Liebe pinkelpinscher,
ich kann Deinen Ärger gut verstehen - ich wäre auch wirklich "not amused" bei soviel Inkompetenz, erst recht wenn es zu Lasten des Tieres und des Geldbeutels geht. Ich hatte neulich ein längeres Gespräch mit meinem Tierarzt, nachdem mein Kater nach grade mal 48h nach Beschwerdenbeginn eingeschläfert wurde. Geredet haben wir dann ein paar Tage später.
Er hat komisch geatmet, deswegen sind wir zum Tierarzt. Mein Verdacht: Dem steckt irgendwas im Hals, was raus muss. Diagnose: Kurz vor Tod, die Lunge schwappt über vor Wasser. Entwässerungsspritzen noch und nöcher, 48h intensive Pflege und weitere Spritzen zuhause, danach Wiedervorstellung mit einem hoffentlich stabileren Kater, der dann auch diagnostiziert werden kann. Aber vor Ort dann der Schock: Nur ein Lungenflügel war leer, der andere immer noch randvoll, bei einem Ultraschall konnte man sehen, dass irgendwas großes auf dem Herzen sitzt.
Der Tierarzt wollte mich in eine Tierklinik schicken. Ich hab einen Moment gebraucht und ihn dann gefragt, wie oft er sowas schon gesehen hat und wie oft dass noch irgendwie glimpflich ausgegangen ist... die 2. Antwort "noch nie, das ist das Worst case Szenario" hat mir völlig gereicht, um den Kater zu erlösen und ihn nicht noch in eine Tierklinik zu karren.
Sehr wahrscheinlich war es ein Tumor auf dem Herzen der in die Lunge eingeblutet hat, weswegen die Flüssigkeit auch nicht mit Entwässerungsspritzen weg zu bekommen war. Eine OP am Herzen ist hochriskant, eine Tumor-OP auf Grund der Verwachsungen quasi aussichtslos -ganz abgesehen davon, dass man den Tumor erst dazu hätte bringen müssen, das Bluten einzustellen und dann die Lunge hätte leer bekommen müssen...
Ich hab ihn an diesem Tag gehen lassen und komme auch jetzt noch gut damit klar.
Auf jeden Fall kamen wir einige Zeit später ins Gespräch und ich hab ihn gefragt, ob er mein Verhalten für verantwortungslos gehalten hat. Er meinte ganz klar "Nein", das Schicksal meines Katers war besiegelt - aber die Tierbesitzer wollen mehr und mehr das Rundum-Paket, da werden sogar alte, tote Tiere zur Autopsie gebracht und erst neulich hat er auf ausdrücklichen Wunsch der Besitzer eine gut 1jährige Ratte zur Hirntumor-OP in die Klinik überwiesen. Hat das Tier Fieber, dann wird ausdrücklich das "alles und noch mehr"-Blutbild verlangt, ein normales Blutbild tut es nicht, da müssen alle noch so seltenen Werte gleich mit bestimmt werden.
Damit er als Tierarzt seine Kunden nicht verliert, richtet er sich nach den Wünschen seiner Kunden und offeriert selbst bei solchen Fällen wie dem meines Katers die Überweisung in die Klinik. Er selbst ist auch eher Befürworter der stufenweisen Diagnostik und als wir jetzt vor ein paar Wochen mit meinem Paten-Kater da waren, wurde genau das gemacht. Fieber, Abgeschlagenheit: Erst ein kleines Blutbild und dann Behandlung gegen die Entzündung im Körper und gegen das Fieber. Obwohl Pankreatitis eine Verdachtsdiagnose war, wurde uns gesagt, dass die Blutwerte nicht günstig sind und wir erstmal 2-3 Tage die Behandlung probieren sollen - dann erneute Laborkontrolle und wenn keine Besserung, dann Bestimmung der anderen Blutwerte. Als es ihm aber dann nach 3 Tagen so gut ging, wurde nicht mal mehr Blut abgenommen, weil man sehen konnte, dass er wieder fit war.
Dafür schätze ich ihn sehr!