Moinsen,
es geht um meinen Beagle-Rüden. Er ist jetzt 9 Jahre, bekommt seit 4 Monaten Gingium, weil er erste Anzeichen einer dementen Tüddeligkeit an den Tag gelegt hat. Beim Gassi gehen hat er sich plötzlich an einem Grashalm zweimal gedreht zum Pieseln und ist dann mit Überzeugung in die falsche Richtung losgelaufen. Manchmal kommen meine Rufe nicht bei ihm an, er guckt dann durch mich hindurch und tut, was er denkt grade tun zu müssen - stehen bleiben, weiter gehen, buddeln, völlig allein sein und verzweifelt, weil sich niemand für ihn interessiert. Mit Gingium ist es deutlich besser geworden, ich konnte ihn wieder entspannt ableinen, er war zu 98% ansprech- und damit auch lenkbar.
Noch kurz zu den Umständen: Er war psychisch schon immer auffällig, ich würde ihn als Autisten beschreiben, er ist bei uns seit er 6 Monate alt ist und er hat atypische Epilepsie, die nach einer Kastra mit 3 Jahren deutlich besser wurde.
Er lebt hier im Rudel mit 2 weiteren Beagles, wir hatten schon einige andere Jagdhunde als Pflegis und er hat auf seiner festen Gassistrecke die Möglichkeit frei zu laufen und viel Kontakt zu Artgenossen zu haben. In seinen ganzen Ticks war er stets unauffällig und ungefährlich - er hat nicht auf Bewegungsreize (Fahrradfahrer/Jogger/Kinder/Katzen), Geräusche (Kinder, Autos, Kettensäge, Schüsse) oder sonstige Ablenkungen reagiert. Anderen Hunden gegenüber ist er freundlich und friedlich, Menschen gegenüber neutral, bis er merkt, dass sie interessiert sind, dann schmusig.
Als er noch jünger war, hat er sich öfter mit Rüden geprügelt und stand andauernd unter massivem Stress - aber als wir gelernt hatten mit ihm umzugehen (gleicher Tagesablauf, viel Ruhe etc.pp. und dann noch die Kastra) wurde es viel viel besser. Außerdem hat er zuhause und in Ruhe regelrecht disoziiert und dann gebissen, wenn man ihn berührt hat... Schnee von gestern, seit 6 Jahren kein Thema mehr.
Jetzt zum akuten Problem: Er hat NIE Interesse an Wild gezeigt. Wir kommen vom Land, er hatte täglich Wildsichtungen, er hat schon den ein oder anderen Pflegi oder auch meinen anderen Beagle zum Jagen durchstarten sehen - er war auch schon leinenlos dabei, als mehrere Beagle durchgestartet sind zum Jagen und wir haben zwei Jahre auf einem riesigen eingezäunten Grundstück mit wilden Kaninchenkolonien gelebt - er hat NIE darauf reagiert. Die Kaninchen hat er geschützt und sogar geputzt, wenn ihm eins vor der Nase kam, wenn andere ab zum Jagen sind, hat er sich gefreut, dass er nun einen Keks bekam.
Vor drei Tagen passierte folgendes: Er war auf einer großen Wiese - dort läuft er immer etwas entfernt mit mir und startet plötzlich mit Spurlaut durch... Hat er noch NIE gezeigt, ich war völlig perplex, hab ihn gerufen... erfolglos. Den jungen Beagle einer Freundin hat er mitgerissen und kurz darauf konnte man beide hinter einem prächtigen Rammler her rennen sehen - der war dann irgendwann weg (und der junge Beagle auch schnell wieder eingefangen), mein Hund aber war wie von Sinnen, mehrmals auf der Schnellstraße (ich hab schon überlegt, wo ich denn die Versicherungsunterlagen habe und gehofft, dass es nur Blech- und keinen Personenschaden gibt), hat gependelt und gesucht, ist gezielt vor mir und meiner Freundin weggelaufen und hat dann etwas später noch ein Reh aus dem Dickicht gedrückt und ins nächste Wohngebiet in einen Garten gehetzt... in besagtem Wohngebiet hab ich ihn dann mehrmals gesehen, einmal auch auf einem 2m hohen Carport und ich habe keine Ahnung, wie er dort hoch gekommen ist, vermute über Mülltonnen und Regal die dort angebaut waren - als er mich sah ist er die 2m runter gesprungen und weiter gerannt.
Bekommen habe ich ihn erst, als ich sah, dass er gleich hinter einer Hecke raus kommen würde und er mich noch nicht gesehen hatte - Hechtsprung und ich hatte ihn. Die ganzen 5km nach Hause war er NICHT ansprechbar, er hat gezogen wie irre, wollte unbedingt aus seinem Geschirr, bei jeder blöden Amsel ist er wieder Amok gelaufen.
Abends hatte er dann noch einen leichten Epi-Anfall, den ersten seit 6 Monaten oder so.
Wie gesagt, ich hatte schon einige Jagdhunde und bei manchen kam der Ausbruch des Jagdverhaltens recht überraschend, die waren aber so wie der Jungbeagle meiner Freundin... das hingegen war mein Rüde gezeigt hat, ist für mich eine ganz andere, nie gesehene Qualität... und das in seinem Alter. Sein Verhalten seitdem war tadellos. Wir waren an der Leine oder im Ghetto (Hundeauslauf eingezäunt) unterwegs und jedes Mal hat er sich vorbildlich verhalten, auf jeden Rückruf reagiert, so wie es sein sollte.
Kann das was mit seiner Demenz zu tun haben? Mit dem Gingium? Hat irgendjemand Erfahrung damit? Tipps vielleicht? Dass er nicht von der Leine kommt ist klar
Ich bin reichlich verzweifelt und schockiert und bin froh, dass weder Mensch, noch Tier noch Sachschaden entstanden ist.