Ich weiß nicht, ob Hunde schadenfroh sein können, aber Charly ist es ganz gewiss.
Der Sohn unserer Nachbarn gegenüber, der allerdings nicht mehr hier wohnt, hat zwei Hündinnen. Jeden Sonntag Nachmittag besucht er zusammen mit Frau und den beiden Hunden seine Eltern, und dann spielen die Hunde im Garten. Charly kennen sie natürlich, aber sie kamen noch nie direkt mit ihm in Berührung.
Seit einer Woche sind die beiden Hündinnen nun bei den Eltern in Urlaubspflege. Die Größere der beiden, Bea, hat sich nun Charly als Feindbild ausgesucht und vom ersten Tag an zu ihm herüber gekläfft. Charly blieb dabei fast immer ruhig, und wenn er einmal antwortete, war es ein kurzes "Wuff!" und dann nichts mehr.
Anfangs versuchte unser Nachbar Bea mit "Schsch" und "pssst" zur Ruhe zu bringen, aber das fruchtete natürlich nicht. Nach zwei Tagen hieß es dann schon: "Nimm dir ein Beispiel am Charly, wie brav der ist!" Nach weiteren zwei Tagen Gekeife hörten wir ihn schimpfen: "Jetzt sei einmal ruhig, du gehst mir schon auf die Nerven!"
Seither geht Charly gerne etwas provokant an unserem Zaun entlang bis Bea kläfft, und sobald unser Nachbar schimpft, dreht Charly sich zu uns um, grinst und wedelt mit dem Schwanz.
Das war nun schon so oft der Fall, dass es kein Zufall mehr sein kann.
Einerseits sollte ich mich ja für sein Verhalten schämen und es unterbinden, aber irgendwie ist die Situation so komisch, dass ich ihm seinen Spaß lassen möchte.