Hallo ihr Lieben,
heute ist ein seltsamer Tag. Keine Ahnung. Vielleicht liegt es auch nur am düsteren Wetter. Die letzten Wochen über war ich immer optimistisch dass Lucy und ich alles zusammen meistern können. Wenn wir nur genug arbeiten und Geduld haben. Heute morgen während der großen Gassirunde hatte ich dann tatsächlich zum ersten Mal das bedrückende Gefühl, dass sie bei Jemandem mit sehr gutem Know-How und einem bereits gut erzogenen Hund, an dem sie sich orientieren könnte, einfach besser aufgehoben wäre. Ich merke einfach dass sie zuviele Baustellen hat und mir dafür in vielen Bereichen Kenntnisse fehlen. Auch wenn ich immer versuche souverän vor ihr aufzutreten, glaube ich dass sie insgeheim mein Unwissen spürt und dass ihr das auf Dauer nicht gut tut. Mit meinem ersten Hund, einem liebevollen und treudoofen Labradormädchen war ich wohl zu verwöhnt was Erziehung angeht. Ich suche den Fehler nie bei Lucy, sondern immer bei mir. Aber grob gesagt, macht sie jedes zweite Mal wenn ich etwas von ihr will nie das was ich möchte. Also die Hälfte des Tages suche ich intensiv nach Fehlern bei mir. Dann ist der Tag auch schon so gut wie rum und Lucy wieder einen Tag älter. So langsam wird es Zeit dass sie lernt wo es lang geht. Ich weiß ja so gut wie gar nichts über ihre Vergangenheit. Ob sie jemals wirklich erzogen wurde steht in den Sternen. Es erscheint mir immer wahrscheinlicher, dass sie in Weißrussland auf einer Farm o.Ä. gehalten wurde, als Schutzhund für Schafe oder Ziegen oder so. Sie durfte nebenbei vielleicht soviel jagen wie sie wollte, wurde nie abgehalten und als es irgendwann zu extrem wurde, wurde sie wohl in die Tötungsstation gebracht. Das ist zumindest meine aktuelle Vorstellung. Denn ein Streuner soll sie wohl definitiv nicht gewesen sein. Laut den Aussagen der MA der TS zumindest.
Bezüglich Rückruf kannst du vielleicht hier noch ein paar Anregungen mitnehmen Labradoodle-Welpe - Erziehungstipps
Danke für den Link :)
Du schreibst ja, dass Dein Hund verfressen ist. Das ist meiner Erfahrung nach für das Training super!
Bei uns hat es mit dem Rückruf erst so richtig geklappt, als ich nicht mehr einzelne Leckerchen gegeben habe, sondern das Futter mit vollen Händen ausgeteilt habe. Es könnte für Euch ein guter Ansatz sein, wenn sie ihre komplette Futterration unterwegs von Dir bekommt. Ich habe mit der Methode gute Erfahrungen gemacht. Und dann nicht 500 gute Taten kleinklein belohnen, sondern 5 wichtige Sachen groß belohnen. Ein paar Dankeschön-Brocken für die kleinen Dinge natürlich auch nicht vergessen ;-)
Mach zwischendurch auch was, was Dein Hund lustig finden könnte - kram im Laub, dreh einen Stein um, knibble an der Borke eines Baumes – und finde ein paar Leckerchen, die Du mit ihr teilst. Der Hund soll ja auch was erleben beim Spaziergang - wenn sie schon nichts scheuchen darf, kann sie trotzdem mit Dir zusammen auf Leckerchenjagd gehen!
Ich stelle mir das Füttern unterwegs schwierig vor. Aber die Idee finde ich gut. Ich bräuchte dafür eine dritte Hand. Wenn ich sie zu mir rufen würde um sie aus der Hand zu füttern, muss ich ja mit einer Hand die Leine festhalten, mit der anderen das Futtergefäß halten und mit der dritten Hand füttern. Wenn ich mich nur auf die Schleppleine stellen würde um sie so zu sichern, hätte ich zuviel Angst dass ich nicht schnell genug reagieren würde wenn irgendwas ist und ich eben noch Futter in der Hand habe. Außerdem dachte ich, dass Hunde aufgrund des Risikos einer Magendrehung erst nach dem Gassi gefüttert werden sollen. Dadurch dass Lucy auch mal Vollgas Richtung Wildtier gibt, wäre ein voller Magen vielleicht nicht so gut, oder?
Wenn ich draußen an irgendwas rumspiele, dann juckt sie das nicht wirklich. Habe ich heute merhmals ausprobiert. Steine, Sträucher, Blätter, Zäune,Zweige. Sie kommt dann ein Stück an mich ran, riecht wohl von Weitem dass da nichts Spannendes ist und läuft von sich aus wieder weg Ohne wirklich zu gucken. Fand ich sehr schade Ich habe auch wirklich immer erst angefangen etwas zu entdecken, wenn sie selbst nicht abgelenkt war.
Mein Hund kommt übrigens bei den Worten "Hey, Jil" noch begeisterter angeflitzt als bei unserem offiziellen Rückruf. Weil ich unbewusst scheinbar immer "Hey, Jil!" sage, wenn ich was Lustiges für Sie vorhabe.
Es lohnt sich echt, MIT der Motivation des Hundes zu arbeiten - und nicht immer nur die doofe Trulla zu sein, die alles verbietet. Wenn man einen Hund hat, der draußen was erleben will, lässt sich das doch einrichten. Dafür muss man auch nicht den ganzen Spaziergang durch den Kasper machen – aber wenn man einmal raushat, was dem Hund Spaß macht, kann man zwischendurch immer mal wieder was Nettes und Überraschendes aus dem Hut zaubern.
