Guten Morgen liebe Lucy,
ich würde meinen Vorrednern ein wenig widersprechen wollen, was das weitere Vorgehen angeht. Ich hab auch zwei Beagles, mittlerweile 7 und 8,5 und ich hab quasi alles was Du beschreibst, mit unseren auch erlebt - nur ganz ohne Baby, dafür mit anderen nervigen Situationen (z.B. ewiger Baulärm und Handwerker im Haus, Alzheimer-Opa der nicht kontrollierbar war etc.pp.)
Die meisten der gegebenen Tipps haben wir auch durch und waren auf Dauer nicht erfolgreich. Nur mit Konsequenz und Strenge beim Beagle durchzukommen ist schier unmöglich, unsere haben auch genau die gleichen Abwehrmechanismen wie Deiner entwickelt: Türen kratzen, Leinen durchbeissen, Käfige zerstören...
Auf die für uns richtige Lösung sind wir gekommen, als wir unseren Rüden sowieso besonders handeln mussten, weil er autistische Züge hat, immer wieder in stereotypisches Verhalten fällt, dabei nicht berührbar und ansprechbar ist...
Zum einen haben wir auf jeden Fall Zerstörungsmöglichkeiten genommen. Die Türen haben wir zeitweise mit Teppich-Auslegeware abgeklebt, damit konnte uns das Kratzen nämlich egal sein udn hat sich dann auch recht schnell von alleine erledigt.
Dadurch dass mein Rüde bei seinen autistischen Verhaltensweisen (z.B. aus dem Nichts scharren bis die Krallen bluten, im Kreis drehen, lauthals los bellen) nicht berührbar ist - er erschrickt sich zu Tode und kann dann auch schnappen... haben wir irgendwann Pflanzensprühflaschen überall im Haus stehen gehabt - damit konnten wir ihn ganz gut raus holen. Die Flaschen haben dann auch irgendwann Einzug in unsere normale Kommunikation gehalten, grade als die Umwelt so stressig war und wir alle unter Strom standen. Das war dann quasi unsere Peitsche... und als Zuckerbrot haben wir Plätze schmackhaft gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes - war richtig viel Trubel, hab ich unser Schlafzimmer offen gelassen... normalerweise eine Tabuzone und dementsprechend bei den Beagles heiss bgehrt - da konnte im Erdgeschoss die Hölle toben, die beiden waren oben und haben total illegal und schwer glücklich in unserem Bett gelegen. Bei mäßigem Trubel habe ich einen ganzen Ochsenziemer mit Knauf in sein Bettchen gelegt. Um den Knauf ein Seil, dass ich wiederum mit dem Couchbein verbunden habe - sobald sie ihre Betten verlassen haben, hab ich auch die Ochsenziemer wieder weg genommen.
Meiner Meinung sind die Beagles glücklicher und zufriedener, wenn man sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lässt... allerdings ist es ja nicht illegitim, wenn man ihnen ein wenig bei der Entscheidungsfindung hilft
Im frustigen Alltag hab ich dann übrigens auch vermehrt für Erfolgserlebnisse gesorgt... beim Zergeln hab ich sie eigentlich immer gewinnen lassen und das Tau dann erst später weg geräumt, wenn es nicht mehr interessant war. Genauso hab ich immer versucht, ein Spiel zu ermöglichen, wenn sie nett gefragt haben - anbellen lassen oder anderweitig bedrängen lassen hab ich mich nie.
Als wir noch in der Übungsphase waren, sah es in etwa so aus, wenn Besuch kam: Ich bin alleine raus ans Hoftor, öffnen, begrüßen, freuen. An der Haustür (bei uns ging es damals auf der Hausrückseite rein) stand eine Wasserspritze - gleichzeitig habe ich ein paar Kekse in den Garten geschmissen. Sind die Hunde beim öffnen der Haustür hoch gesprungen gabs Wasser, sie wussten aber sehr schnell, dass im Garten Kekse liegen und haben dann den Besuch keines Blickes mehr gewürdigt - bis sie dann wieder rein gekommen sind, saßen wir schon am Tisch, gut sichtbar die Wasserspritze - meistens haben sie sich da schon getrollt und selbstständig entschieden, dass sie lieber auf die Couch wollen. In der Regel hats dann keine 5 Minuten gedauert, bis sich jemand zu ihnen gesetzt hat. Beim Essen hab ich dann besagten angeketteten Ochsenziemer rausgeholt, weil grade bei Fremden betteln ja immer noch sehr effektiv ist und somit die Verlockung groß war.
