Bei meinem Chaot ist es im Moment auch richtig, richtig schlimm. Gerade die ersten Meter aus dem Haus raus sind eine Katastrophe (da müssen wir an bellenden Gärten vorbei, wobei ich das Gefühl habe, dass es besonders schlimm ist, dass die Hunde eben nicht immer draußen sind und bellen, sondern eben nur manchmal). Er hechelt dann sehr stark, jault und quietscht, normal an der Leine laufen ist nicht möglich. Ich habs heute dreimal probiert. Sobald ich langsamer werde oder stehen bleibe und innerlich bis drei zähle, korrigiert er sich selbst, aber WIE! Der hüpft rückwärts in die Fußposition (er soll da gar nicht Fuß laufen, sondern nur nicht ziehen) und quietscht und hechelt dabei wie ein Irrer. Dabei guckt er immer wieder, ob die anderen Hunde, DER FEIND!!!, im Garten sind. Ich bin ja immer froh, wenn ich die Straße runter bin und er wieder ruhiger wird. Aber das hat die Sache eher schlimmer gemacht, glaube ich. Deswegen heute drei Versuche, ganz ruhig, ich hab mich nur aufs Atmen konzentriert, weil der Hund mich mit seinem Verhalten auch irre macht. Ging gar nicht. Also bin ich andersrum gelaufen, dort gabs heute zum Glück keinen Auslöser fürs Durchdrehen, dann ruhiger Freilauf und auf dem Rückweg wieder einen neuen Versuch gestartet. Da war er dann vorbildlich. Ich denke, es würde um einiges besser sein, könnte er sich vor dem Gassi schon ein wenig austoben. Also einfach mal frei laufen, auch mal flitzen, sich schon mal lösen. Aber seit dem Umzug fehlen da leider die Möglichkeiten dazu, vorher wars ideal und da lief es auch um einiges besser. Ich muss jetzt leider immer erst an der Straße entlang an den bellenden Gärten vorbei, bis man in Ruhe laufen kann.
Vorgestern gabs dann den Supergau für uns. Die erste Sozialisierungsstunde mit Charly. Vier kleine, liebe Hunde, davon drei freche Terrier, zwei davon ausgewachsen. Charly war völlig überfordert, hat versucht, den Hunden auszuweichen, obwohl die so aufdringlich jetzt nicht waren. Er hat auch mal abgeschnappt und bei mir Schutz gesucht. Ich sollte allerdings dann von ihm weg gehen, damit er sich nicht stark fühlt und richtig zuschnappt. Und ich hab mich auf die Hundetrainerin verlassen. Tja, er hat dann ohne Vorwarnung einen ängstlichen Chihuahua-Welpen gepackt und geschüttelt, der einzige, der ihm von sich aus aus dem Weg gegangen ist. Ist aber zum Glück nichts passiert, außer ein Mords-Schreck auf allen Seiten. Jetzt soll ich ihn an einen Maulkorb gewöhnen und es dann nochmal probieren. Bin ein bisschen ratlos gerade.
Der Hormonchip läuft bald aus und ich werde nun doch nochmal einen weiteren für ein Jahr setzen lassen. Der Chip nimmt ihm schon eine Menge Stress (im Moment sind noch zwei läufige Hündinnen im gleichen Haus, die mir ständig vor die Zimmertür pinkeln und aufeinander rumjuckeln wie nix Gutes und Charly bleibt dabei relativ entspannt). Er ist nicht mehr so kopflos wie ohne Chip und tatsächlich ansprechbar und lernfähig, aber auch unsicherer, denke ich. Und aus Unsicherheit schnappt er eben auch schnell zu.
Ich brauch einfach noch ein bisschen Bedenkzeit und muss vor allem nochmal umziehen. Mit den beiden anderen Krawallschachteln hier im Haus wird das auf Dauer nichts. Die machen Charly irre. Aber die sind nur unerzogen und sonst recht klar im Kopf. Charly hingegen denkt gleich, es passiert jeden Moment was ganz ganz Schlimmes, wenn die bellen. Das baut schon allein in der Wohnung ein gewisses Stresslevel auf, was sich dann entlädt, sobald ich mit ihm vor die Tür gehe. Wenn einer von den anderen Hunden mit nach draußen geht (was ich seit Monaten relativ erfolgreich vermeide), dann rastet er richtig und vollkommen unkontrolliert aus. Auch wenn eigentlich gar nichts ist.
Ich habe nun auch Kontakt zu einer seiner Vorbesitzerinnen aufgenommen und verstehe jetzt auch, wo das Ganze her kommt. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte! Auf jeden Fall war Charly früher wohl ein ganz toller, wenn auch sehr ängstlicher und verschüchterter Hund. Ich will weder Namen nennen, noch jemanden hier die Schuld zuweisen (das mache ich mit der betreffenden Person noch persönlich aus! ), aber er muss im Alter von 0 bis 2 Jahren immer wieder von derselben Person extrem misshandelt worden sein. Zwischendurch hat er ja noch etliche Male den Besitzer gewechselt, aber er musste immer wieder zurück in die Hundehölle. Die Hundetrainerin, die eine Vorbesitzerin und ich wundern uns inzwischen eigentlich nur, dass Charly nicht noch viel extremer drauf ist. Das zeigt eigentlich, dass er vom Wesen her ein richtig lieber Hund ist. Jeder andere Hund wäre nach dem, was mit Charly gemacht wurde, wohl schon so weit, dass man ihn nur noch einschläfern lassen könnte. Ich bin so richtig wütend momentan, nur leider bessert das die Sache mit Charly auch nicht, ganz im Gegenteil. Der weiß ja nicht, warum ich gerade so gereizt bin und reagiert dann auch leichter über als sowieso schon.