Also "Hey" habe ich noch nie zu Lucy gesagt. Sie könnte damit leider nichts anfangen Ich werde versuchen es Zuhause einzuführen, bevor wir Spielen. Vielleicht prägt sich das dann nach einer Zeit ein. Da ich sie aber immer so ewig lange zum Spielen animieren muss, wird sie aber wahrscheinlich keinen Zusammenhang merken.
In meinen Augen ist ihre einzige Motivation beim Gassigehen wirklich das Jagen. Seit ein paar Tagen versuche ich sie nicht mehr so nah an die Wildtiere zu lassen. Ich habe dann eben immer NEIN gesagt und habe sie dann leider oft wegziehen müssen und wir sind immer mit etwas Abstand weitergelaufen.
Seit diesem Zeitpunkt will sie gar nicht mehr Gassi gehen. Sie läuft Zuhause ohne Geschirr rum. Mein Lebensgefährte geht zum Rauchen vor die Tür. Wenn sie sich auf der Wiese lösen möchte, kommt sie ihm hinterher sobald er die Tür öffnet. Sie geht sich dann eben ohne Geschirr lösen. Wenn ich ihr also das Geschirr anlegen möchte, weiß sie dass es nicht nur auf die Wiese geht und dann geht sie bewusst von mir weg und wenn ich ihr das dann gegen ihren Willen anlegen möchte, versucht sie sich immer wegzudrehen. Mit Leckerlie locken bringt dann auch nichts. Es liegt definitiv nicht an dem Geschirr selbst, denn der Wechsel vom Halsband zum Geschirr war problemlos.
Da sie schon Zuhause selten Interesse an ihrem Spielzeug zeigt, kann ich sie damit draußen nicht locken. Wenn ich sie mit Sachen aus der Natur begeistern möchte, zeigt sie kein Interesse. Mittlerweile möchte sie auch gar nicht mehr wirklich mit anderen Hunden spielen, sondern läuft eher desinteressiert weiter und sucht die nächste Fährte. Auf dem Weg Leckerlies verstecken würde nicht funktionieren, weil hier alle paar Minuten etliche Hunde Gassi geführt werden. Die wären bereits gefunden und weggefuttert, ehe ich mit Lucy überhaupt von Zuhause losgegangen wäre.
DieKlenee1986,
du schreibst dass du das Anzeigen von Wild/Wildspuren unterbindest. Genau das würde ich gerade nicht machen. Ich würde es sogar fördern und belohnen.
Wenn dein Hund das Wild anzeigt und dabei noch lernt stehen zu bleiben, dann hast du ein super Mittel um deinen Hund dann anleinen oder umlenken zu können.
Mal ein Beispiel aus unserem Alltag:
Früher: Ashanti hat was Tolles am Waldrand gesehen oder gerochen, sie blieb Sekundenbruchteile ganz erstarrt stehen, reckte die Nase in den Wind um dann direkt Vollgas zu geben.
Heute: Ashanti hat was Tolles am Waldrand gesehen oder gerochen, sie bleibt erstarrt stehen und zeigt ihr typisches Anzeigeverhalten. Ich lobe sie ganz ruhig mit Worten und gehen langsam zu ihr hin, hocke mich neben sie und gugge mit ihr in die Ferne (wo das Wild sein soll) und warte bis Ashanti ansprechbar ist und ihre Starre sich löst. Dann gibts je nach Erregungslevel entweder ein Sitzt, und wir guggen noch ein Weilchen den Rehen zu bis der Erregungszustand sich wieder komplett normalisiert hat. Oder wir spielen eine Leckerlie-hinterherjagen-Party in entgegengesetzte Richtung um noch den letzten Rest Anspannung los zu werden.
Als Zweites will ich nochmal das hervorheben was Joco und Co gesagt hat.
Das Kommando zum Rückruf sollte nur benutzt werden, wenn du dir wirklich sicher bist, dass der Hund auch tatsächlich dann kommen wird.
Und ich würde den Rückruf anfangs auch nur in reizarmer Umgebung, also ohne Ablenkung üben. Wenn dein Hund zu aufgeregt ist und momentan gar nicht auf dich achten kann, weil zu viel Ablenkung da ist, dann versuche es auch gar nicht erst.
Das Erregungslevel in solchen Momenten ist für den Hund zu hoch. Dann geh nochmal ein paar Schritte zurück, und übe da, wo nicht so viel Ablenkung herrscht. Erst wenn es da gut klappt, dann steiger die Situationen langsam. ;-)
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Sich zu ihr hocken und aus Lucys Perspektive zusammen das Tier anschauen klingt gut. Das probiere ich auf jeden Fall aus :) Vielleicht wird sie dadurch ruhiger. Sonst stehe ich immer mit Abstand hinter ihr.
Also eine Schleppleine habe ich noch nicht geholt. Das wird wohl leider auch noch ziemlich dauern. Ich habe nämlich festgestellt das die meisten ziemlich teuer sind. Lucy ist erst seit 6 Wochen bei uns und ihre TA-Kosten belaufen sich schon auf knapp 300 Euro. Die werden diesen Monat auch noch stark steigen, wenn die Hyposensibilisierung aufgrund ihrer Allergien beginnt. Wir haben natürlich mit Ausgaben gerechnet, aber innerhalb des kurzen Zeitraumes ist es dann doch sehr viel auf einmal.