Hallo zusammen,
also ich habe sein Buch komplett gelesen und war auch da (allerdings nur eine Doppelstunde). Also Philipper lehrt, dass ein Hund nicht minderinterlligenter ist als wir, sondern aufgrund seines Alters nur "Mindererfahren". Das heißt, wir haben im Laufe der Jahre gelernt, dass da Straßen sind auf denen wir von Autos überrollt werden können, dass es im Wald Jäger geben kann, die auf einen schießen usw. Ein Hund weiß das aufgrund seines Alters nicht. Ansonsten ist er aber so wie wir. Wenn wir einen Chef haben, der uns ständig rumkommandiert, wollen wir nicht gerne für ihn arbeiten. Wenn wir uns aber selbst einbringen und er das anerkennt, geben wir in der Firma alles und arbeiten gerne für einen guten Chef. Hunde sind genauso. Sie wollen nicht den ganzen Tag rumkommandiert werden. Sie handeln wie wir auch nutzungsorientiert. Wenn wir dem Hund sagen, er soll sich setzen, wird er das nicht tun wollen, weil er darin für sich keinen Nutzen sieht. Wenn wir aber darauf bestehen und unseren Hunden beibringen zu gehorchen, wird er uns ZWANGSLÄUFIG irgendwann davon laufen, weil wir so unmögliche "Führer" sind. So, das sollst Du dir erstmals einprägen. Es gilt also den Hund dahin zu bringen von alleine das zu tun was Du möchtest. Ihm das aber nicht zu sagen, sondern er soll herausfinden, dass genau das das Beste für ihn ist. Von daher wird er dann das was wir wollen von sich aus machen und zwar gerne. Informationen im Buch über die Art und Weise des Trainings gibt es nicht.
Ja, das ist korrekt, genauso hat UP es uns damals auch vermittelt, auf deutsch gesagt: ein Hund ist kein Vollidiot, warum behandeln wir ihn dann so? Ständige Kommandos, ständige Unterbrecher, bei Beachtung loben mit feiner Hundi, supi, ganz toll, braver Hund, Leckerchen reinstopfen usw. Also weg von den Kommandos, Beschränkung auf ein absolutes Minimum, loben, wie ich auch einen Menschen lobe. Klang damals sehr einleuchtend, hat Erfolg gebracht, die Beziehung zu meinem Hund entscheidend zum Positiven verändert, passt. Die totale, ständige Kontrolle eines Hundes hat zur Folge, dass er aus dieser ausbrechen wird, auch das ist für mich unstrittig.
Dann bin ich eine Doppelstunde dort gewesen. So sympathisch wie er im Fernsehen wirkte, war er mir gegenüber dann nicht. Letztendlich hat er in den 2 Stunden das erzählt, was auch in seinem Buch steht. Letztendlich sollte ich mit meiner Hündin an der Schleppleine laufen und immer wenn sie unaufmerksam ist, einen kurzen Pfiff machen und umkehren. Hätte also zur Folge, dass ich die nächsten Wochen nur noch mit ihr auf und ab gelaufen wäre. Und immer, wenn ich umgekehrt bin, trottete sie dann hinterher. Wenn sie hinter mir ist, hätte ich das Tempo anziehen sollen. Um sie mal schnuppern oder pinkeln zu lassen sollte ich dann stehen bleiben, auf die Schlepp treten und sie Freischnippsen. Dann kann sie in dem 5 Meter Radius machen was sie möchte. Nach einem Tag hatten allerdings weder meine Hündin noch ich Spass am rausgehen, daher habe ich das Training da schon bleiben lassen . Ich weiß auch von Anderen die da waren und auch von denen selbst, dass Sprühhalsbänder definitiv eingesetzt werden. Wie, damit spuckt natürlich überhaupt niemand aus. Wenn es so ist, wie ein paar Seiten zuvor steht, dass ich hätte dann jedesmal sprühen sollen, wenn ich nach dem Pfiff umkehre, wird mir übel bei dem Gedanken. Ich persönlich möchte so ein Teil gar nicht einsetzen. Aber wenn ich müsste, würde ich es dann doch lieber begrenzend machen (zum Beispiel bei der Jagd), denn dann hat der Hund ja wenigstens noch die Chance ins Meideverhalten zu gehen und dem Dilemma zu entgehen .
