Das eine Mal habe ich sie am Nacken kurz festgehalten und habe noch von Charly im Kopf gehabt, dass jetzt gleich das Gekreische losgeht. Und dann das große Wundern: Die hat das zur Kenntnis genommen und gar nicht weiter drauf reagiert! Und auch so kein Zusammenzucken, Schnappen oder sonstwas. Ist ja eigentlich normal so, aber ich bin schon so auf Charly eingestimmt, dass ich mich über normales Hundeverhalten irgendwie nur wundern kann.