Hier nun Teil 2:
Bis er dann im Februar von einem auf die andere Stunde eineBauchspreicheldrüsenentzündung bekam. Dank einer unglaublich tollen Tierärztinüberstand Filou auch das wie durch ein Wunder. Da wir ihn nicht in derTierklinik lassen wollten (auf seine alten Tage schon gar nicht) nahmen wir 10Tage wieder eine 24 Stunden Pflege auf uns, indem wir ihm zu Hause Infusionengaben und alle 8 Stunden Moprphin spritzen, damit er schmerzfrei war. Hättensich die Werte nicht verbessert, hätten wir ihn einschläfern lassen. Aber sieverbesserten sich und sein Lebenswille kam zurück. V.a. seit dieser Zeit merkenwir nun, dass alles an uns Spuren hinterlassen hat. Wir sind einfach erschöpft.
Filou lebt nach wie vor gerne, aber diese Krankheitsphase hat auch ihnmitgenommen und er baute daraufhin ziemlich ab.
Seit Februar kann er aufgrund einer Hinterhandschwäche nicht mehr selbstaufstehen. Er hat in der Wohnung Anti-Rutschsocken an, aber dennoch müssen wirihm auch beim Laufen in der Wohnung helfen (stützen), da er immer so engeKurven machen will und dabei dann umfällt. Ans Alleinelassen ist nicht mehr zudenken. Ich arbeite sogar weniger und da mein Mann seine Arbeitszeit selbsteinteilen kann, ist es uns möglich alles so zu organisieren, dass immer jemandbei Filou ist. Folglich sehen sich mein Mann und ich aber wenig, da wir immerim Wechsel arbeiten.
Lösen muss sich Filou mittlerweile natürlich auch häufig, weshalb wirsechsmal mit ihm kleine Runden Gassi gehen. Puh! Aufs Schlafen legt er mitzunehmendem Alter immer weniger Wert bzw. er wird immer unzufriedener. Entwederer schläft, oder er ist sehr fordernd, was er dann auch lautstark mit Fiepsenzum Ausdruck bringt. Einfach mal zufrieden daliegen, das gehört derVergangenheit an. Kommt man seinen Forderungen nicht rasch nach, steigert ersich rein und es besteht die Gefahr, dass einer dieser fürchterlichenSchluckanfälle die Folge ist. Ein Teufelskreis.
Seit einer Woche hat sich die Situation nun noch mehr zugespitzt und wirwissen wirklich nicht mehr weiter. Er wird sehr dement. Orientierungslos undv.a. morgen zwischen 6.30 Uhr und 9 Uhr furchtbar unruhig. Alle 10 Minutenmöchte er aufstehen. Und das geht ja nur durch unsere Unterstützung. Wenn wirihm dann hochhelfen, weiß er überhaupt nicht, was er eigentlich will. Wirktvöllig durch den Wind, rennt durch die Wohnung (auch wieder mit unsererUnterstützung), legt sich an ne andere Stelle, fiepst nach 10 Minuten wiederusw. Nach unserem zweiten Spaziergang gegen 9 Uhr kommt er dann zur Ruhe. Wenner schläft, dann schläft er auch tief und entspannt. Er dreht sich sogar nochimmer auf den Rücken und streckt alle Viere von sich.
Dass nun auch noch die Demenz dazukommt, macht es für uns, v.a. für michnahezu unerträglich. Wenn er mich morgens weckt, könnte ich schon weinen, weilich weiß, dass uns nun mindestens 2 schlimmer Stunden nach dem Gassigehenbevorstehen. Seit heute geben wir nun Karsivan.
Ich kann einfach nicht mehr und auch mein Mann ist allmählich an einerGrenze. Wenn mich jemand fragt wie es mir geht, breche ich in Tränen aus. Undwenn wieder was ist wie gestern z.B (da hatte er morgens einmal Durchfall undich hatte Panik, dass das Luminal nicht wirkte) zittere ich am ganzen Körper.
Es hört sich vielleicht böse an, aber es zieht einfach auch unser Leben anuns vorbei. Andere bekommen Kinder, bauen Häuser, reisen, sind spontan... undwir pflegen seit 4 Jahren mehr oder weniger unseren Opi. Wir lieben ihn überalles, aber immer mehr denke ich, dass auch wir nur ein Leben haben. Und vonLeben können wir einfach nicht mehr wirklich sprechen.
Ihm einem Hundesitter zu geben, ist undenkbar. Es ist alles so kompliziertmit Filou. Meine Mutter unterstützt uns wo es nur geht. Sie kennt seineEigenheiten und Rituale und wuchs in seine Pflege irgendwie mit rein. Aber auchihre Unterstützung geht aus beruflichen Gründen nur begrenzt. ZUmal sie 70 kmentfernt wohnt. Immerhin können wir abends so manchmal essen gehen oder insKino. Aber auch hier sind wir immer abrufbereit und können höchstens 50 kmentfernt was unternehmen. Neulich waren wir im Kino und sie rief nach 3 Stundenan, ob wir kommen können, er sei so anstrengend und unruhig.
Unsere TÄ meint, Schmerzen hätte Filou keine. Er ist in regelmäßigerBehandlung (welche Kosten auf uns zukamen im letzten Jahr kann man garniemandem sagen - aber das mur am Rande), also dass man was übersieht, isteigentlich ausgeschlossen. Nen Hodentumor hat er noch, aber das ist bei altenRüden ja nicht ungewöhnlich. Unsere TÄ meint, Filou sei einfach uralt unddement. Das sei eine 24 Stunden Aufgabe und nicht umsonst kommen vielepflegende Angehörige an ihre Grenzen. Neulich meinte sogar sie als ich ihrunter Tränen von unserem Alltag berichtete, dass bevor wir kaputt gehen, wirihn doch einschläfern müssen. Und das, wo sie eine TÄ ist, die mit demEinschläfern sehr verhalten ist.
Vielleicht fragt ihr euch, warum wir das dann nicht tun? Weil ich nochkeinen Hund gesehen habe mit einem solchen Lebenswillen. Auch wenn er nichtmehr aufstehen kann und das Laufen in der Wohnung schlecht geht (beim Kotabsetzen, muss man ihn auch halten, sonst fällt er um), draußen kann er nochohne Leine gehen, liebt es mehrmals täglich die Hundezeitung zu lesen, betteltnach Leckerlis, wälzt sich täglich in der Wiese,grins vor sich hin, freut sichwie ein Schneekönig, wenn er morgens Dosenfutter statt Trockenfutter bekommt.Er liebt es trotz aller Einschränkung zu leben. Zweifelsohne. Wir denken,dadurch, dass er von uns so unterstützt wird, merkt er seine Einschränkungengar nicht. Ich würde mir wie eine Mörderin und Versagerin vorkommen, wenn wirihn einschläfern lassen, nur weil wir nicht mehr können.
Nun habe ich mir alles von der Seele geschrieben.
Geht es jemandem ähnlich? Kennt ihr es, dass ihr euer eigenes Leben aufgebtfür eure alten Hunde? Dass ihr einfach nicht mehr könnt?
Schön, dass es dieses Forum gibt bzw. den Club der Hundealtenpfleger. Ja,das sind wir wirklich... .
Liebe Grüße
PS: Danke für's Lesen. Ich weiß, es wurde lang...