Das Leinentraining, wie ich es von UP kenne, sieht doch ziemlich anders aus, ich hatte es ja weiter vorn beschrieben. Natürlich wird jeder Trainer seine Methoden immer wieder anpassen oder verfeinern. Das, was du beschreibst, klingt aber für mich nicht nach einer logischen Weiterentwicklung. Freilauf (an der Schleppleine) war damals Freilauf, der Hund kann machen, was er will, im Rahmen der Möglichkeiten. Ebenso wurde nicht versucht, die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen, indem ich umkehre. Das Umkehren diente ausschließlich der Leinenführigkeit, wenn der Hund an mir vorbeiläuft. Machen ja viele Hundetrainer so oder zumindest ähnlich. Bist du sicher, dass das so beschrieben wurde, oder kann es da zu Missverständnissen gekommen sein? Und sthen bleiben und auf die Schleppleine treten kenn ich so auch nicht. Es gab allerdings noch so etwas wie den "Pause-Modus", in welchem ich mich z. B. auf eine Bank setze und der Hund von allein darauf kommen soll, ebenfalls zur Ruhe zu kommen, verwechselst du das vielleicht?
Welche "Anderen", die da waren, meinst du? Hattest du vor Ort Kontakt zu anderen? Kam bei mir, wie weiter vorn beschrieben, nie vor, allein der Tatsache des Einzelunterrichts geschuldet, einer kommt, einer geht. Und warum vermutest du, dass du später beim Umkehren hättest sprühen sollen? Was würde das für einen Sinn ergeben? Für mich ergibt es jedenfalls keinen, ich bin mir sehr sicher, dass das so nicht gemacht wird.
Dass dein Hund an einer völligen Abkehr von den bisherigen Gewohnheiten keinen großen Spaß haben würde, war wohl zu erwarten, hat dich das wirklich überrascht? Bei mir sah es vor UP auf Spaziergängen folgendermaßen aus: Hund läuft frei, macht was er will, spielt mit anderen Hunden, buddelt, spielt mit dem Ball, ist irgendwo, vielleicht auch mal 100m weit weg, wenn ein Kaninchen des Weges kam, war der Hund weg. Ein bis drei Stunden Wartezeit zwischen Hoffen und Bangen, dann kam der Hund zurück, ab nach Hause, Hund war glücklich und ausgepowert, was für ein tolles Hundeleben, ich bin mir sicher, dass sie mich für diese tollen Spaziergänge geliebt hat! Dann begann das Training bei UP, ihr kennt die Geschichte: spielen ausschließlich im umzäunten Garten, Spaziergang hieß Leinentraining, Strecke bei Fuß, Rückweg an der Schleppleine, fertig. Glaubt irgend jemand, dass das dem Hund gefallen hätte? Da gab es eine Menge Frust und Aggressionen auf seiten des Hundes. Ist aber kein großes Ding, man ignoriert das einfach und bleibt ganz ruhig. Nach einigen Wochen ließ das stark nach und verschwand dann total. Dann begann der Hund, sich komplett zu verändern: ich war plötzlich das Interessanteste für ihn, sie begann, mich zum Spielen aufzufordern. Was für eine Erfahrung: ich war nicht mehr nur schmückendes Beiwerk, das der Fütterung dient und dem zur Not auch mal gehorcht wurde - wow!
Wie aus deinem Profil hervorgeht, hat dein Hund ein - wie du es beschreibst - Jagdproblem. Mich würde interessieren, was du denn vorher unternommen hattest, um das in den Griff zu bekommen? Ich gehe davon aus, dass du bei UP gelandet bist, weil vorherige Versuche gescheitert sind, korrekt? Außerdem war dir bekannt, dass UP mit Sprühhalsbändern arbeitet (ich gehe mal einfach davon aus, dass diese Erkenntnis - bestätigt durch einige Foristen - mittlerweile als gesichert angesehen werden kann, auch, wenn es zu meiner Zeit anders war). Meine Schilderung bezüglich der Leinenführigkeit kanntest du ja als stiller Mitleser auch. Jetzt frage ich mich natürlich, warum du zu UP gegangen bist, wenn du diese Methoden sowieso ablehnst, und dann sofort das Training abbrichst? Ich kann das nicht nachvollziehen, denn im Grunde hast du ja, wie du es selber beschreibst, bei denem Besuch nicht Neues erfahren. Also ich frage mich das wirklich: warum hingehen, wenn ich das, was ich bisher weiß, ablehne, und warum dann abbrechen, ohne etwas Neues erfahren zu haben? Tut mir leid, aber logisch klingt deine Vorgehensweise wirklich nicht.
Wenn du Hilfsmittel zur Begrenzung einsetzen willst, dann bist du bei UP ebenfalls nicht an der richtigen Adresse, denn genau darum geht es eben nicht. Das Stop kann als antrainierter Reflex gesehen werden, so etwas erreiche ich nicht, indem ich - welches Hilfsmittel auch immer - situativ und begrenzend einsetze. Am ehesten trifft es vielleicht der Vergleich mit dem Autofahrer. Wenn ich sehe, dass das Auto vor mir unvermittelt scharf abbremst, steige ich - ohne nachzudenken - ebenfalls sofort voll auf die Bremse. Es geht also auch nicht um Vermeidung von Strafe, sondern darum, dass mir bewußt ist, dass es besser ist, so zu handeln.