Ihr Lieben!
Heute vor zwei Wochen ließen wir unseren Opi mit fast 17 Jahren über die Regenbogenbrücke gehen. Er schlief ganz friedlich in unseren Armen ein.
Ich euch eigentlich schon längst informieren, dass Filou über die Regenbogenbrücke gegangen ist, da ja auch so viele Anteil nahmen an unserem Austausch über Filous Pflege in der Vergangenheit.
Aber in den vergangenen 2 Wochen fehlte mir irgendwie die Kraft. Heute nun wollte ich mich nochmals bei euch melden.
5 Tage vor seinem Tod bekam er ganz schwarzen Kot. Man vermutete eine Sickerblutung im Magen. Man erhöhte das Omeprazol noch. Eine Magenspiegelung oder eine OP an einem evt. Tumor im Magen, der vielleicht blutete, kam natürlich in diesem Alter nicht mehr in Frage. Seine Schleimhäute wurden etwas blasser, aber sonst gab es keine Veränderung zu den vergangenen Wochen. Außer dass er einmal abends wahnsinnig arg von o auf 100 hechelte, aber das legte sich dann rel. schnell wieder.
Am Montagabend dann war meine Mama für ein paar Stunden bei ihm und sie sagte schon, dass er sich draußen vermehrt hinlege und sie große Probleme hatte, ihn noch aufzustellen, da er gar nicht richtig mithalf. Nachts und abends fiepste er dann zweimal irgendwie ganz merkwürdig, aber jeweils nur wenige Sekunden, bevor er wieder einschlief.
Am Dienstagvormittag rief meine Mama dann meinen Mann auf der Arbeit an, er müsse kommen und Filou vom Park nach Hause tragen. Er würde nur noch liegen und habe keine Kraft und keinen Willen aufzustehen. Zahlreiche Leute waren schon um die beiden versammelt. Es war wohl wirklich ein trauriges Bild.
In der Wohnung aß er dann noch ein wenig und schlief dann schließlich. Plötzlich schrie er herzzerreisend auf und zitterte ganz stark. Wir dachten er stirbt uns "unter der Hand weg". Auch das legte sich nach ca 30 Sekunden wieder, die uns jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen. Panisch riefen sofort bei unserer TÄ an und machten für abends einen Termin aus.
Im Laufe des Nachmittags zeigte sich dann aber deutlich, dass Filou nicht mehr konnte und wollte. Er lief keinen Schritt mehr ohne Hilfe und legte sich nach max 3 Metern hin. Sofort auf die Seite. Auch ließ er den Urin draußen im Wald einfach unter sich laufen. Es war ein so trauriger Anblick.
Er war ja schon seit einigen Monaten in einem Grenzbereich, wo wir uns manchmal fragten, wie viel Lebensqualität er eigentlich noch hat, aber hier zeigte er zum ersten Mal, dass er am Ende seiner Kräfte ist und nun auch nicht mehr möchte.
Wir fuhren noch zweimal am Nachmittag und Abend in den Wald, damit er Pippi machen konnte, aber immer dasselbe Bild. Er legte sich stets völlig erschöpft auf die Seite und wollte von nichts und niemandem mehr etwas wissen.
Am Abend nach der Sprechstunde waren wir dann um 21.30 Uhr bei unserer Tierärztin. Filou liebte diese abgöttisch und wollte auch am liebsten nach jedem Tierarztbesuch noch ne Weile dort bleiben. Von daher entschieden wir, dass es für ihn nicht schlimm ist, wenn er in der Praxis einschläft, zumal es ganz ruhig war und außer uns niemand mehr vor Ort war.
Unsere TÄ versuchte nochmals ihn zu motivieren und untersuchte ihn auch. Sie stellte dann fest, dass seine Reflexe ausgefallen sind und er spastische Lähmungen an den Vorderbeinen hatte. Sie vermutet, dass zusätzlich zu der Magenblutung noch ein Schlaganfall im Großhirn hinzukam.
Auch sie meinte schließlich, er sei immer ein Kämpfer gewesen, aber heute zeige er deutlich, dass es Zeit wird für ihn.
Jahrelang fürchtete ich mich vor dem Einschläfern. Hatte immer Angst, es könnte was schief gehen oder dass sie nochmals zucken, tief atmen etc. All das war unbegründet. Es war soooooo unendlich friedlich.
Den Venenzugang zu legen, war nicht ganz einfach, weil Filou schon einen ganz schwachen Kreislauf hatte. Aber das störte ihn nicht. Er lag bereits auf der Seite und döste vor sich hin, obwohl er noch gar keine Narkose hatte.
Dann bekam er eine Narkose durch den Venenzugang und schlief innerhalb von Sekunden ein. Schließlich bekam er noch ein Barbiturat über den Venenzugang. Es war ein absolut friedlicher, unbemerkter Übergang vom Leben in den Tod innerhalb von Sekunden.
Im Nachhinein denke ich, so einen Tod hätten Menschen auch verdient. Ich kann es mir nicht friedlicher vorstellen.
Mit abgedämmten Licht, blieben wir noch gut 30 Min in der Praxis, bevor unsere Tierärztin ihn nochmals abhörte und wir ihn dann mit nach Hause nahmen.
Von Dienstagabend bis Freitag war Filou dann noch bei uns im Wohnzimmer. Wir schliefen sogar bei ihm, weil er zeitlebens noch nie alleine schlafen musste.
Für uns war dieses intensive, lange verabschieden wichtig.
Am Freitag fuhren wir dann mit ihm 250 km in das Kleintierkrematorium Himmelswelt. Er lag auf seinem Lieblingsbett und an seinen riesen Plüschhund gekuschelt im Auto. Es gibt in unserer Nähe zwar auch ein Tierkrematorium, aber diese waren schon am Telefon nicht sehr sympathisch. Die weite Strecke nahmen wir also gerne in Kauf.
Wir begleiten ihn bis ganz zuletzt und waren bei der Einfuhr in den Kremierungsofen dabei. Es war sehr schmerzlich dort, aber unglaublich würdevoll. Uns tut es gut, dass wir ihn bis ganz zum Schluss begleiten durften.
Auf der Heimfahrt war unser kleiner Mann dann in einer wunderschönen Erinnerungsbox aus Holz auf meinem Schoß. Das war ein tröstliches Gefühl.
Nun ist ein Foto vorne an der Erinneerungsbox und er steht neben einem Engel aus Ton, den wir zur Hochzeit bekamen. Auch sein Plüschhund hält neben ihm die Stellung.
Ich merke, wie meine Schultern leichter geworden sind seit seinem Tod, weil ich nicht mehr dauerangespannt bin vor Angst um unseren Methusalem. Aber gleichzeitig tut der Verlust so unendlich weh und er hinterlässt eine so riesige Lücke und Leere. Wir vermissen ihn so sehr. Neulich laß ich einen Spruch. "Was ich mir wünsche? Besuchszeiten im Himmel". Ja, das würde auch ich mir von Herzen wünschen.
Irgendwann werden wir uns in die Arme springen und uns auf der saftigen Wiese wälzen vor lauter Wiedersehensfreude. Darauf freue ich mich. Und bis dahin wird er in unserer Erinnerung und unserem Herzen für immer bei uns bleiben.
Danke Filou, für die fast 17 Jahre an unserer Seite!! Wir werden dich niemals vergessen!