Es scheint als wären wir in einer ähnlichen Situation. Die emotionale Dauerbelastung kann ich so gut nachvollziehen.
Im August 2016 eröffnete ich hier im Forum einen Beitrag "Pflege unseres Opis - wir sind fix und fertig" Kannst ja mal reinlesen, wenn es dich interessiert.
Mittlerweile sind 6 Monate vergangen. Wir sind noch immer fix und fertig (mal mehr, mal weniger) und Filou hat noch immer eine sehr eingeschränkte Lebensqualität (die er aufgrund unserer 24 Stunden Pflege jedoch gar nicht als Einschränkung erleben kann. Was er nicht mehr kann, gleichen wir für ihn aus...) hat jedoch u.E. noch zu viel Lebensfreude um sterben zu wollen.
Tagtäglich ist das Thema "Lebensqualität, Leiden, einschläfern, Lebensfreude") bei uns Thema. Seit einem Jahr. Unbeschwertheit, Sontanität, Durchschlafen, innere Ausgeglichenheit - all das sind für uns Fremdwörter geworden.
Unsere TÄ sagen, dass es einem Filou sehr schwer mache, die Entscheidung zu treffen, da Filou ein solches Stehaufmännchen ist und immer wieder zeigt, dass er noch will. Jedoch finden sie, es sei für uns nicht mehr tragbar. Seit 4 Jahren leben wir mehr oder weniger nur noch für unseren Opi. Und im letzten Jahr ist eben alles ganz extrem geworden.
Aber wie kommt man damit klar, seinen Hund einschläfern zu lassen, weil man selbst nicht mehr kann?? Wir können das einfach nicht. Habe Angst, dass mich das bis ans Ende meiner Tage verfolgen würde, das schlechte Gewissen. Auch wenn ich rational natürlich weiß, dass 98 Prozent aller Hundehalter das nicht so lange machen würden und auch nicht könnten (z.B. aus beruflichen Gründen od wenn Kinder da sind).
Wir sind da irgendwie in diese Pflege so reingerutscht. Hätte man mir früher gesagt, ein Hund kann nicht mehr alleine aufstehen und muss beim Kot absetzen gehalten werden, dann hätte ich gesagt, dass es dann Zeit ist sie gehen zu lassen. Aber irgendwie merkt man dann, dass man ein ganz eingespieltes Team wird. Man hat Griffe raus, wie man seinen Senior rel. unkomoliziert hochziehen kann und er hat gelernt und durch Blicke od ein kurzes Fiepsen zu sagen, dass er umliegen möchte etc. Aber das setzt halt 24 Stunden Betreuung voraus. Beim Kot absetzen merkten wir, dass man ihn da ja eigentlich problemlos halten kann und wenn das Essen im Stehen nicht mehr klappt - naja, er isst halt seit nem Jahr im Liegen.
Irgendwie schon verrückt alles. Aber wenn ich dann sehe, wie er 5 mal tgl. 30 Minuten Gassi gehen kann (natürlich langsam und unsicher, zumal er sehr dement ist und man ihn stets im Blick haben muss, sonst würde er glatt nen Graben runter laufen...), sich mehrmals täglich in der Wiese wälzt und auf dem Rücken schläft... . Wir können es einfach noch nicht. Nicht weil wir nicht loslassen wollen oder können, sondern weil wir meinen, dass es Filou noch nicht will und wir Angst vor Gewissensbissen haben.
Neulich hatte er eine Trombose. Konnte keinen Schritt mehr gehen. Er bekam ne Infusion mit Cortison. Wenn er innerhalb 24 Stunden nicht wieder "gut" gehen hätte können, hätten wir ihn einschläfern lassen. Unser Stehaufmännchen konnte nach 6 Stunden wieder gehen als wäre nie was gewesen. Wahnsinn!
Wenn wieder was schlimmes kommt (wie z.B. die Bauchspeicheldrüsenentzündung), lassen wir ihn gehen. Da würden wir keine Behandlung mehr starten, weil er jetzt schon in nem schlechten Allgemeinbefinden ist und jede schwere Erkrankung noch mehr zehrt.
Für uns heißt es einfach schauen, was jeder neue Tag bringt, versuchen emotional durchzuhalten und zu hoffen, dass wir dann eines Tages wirklich annehmen können, wenn es soweit ist, im Wissen, dass wir ALLES erdenkliche für unseren Filou getan haben.
Halt du auch gut durch "Snoopy 71"
Lausbubenfraule