Hallo @Mia2015 Ich weiß was du meinst. Und mich nervt diese Erwartung auch. Für mich sind Hunde sehr kluge Lebewesen, keine Frage. Aber ich bin der Meinung, dass ihr Gehirn nicht komplex genug ist um das was wir -Dankbarkeit- nennen empfinden zu können. Und ich für meinen Teil erwarte das auch von keinem Tier. Ich habe Lucy nicht nur zu mir geholt, weil ich Mitleid hatte. Ich müsste ein Herz aus Stein haben, wenn ich jetzt behaupten würde dass sie mir bei der Vorgeschichte überhaupt nicht leid getan hat. Aber das war für mich nicht ausschlaggebend für die Adoption. Wenn es nur nach Mitleid gehen würde, würde ich sofort am liebsten noch mindestens 5 weitere Hunde holen. Mit der Einstellung "Das wird alles schon, hauptsache sie sind erstmal da weg." Für mich hat jedes Tier ein "vernünftiges" Leben verdient. Und das ist der Grund warum ich es bei einem Hund belasse. Ich kann jetzt nicht insgesamt 6 Hunden gerecht werden. Mitleid hin oder her. Es wäre den Tieren einfach nicht fair gegenüber, nur Luft und Liebe reicht ja schließlich nicht. Und viele sehen das leider so.
Unser erster Hund starb 2007. Ich war seitdem sehr oft im Tierheim um die Ecke, habe mich auch über Tötungsstationen im Ausland informiert. Alle taten sie mir leid. Jeder einzelne, überall. Ich war mehrmals kurz davor jemanden "aus Mitleid" mitzunehmen. Aber es hat einfach nie gepasst. Sei es weil die Zeit fehlte, oder das Geld. Oder beides.
Ich erwarte ebenso keine tiefgründige "Liebe". Mein erster Hund kam wie schon erwähnt aus top Verhältnissen und da habe ich keinen einzigen Funken Liebe gesehen. Wie kann ich das also von einem Hund erwarten, der das scheinbar nie selbst zu spüren bekam? Obwohl auch hier mMn wieder sehr fraglich ist, ob sie überhaupt in der Lage sind so etwas zu empfinden.
Ich möchte keinen mich anhimmelnden Hund, wie das ja so oft von vielen Hundehaltern erwünscht ist. Ich möchte lediglich eine Bindung zwischen uns haben. Ich möchte ihr ein gerechtes Leben ermöglichen. Die Bedingungen unter denen die Tiere in so manch anderem Land gehalten werden, sind für mich nicht unbedingt mit den meisten (ich formuliere das jetzt hier sehr vorsichtig, ich kenne ja schließlich nicht alle) deutschen Tierheimen vergleichbar.
Dass Lucy so manche Verhaltensauffälligkeit sehr wahrscheinlich mit sich bringt, war mir im Voraus sehr wohl bewusst. Aber das Risiko habe ich auf mich genommen. Wenn ich mit anderen Menschen auf sehr engem Raum eingesperrt wäre, dieser Situation nicht entfliehen könnte, im Dreck leben müsste, nie wüsste wann es das nächste Mal überhaupt was zu fressen geben wird, um jedes Stück Futter vielleicht kämpfen müsste, dreckiges Wasser zur Verfügung hätte, in meinem Kot und Blot liegen müsste und und und. Dann würde ich auch nicht alle Tassen im Schrank haben. Zumal ich ja noch nicht mal weiß ob sie JEMALS wirklich mal erzogen wurde. Sie wurde von ihren Vorbesitzern in die TS gebracht. Sie war kein Streuner. Zu den "tollen" Erfahrungen aus der TS kommen also noch die aus der Zeit mit den Vorbesitzern.
Strassenhunde tun mir nicht annähernd so leid wie Hunde aus den TS. Sie leben in Freheit, auch wenn diese vielleicht nicht die Beste ist. Sie können Artgenossen und Menschen die sie nicht riechen können aus dem Weg gehen, irgendwas zu fressen und zu trinken finden sie immer, sie können viel mehr Selbstständigkeit entwickeln. Eigentlich fehlt es ihnen doch nur an gesundheitlicher Versorgung und an Sicherheit(was schlimm genug ist). Selbst etwas Zuneigung können sie bekommen. Wie oft habe ich schon Streunern in südeuropäischen Ländern über einen ganzen Urlaub lang Liebe geschenkt.
Das sie nie ein, wie hier oft so schön geschrieben wird, NORMALER Hund wird, ist mir egal. Mir ist es wichtig, dass ich mich um ihre Grundbedürfnisse kümmern darf. Das sie immer sauberes Wasser hat, dass sie Rituale wie feste Fressens- und Gassizeiten hat, einen ruhigen und sicheren Schlafplatz an dem sie nicht attackiert wird, dass sie Zuneigung bekommt, dass ich ihr helfe wenn es ihr mies geht. So langsam auch jemanden der sie leitet (jaja, das ist alles in Arbeit). Dass sie einfach auch mal ein Stück Sicherheit spürt.
Wenn Lucy überhaupt jemandem dankbar sein sollte, dann der Person die sie aus dieser Hölle rausgeholt hat und sie in ihre Obhut genommen hat. Bevor sie dann eben ihre Reise nach D antrat. ICH habe aber kein Anrecht Dankbarkeit zu erwarten. ICH bin es eigentlich, die vielleicht sogar eine kleine Menge an Dankbarkeit emfpindet. Den seit sie hier ist macht sie auch Fortschritte. Es ist nich alles schlecht mit ihr. Und das was nun mal katastrophal läuft, ist in Arbeit. Wir haben keine Erfahrungen mit solchen Hunden, daraus mache ich kein Geheimnis. Aber deshalb bin ich hier und deshalb informiere ich mich überall wo es nur geht. Und deshalb wird in naher Zukunft ein Trainer kontaktiert. Damit Lucy auch noch innerlich gelassener wird.
Ich habe sie zu uns geholt, ich habe mich für diese Verantwortung entschlossen. Niemand hat mich gezwungen. Es ist Lucy nur fair gegenüber jetzt das Beste daraus zu machen und sie nicht auch, so wie ihre Vorbesitzer, einfach abzuschieben.