Wenn die Beagles was geklaut haben, hab ich meistens die Eifersucht der beiden ausgenutzt. Klaut Beagle A, bin ich sofort zu Beagle B und wir haben lautstark geschmust, gespielt, es gab Kekse, ich hab das Quietschie raus geholt... Beagle A natürlich total pissed und frustig, aber nach spätestens 1-2 Minuten war die Beute am Boden und der Beagle bei uns beiden um mit zu spielen.
Insgesamt hab ich dann eben auch immer mehr geschaut, dass ich den Beagles zuvor komme, dass ich Schmusen, Bewegung und Denkspiele anbiete, bevor sie das einfordern müssen - was im übrigen auch einfacher fällt, je weniger Reibungspunkte man hat - das sorgt auf beiden Seiten für merkliche Entspannung.
Wenn ich auf 1m Distanz den Beagle nass machen kann, statt ihn z.B. körperlich von der Couch zu drängen oder schubsen, dann hat das für mich zwei Vorteile - 1. ist das kein Kampf bei dem ich verlieren kann... Beagles sind oftmals nicht zimperlich (merkt ihr ja auch) und ohne dass sie das böse meinen werden sie im Zweifelsfall auch schon mal ein wenig körperlich oder halten dagegen - beim Wasser sind sie halt sehr schnell einfach so genervt, dass sie gehen und 2. schone ich auch meine Stimme und belästige den Beagle nicht mit einer viellciht völlig überzogenen Reaktion, weil ich eh schon genervt hoch 10 bin.
So richtig schlimm war unser Erziehungsprogramm vielleicht ein Jahr, danach wurde es für alle Beteiligten nach und nach Routine - ansgesprungen wird jetzt nur noch meine Mutter und die legt es regelrecht drauf an, ansonsten können drinnen wie draussen hunderte Menschen sein - solange die nicht den ersten Schritt machen, ignorieren meine Hunde sie. Wasserspritze haben wir seit über einem Jahr gar keine mehr, seit gut zwei Jahren könenn wir unsen Rüden auch während seiner schwierigen Phasen anfassen, ansprechen und da raus holen. Im Haus herrscht Ruhe, auch ganz ohne Kommando. Wenn ich auf die Couch will, schick ich sie runter, ansonsten können sie liegen wo sie wollen - Körbchen, Fliesen, Teppich, Couch - mir wurscht. Bellen passiert nur noch selten, zu 90% ist es mein Rüde, im Rahmen seiner Ticks, da kann ich ihn dann aber gut raus holen.
Wenn mal was geklaut wird, dann ist das mittlerweile so selten und damit so süß, dass ich mich klammheimlich sogar drüber freue und dann mit den Beagles in knallharte Verhandlungen trete, was ich alles tun muss, damit sie es freiwillig wieder her geben - ich könnte auch einfach nur scharf "aus" sagen, aber andersrum macht es mehr Spaß
Spielaufforderungen im Haus sind ziemlich exakt 50:50, genauso wie der finale Gewinner beim Zergeln/Apportieren und das ganz ohne dass ich viele Worte und Kommandos geben muss.
Was ich also machen würde: Wird er Hund bei dir körperlich, würde ich ihn duschen, solange bis er sich verzieht - den Kampf gegen das Wasser kann er nur verlieren und das wird ihnen auch recht schnell klar. Trifft er dann die Entscheidung einen anderen Mist zu bauen, würde ich auch solange nachsetzen, bis er sich irgendwo entnervt zur Ruhe legt - das kannst Du dann natürlich entsprechend honorieren - wir haben damals auch viel mit Kongs gearbeitet, gefroren, gefüllt mit Frischkäse, in der Mikrowelle überbacken - einer war eigentlich immer auf Vorrat. Sehr schnell waren wir dann an dem Punkt, dass die Hunde in solchen Situationen nach einem Sprühstoß weg sind und sich dann entweder woanders hingeknallt und entspannt haben oder eben etwas rumgelaufen sind und dann nach wenigen Minuten wieder ankamen, entspannt und somit willkommen.
Liebe Grüße :)