Meine Mama hatte ganz ähnliche Voraussetzungen und hat nun eine 3jährige Schäfermix-Hündin aus dem Auslandstierschutz, die aber im deutschen Tierheim gesessen hat.
Die Beschreibung der Hunde vor Ort war ehrlich, d.h. ihr wurde eben nicht jeder Hund empfohlen und von einem, der ihr vom Foto gut gefallen hat, wurde ihr sogar abgeraten. Das finde ich einen ganz wichtigen Punkt... egal ob privat, Auslandstierschutz oder Tierheim: Skeptisch sollte man immer dann werden, wenn alle Hunde nur Vorteile haben :)
Wenn sich Menschen differenziert mit den Hunden auseinander setzen, dann kann man sich eigentlich schon recht sicher sein, dass man darum bemüht ist, den richtigen Hund für die richtigen Leute (und umgekehrt) zu finden.
Was mich bei der Schäfermix-Hündin wirklich extrem begeistert, ist ihr Wunsch zu gefallen und zu kooperieren. Meine Mama ist nicht jeden Tag gleich schnell unterwegs und die Hündin achtet auf meine Mama und passt sich ihrem Tempo an.
Wichtig war uns auch, dass der Hund an sich ruhig ist, vom Temperament her - und genau das war sie und ist sie jetzt nach 3 Monaten bei meiner Mum immer noch. Sie kuschelt für ihr Leben gern, ist im Haus einfach nur unauffällig und wenn man vor Mittag raus gehen will, setzt sie den "geprügelter Strassenhund"-Blick auf
Thema Größe und Gewicht: Ich habe darauf gepocht, dass der Hund zwar schon nach Hund aussehen soll, aber gleichzeitig immer noch händelbar sein muss. Und ich denke, grade für ältere Menschen ist es auch wichtig, dass sie zu jeder Zeit das Gefühl haben, mit dem Hund klar zu kommen. Die Hündin meiner Mam sieht sehr stark nach Langhaar-Schäferhund aus, hat dabei 55cm Schulterhöhe und 18kg. Das ist ein Gewicht mit dem meine Mama sie auch mal ins Auto heben kann. Mit dem sie notfalls auch mal in der Leine stehen kann und meine Mama sie auch gebändigt bekommt.
Ich hatte schon mal das "Glück", dass mir mein Hund unterwegs gebissen worden ist und danach keinen Schritt mehr gehen wollte - ich hab den mit seinen 25kg 1km zum Auto zurück getragen. Das ist natürlich die riesen Ausnahme, aber kränkelnde Hunde zum Auto (oder vom Auto in die Tierarztpraxis rein) tragen kam hier schon öfter vor und zur Not hol ich mir auch Hilfe. Aber grade ältere Menschen wollen sich eben nicht immer Hilfe holen und deshalb haben wir auf Größe und Gewicht besonders geachtet.
Insgesamt wollte ich für meine Mum einen Hund der zumindest die besten Voraussetzungen mitbringt, um alt zu werden. Also nicht zuviel Gewicht auf zu wenig Höhe, keine Rasse die gefährdet ist, krank zu sein/werden oder bekannt dafür ist, nicht allzu alt zu werden.
Allein da würde der Berner schon ausscheiden. Die Hündin meiner Mum ist sehr schlank gebaut, was optisch aber durch das Fell kaschiert wird, ich tippe stark, dass sie auf der Strasse gelebt und da evtl auch geboren wurde, sie hat eben genau diese typische rumänische Straßenhund-Schäfermix-Optik. Sie hat wahnsinnig gute Zähne, so haben die Zähne von keinem meiner Tierschutzhunde je ausgesehen. Sie kann alles fressen, zeigte keinerlei sonstige Gebrechen, hat ein tolles Gangbild... bringt also zumindest die besten Voraussetzungen mit, um alt zu werden.
Ich wollte jetzt nicht nur um des Schwärmens willen von der Hündin meiner Mam erzählen, sondern damit ihr evtl. euer Anforderungsprofil noch etwas verfeinern könnt - evtl. ist ja der ein oder andere Punkt dabei, der euch auch noch wichtig ist.
Ansonsten kann ich euch nur raten, euch einfach ein paar Hunde anzusehen - egal ob von privat oder organisiert. Lasst euch nicht zum Kauf drängen, fragt den Menschen Löcher in den Bauch, schaut euch die in Frage kommenden Hunde ganz genau an, geht mit ihnen Gassi, verbringt Zeit mit ihnen.
Lasst euch bloss nicht erzählen dass Hündinnen so, Rüden so und Kastraten ganz anders sind oder dass Auslandshunde gar nicht gehen oder im Tierheim nur Vollkatastrophen sitzen und von privat jeder nur schnell den überflüssig gewordenen Hund loswerden will. Geht bei Rassehunden nicht davon aus, dass all die rassetypischen positiven Eigenschaften wirklich vorhanden sind, behaltet die rassetypischen negativen Eigenschaften aber immer im Hinterkopf
Bedenkt, dass ein Hund am Anfang Unsicherheiten zeigen kann. Manche Hunde sind wahre Anpassungskünstler und da sieht man erst nach vielen Wochen was drin steckt... Aber den wenigsten gelingt es einen starken Jagdtrieb zu unterdrücken wenn vor ihnen was leckeres auf dem Acker steht. Genauso könnt ihr natürlich beobachten wie der Hund auf unerwartetes reagiert.. Skepsis ist gut, Panik eher nicht so... wenn der Reiz wiederholt auftritt und er gewöhnt sich mit der Zeit dran - super! Verstärkt sich die Panik ist das nicht so doll, schlägt die Angst um in Aggression ist das eher schlecht.