Vielleicht ist meine innere Feministin einfach nur zunehmend angepisst von diesen weiblichen Klischeerollen
Egal wie stark, frei, mutig und welche Fähigkeiten, am Ende kommt immer irgend ein männliches Wesen daher, bummst die an und dann wird heititei geheiratet, sich die Schürze umgebunden und gefragt was der Herzensmann denn essen möchte.
Ich verstehe was du meinst und kann deinen Unmut darüber nachvollziehen. Ich vermute, dass dies daran liegt, dass soviele Lesergruppen wie möglich angesprochen werden sollen. Und der große Teil des Mainstreams will am Ende ein "Happy End" mit Romantik lesen. Dies zeigt eben eher, was immernoch bei uns als ultimatives Happy End bewertet wird. Das kann man kritisieren, wird es aber nicht so schnell ändern. Wie gesagt, ich verstehe das- Ich habe auch schon Bücher mittendrin oder sogar nach 2/3 noch abgebrochen, weil ich davon genervt war. Bei Alice habe ich das letzte Buch übrigens nicht mehr gelesen (da Kurzgeschichten). Kürzlich habe ich 'das flüsternde Haus' von Henry gelesen und hatte Spaß dabei (war mein Zugbuch). Das kommt ohne Love- Story aus. Angenehm. Da hast du wirklich einen weiblichen Charakter (alleinerziehende Mutter), die kämpft wie eine Löwin und nicht in den Armen eines Retters endet.
'Circe' habe ich nach 2/3 abgebrochen. Über weite Strecken fand ich es gut, dann wurde es mir zu langatmig, die Handlung kam nicht aus dem Quark und wurde mir dann zu schwurbelig. Das 'Lied des Achill' werde ich nicht lesen, weil ich Boyromance nicht interessant finde.
Und dabei muss ich sagen, es gab in letzter Zeit auch Bücher und Reihen, bei denen ich die Romance wirklich angenehm und erwachsen umgesetzt fand. Zum Beispiel die Nordwind Saga von Miriam Georg. Ich bin generell von der Autorin angetan, gerade auch, weil das nicht mein Genre ist. Ich mag ihre Umsetzungen und ihre Charaktere aber. Und hier findet man auch unabhängige, eckige, unbequeme Frauen, die nicht nachgeben. Und jetzt speziell bei diesen beiden Büchern von ihr ist die Liebesgeschichte zwar da, aber es geht eigentlich um etwas anderes. Sie ist nur im Hintergrund präsent, nimmt aber nie die dominante Rolle ein.
Momentan war mir eher nach leichter, spritziger Literatur, also habe ich mir die drei Bände von Marcel Huwylers 'Eliza Roth-Schild' Reihe einverleibt. Eine Unternehmergattin der High Society, deren Mann sich beim versuchten Versicherungsbetrug selbst in die Luft jagt und sie mit nichts zurück lässt, da sich herausstellt, dass er überschuldet war und dies vor seiner Gattin versteckt hat. Sie nutzt nun ihre in Jahrzehnten gesammelten Kompetenzen auf dem Parkett der High Society, um Wirtschaftsspionage zu betreiben und sich damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ist witzig, kurzweilig, eine interessante, trockene, schwarzhumorige Protagonistin und gewürzt mit schweizerischen schnuckeligen Dialektwörtern. Genau das richtige wenn es leicht, aber intelligent sein soll. Sehr angenehm. Marcel Huwyler hat anscheinend eine Vorliebe für ältere weibliche Protagonistinnen, die dann auch entsprechend erfahren sind und sich nicht verarschen lassen. Seine Violetta Morgenstern Reihe werde ich auch noch lesen (da habe ich bisher erst den ersten Band).