Guten Morgen
Nicht mal ganz 2 Monate sind eine sehr kurze Zeit für einen Hund. Zwar ist die Eingewöhnung recht individuell, aber dass ein Hund (gerade aus zweiter Hand) seiner neuen Familie nach dieser Zeit schon vertraut, ist sehr optimistisch gedacht.
Ich habe letztens erst etwas zu der Alleinsein-Problematik geschrieben und werde es dir fix raus kopieren:
Für ein Rudeltier ist das Alleinbleiben von Natur aus gefährlich. Es weiß nicht, ob du zurück kommst und das würde seinen Tod bedeuten. Manchen Hunden fällt es leichter, manchen schwerer. Deinem offenbar schwerer. Das Alleinbleiben muss wirklich ganz langsam aufgebaut werden. Du beginnst mit den Türen in der Wohnung für 1 Sekunde (!). Du gehst ins Bad, machst die Tür zu und direkt wieder auf. Bis du an der Haustür üben kannst, vergehen wahrscheinlich Wochen. Lass dir lieber zu viel Zeit, als zu wenig. Denn jedes Mal, wenn du ihr zu viel zutraust und sie Panik bekommt, wirft euch das im Training zurück. Du kannst das ganze angenehmer gestalten, indem deine Hündin für die Zeit des Alleinseins (und wenn es nur ein paar Sekunden sind) eine Kaubeschäftigung hinlegst, oder Leckerchen im Raum verstreust.
hier der Thread: Wo soll ich nur anfangen...
"Die Tipps wie z.b. "Kurz aus der Haustür und direkt wieder rein und dann immer die Zeit verlängern" bringen bei uns nix, weil er sofort bellt wenn die Tür ins Schloss fällt" - dann habt ihr nicht Kleinschnittig genug angefangen.
(Leider funktioniert das Zitieren gerade nicht, deswegen wird's etwas chaotisch, sorry.)
Dazu kommt, dass er euch ständig hinterher läuft, was zeigt, wie schwer es ihm fällt, von euch getrennt zu sein. Logisch, ihr sichert sein überleben. Das KANN Kontrolle sein, weil er euch eben noch nicht vertraut und meint, die Dinge selbst regeln zu müssen. Das kann aber auch einfach Neugierde sein, schließlich könnte es sein, dass du mal wieder etwas spannendes entdeckst. Da musst du ehrlich zu dir selbst sein und beobachten ;-) Üben könnt ihr das wie du selbst schon erkannt hast mit dem Körbchen-Training. Es klingt allerdings nicht so konsequent, wie du es beschreibst. Wenn du weißt, dass er oft erst dann im Körbchen bleibt, wenn du dich neben das Körbchen stellst (und ihn natürlich vorher schon 3x erfolglos aufgefordert hast), dann übe vorerst wieder nur auf diese Art. Kommandos sollte man generell nicht öfter als 2x sagen, und auch nur benutzen, wenn man weiß, dass der Hund es befolgen wird, sonst verlieren die Kommandos an Glaubwürdigkeit und das führt dazu, dass du eben manchmal Glück(!) hast und manchmal nicht.
Beim Training wird JEDES erwünschte Verhalten belohnt, anfangs also auch schon nach einer Sekunde alleine bleiben. Außerdem empfehle ich, ab und zu mal Schuhe und Jacke anzuziehen ohne raus zu gehen. Dasselbe könnt ihr mit der Türklinke machen. Aber bitte wirklich nur, wenn genug Zeit dazwischen liegt, bis ihr tatsächlich raus geht. Auf keinen Fall mehr einfach einsperren... Wenn ihr ihm doch mal zu viel zugemutet habt und er anfängt zu bellen, dann habt ihr leider nur die Wahl zu warten, bis er einen Moment Luft holt, um die Tür aufzumachen. Also immer nur dann trainieren, wenn ihr auch Zeit und Geduld habt.
Dass er euch anspringt, wenn ihr nach Hause kommt, ist ganz normales hündisches Verhalten. Und bei euch fällt es wahrscheinlich extremer aus, weil euer Hund schon die ganze Zeit in der Erwartung war, wann ihr denn endlich zurück kommt. Und all diese Energie entlädt sich in dem Moment, wo du die Tür öffnest. Ich vermute, dass die Intensität nachlässt, wenn ihr das Alleinsein gut trainiert habt. Achso, ignorieren wird wahrscheinlich nichts bringen, er wird höchstens noch mehr auffahren, um dir zu sagen, dass er froh ist, dass das "Rudel" wieder zusammen ist. Ich weiß nicht, ob er das im Moment schon kann, wenn er so übermäßig aufgeregt ist, aber grundsätzlich hilft es in dieser Situation, ein Alternativverhalten anzubieten. Wenn mein Freund von der Arbeit nach Hause kommt, passiert folgendes:
1. Hund qietscht und freut sich wie Bolle, springt an ihm hoch
2. Mein Freund geht einen leichten Schritt auf sie zu (nicht zurück! das macht man gern instinktiv, aber es läd den Hund nur ein noch mehr zu springen) und gibt ihr unser Sitz-Zeichen
3. Hund setzt sich hin und dann wird ausführlich im ganzen Rudel begrüßt ;-)
Die Aufregung ist so hoch, der Hund vergisst dann oft, was er noch gleich tun sollte. Aber das lässt sich trainieren durch konsequente Wiederholungen.
Das Grummeln könnte ein Zeichen dafür sein, dass er euch nicht als "Chef" sieht, sondern euch aufträgt, was ihr zu tun habt. Ich würde nicht darauf eingehen. Mach einfach in deinem Tempo weiter. Unsere Hündin grummelt auch gerne, wenn wir mal zu laut sind und sie schlafen möchte. Das sind Momente, finde ich, in denen darf man ruhig auf die Bedürfnisse achten und leise sein :-)
"Chef" ist, wer sich wie einer verhält. Der "Chef" ist berechenbar, konsequent, fair, liebevoll, selbstsicher. Die Liste könnte man ewig weiterführen. Leider gibt es keine Anleitung, wie man all das erreicht, dafür müsste man wahrscheinlich selbst erstmal zum Psychiater ;-) Ihr müsst beide noch in eure neue Rolle rein wachsen, gib euch Zeit und handle mit Bedacht. Und löse dich ein bisschen von dem Chef-Gedanken. Sei lieber ein Beschützer, dann kriegst du auch ein besseres Gefühl dafür, was du tun musst. Und dann wird auch der Hund bald verstehen, dass du richtige Entscheidungen triffst und muss das nicht mehr selbst regeln.