Hallo zusammen!
Mich würde mal interessieren, wie es euch Menschen als Hundealtenpfleger geht? Über unsere Hunde schreiben wir ja viel - aber wie ist die Situation für euch Menschen zu ertragen? Kommt ihr auch an eure Belastungsgrenzen?
Ich schrieb vor ein paar Monaten einen Thread "die Pflege unseres Opis macht uns fix und fertig" Und irgendwie ist es schon wirklich so. Wenn wir Urlaub haben und beide zu Hause sind, sind wir der Situation gewachsen, aber neben Alltag und Beruf - Puh!
Wir lieben unseren Filou über alles, sonst würden wir das alles ja auch gar nicht auf uns nehmen, aber wir kommen im Alltag sehr an unsere Grenzen. Unsere TÄ sagte mal, dass sie keinen alten Menschen kennt, der so gut versorgt wird wie Filou. Das schmeichelt einem natürlich, aber wir merken zunehmend, dass diese "Pflege" massiv auf unsere Kosten geht. Körperlich wie psychisch. Klar gibt Filou einem auch etwas zurück, wenn man sieht, welche Lebensfreude er in diesem Alter noch hat und was für ein Stehaufmännchen er ist. Aber einfach ist die ganze Lage dadurch trotzdem nicht.
Dass er eine 24 Stunden Afgabe ist, ist seit einem halben Jahr der Fall, aber seine Hundealtenpfleger sind wir seit er 12 ist, also seit 4 Jahren. Seit dieser Zeit ist es eigentlich nur noch ein Geben für Filou. Ich würde fast sagen in den letzten Monaten ein Aufopfern.
Es steht für mich außer Frage das alles für ihn zu tun, ich könnte es gar nicht anders mit meinem Gewissen vereinbaren, aber es ist wirklich hart.
Alleine bleiben kann Filou überhaupt nicht mehr, da er nicht mehr selbst aufstehen bzw, nur noch schwerlich auf dem Teppichboden. Also haben wir beruflich alles so eingerichtet, dass immer jemand da ist. Ich arbeite sogar weniger (und verzichte auf Gehalt) wegen unserem Filou.
Nachts müssen wir in der Regel einmal raus oder eben spät ins Bett, gegen 1 Uhr. Dann schafft er es bis 5.30 Uhr.
Schlafen tut er ab 20 Uhr wie ein Stein. Wenigstens das! Ansonsten schläft er tagsüber vielleicht max 1-2 Stunden am Stück (wenn man VIEL Glück hat!) und ist ansonsten in der Wohnung unzufrieden. Fiepst fiel und möchte ständig umliegen. Wirklich ständig. Bei einem 30 kg Hund könnt ihr euch vorstellen, was das für meinen Rücken bedeutet. Ich dachte immer alte Hunde sind gemütlich. Unser Filou ist aber sooooo anstrengend. Ich weiß gar nicht, woher er diese Energie nimmt.
Draußen ist er dann super glücklich. Er möchte 6 mal am Tag seine kleinen Runden laufen im Wald und auf der Wiese und sprüht da nur so vor Glück. Wälzt sich, schnüffelt intensiv, liegt grinsend in die Wiese. Auch fressen tut er gern.
Dann immer mal wieder schockt er uns mit seiner fokalen Epilepsie, die trotz Luminal gerade in letzter Zeit immer mal wieder da ist. Einfach furchtbar.
Und als ob nicht alles schon anstrengend genug wäre, bekam er dann vorhin wie aus dem Nichts Durchfall. Mal sehen, ob wir heute noch zum TA müssen. So schlimm sind für mich diese akuten Dinge. Dann kann ich gar nicht mehr einschätzen, ob seine Unruhe von der Demenz kommt oder gar von Schmerzen / Bauchkrämpfen. Aber Essen tat er sehr gern.
Von den TA-Kosten will ich mal gar nicht groß reden. Gut 2500 Euro seit Februar v.a. aufgrund seiner Bauchspeicheldrüsenentzündung mit zig Blutabnahmen, teuren Medis, Ultraschallen, Infusionen, Notfallgebühr, Spezialfutter und und und.
Manchmal schaue ich auf der Arbeit sogar mittlerweile auf die Uhr und mir wird Angst und Bange wenn ich weiß, dass ich bald Heim muss und meinen Mann mit Filou ablösen, damit er arbeiten kann. Schlimm so zu denken, oder? Es ist alles so unglaublich anstrengend und das Ungewisse was der Mittag bringen wird, belastet mich sehr. Es ist einfach jegliche Unbeschwertheit weg.
Wenn meine Kolleginnen jammern, dass sie fix und fertig sind wegen unserem Beruf kann ich mich immer wieder nur wundern und denke mir, dass das alles nicht einmal halb so schlimm ist wie die Zeit am Nachmittag.
Filou ist glücklich, da sind wir uns sicher. Es dreht sich alles um ihn und seine Einschränkungen merkt er eigentlich nicht wirklich, da er von uns alle erdenkliche Hilfe bekommt. Aber dass wir glücklich sind - davon ist wahrlich nur noch schwer die Rede.
Vielleicht denkt ihr jetzt, dass ich es gar nicht abwarten kann, dass Filou stirbt. Ich hoffe so kommt es nicht rüber. Denn so ist es ganz sicher nicht. Für uns würde eine Welt zusammenbrechen. Er begleitet mich seit 16 Jahren, musste keine Nacht alleine schlafen, ist ein ständiger Begleiter und ein herzensguter Hund. Wir tun ALLES für ihn, eben weil wir ihn sehr lieben und sehen, dass er noch gerne lebt.
Aber irgendwie musste es gerade an einem Tag wie heute nun doch mal raus, wie das Leben mit unserem Opi so ist. Einfach ist was anderes. Dass ich mir mit 30 Jahren so vorkomme wie pflegende Angehörige mit 60 Jahren - das hätte ich irgendwie nicht gedacht.
Liebe Grüße zu den anderen Hundealtenpfleger. Vielleicht kann jemand meine Gedanken verstehen und erlebt ähnliches oder hat ähnliches erlebt.