Ich habe in diesem Forum noch keinen Thread gefunden, wo man von Erlebnissen berichten kann, die wirklich anders hätten ausgehen können – wo man im Nachhinein denkt, daß man ganz schön viel Glück gehabt hat, daß dem Hund (und einem selber) absolut nichts passiert ist.
Mal als Beispiel ein Erlebnis, das ich mit Cara erlebt habe:
Es war wahrscheinlich ihr zweiter Winter, irgendwann im Dezember. Die Tage davor waren so um die 0 Grad gewesen, alles war mit Rauhreif überzogen und die Gewässer hatten eine leichte Eisschicht an den Rändern. Es war ein Montag, ich hatte frei, bei strahlendem Sonnenschein. Also brach ich mit Cara in den Wald auf, ich wollte ein paar Stunden mit ihr unterwegs sein. Sonst kein Mensch unterwegs. Nach vielleicht 45 Minuten kamen wir an einer moorigen Stelle vorbei, wo sie sich im Sommer schon oft schwarze Füße geholt hatte. Das Moor war gut mit Eis bedeckt, und wir blieben stehen, weil ich es malerisch schön fand. Cara schnüffelte, machte auch ein paar Schritte auf dem Eis, und ich dachte mir, daß es sicherlich sinnvoll wäre, wenn sie jetzt mit dem dünnen Eis die Erfahrung machte, daß man da durchbrechen kann. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, daß das Eis am Rand zu dick war!
Jedenfalls, Frau Hund läuft auf dem Eis rum, schnüffelt an einem Grasbüschel hier und an einem Grasbüschel da (die teilweise auch weiter weg vom Rand noch durch das Eis lugten), und fängt an, die freie Fläche richtig cool zu finden. Freudensprünge in die Luft, und so. Ich wurde langsam nervös, weil sie sich dabei vom Rand entfernte, und das Eis zu knacken anfing. Jedenfalls rief ich sie, aber in dem Alter hatte sie die Eigenart, die Ohren einzurollen wenn sie gerade mit was spaßigem beschäftigt war. Ich drehte mich zum Wegrennen um, und in dem Augenblick brach sie durch das Eis, vielleicht drei Meter vom Rand entfernt. Und sie lag viel tiefer im Wasser, als ich es erwartet hätte.
Danach ganz klassisch – Cara versuchte immer wieder, aus dem Wasser wieder auf das Eis hochzukommen, brach aber immer wieder ein. Ich stand am Rand und rief sie immer wieder. Ich kann mich auch daran erinnern, daß ich ziemlich unsinnige Dinge getan habe, wie beispielsweise ihr die Leine zuzuwerfen (na ja, hätte ja sein können, daß sie so schlau ist wie Lassie, und das Leinenende mit den Zähnen packt und sich rausziehen läßt...). Aber irgendwann lag sie mit den Vorderpfoten auf dem Eis, der Rest des Körpers im Wasser, und sie winselte. Sie konnte nicht mehr.
Wenn ich an dieses Winseln denke, knotet sich mir immer noch alles zusammen. Man kann dann einfach nicht stehenbleiben und zusehen. Also ging ich in’s Moor. Völlig kopflos, ich mein, wollte ich etwa 50kg Hund auf den Arm nehmen und wieder raustragen? Zwei Schritte, und das Wasser ging mir bis zur Taille. Es war sehr, sehr kalt, und laufen konnte ich auf dem morastigen Boden auch nicht, im Gegenteil, ich steckte ziemlich fest. Jedenfalls schien mir dieser Rettungsversuch auch nicht sehr erfolgversprechend. Zu meinem Glück stand direkt hinter mir am Ufer ein Baum, an dessen Wurzeln und Ästen ich mich wieder raushangeln konnte. Jetzt stand ich wieder am Ufer, Cara immer noch im Wasser, und naß waren wir beide.
Und jetzt fing ich endlich mal an, zu überlegen. Irgendeinen großen Ast konnte ich nirgendwo entdecken. Andere Menschen, die vielleicht helfen könnten, waren ebenfalls nicht zu sehen. Aber dann fiel mir auf, daß hinter Cara aus dem Eis Grasbüschel ragten, vielleicht war es also hinter ihr flacher als vor ihr. Ich bewegte mich also so, daß die Grasbüschel zwischen mir und dem Hund lagen, und dann rief ich sie wieder zu mir. Sie hat sich tatsächlich umgedreht, und versuchte es nochmal.
Und endlich klappte es! Sie schaffte es endlich, aus dem Moor rauszukommen!
Danach sprang dieser Hund wie doof um mich rum, rollte sich, sprang und tollte. Es war sicherlich ein Zwischending aus Wieder-warm-werden-wollen und purer Freude am Leben.
Wir gingen dann wieder nach Hause. Mit nassen Kleidern wollte ich bei den Temperaturen doch nicht zu lange draußen sein.
Und die Moral von der Geschicht‘?
- Traue keinem Moor
- Traue keinem Eis wenn es noch nicht lange genug kalt gewesen ist
- Traue niemals einem vereisten Moor – Moore haben oft eine Eigenwärme und das Eis auf Mooren ist nicht so dick wie anderswo
- Wolle hält auch naß überraschend warm!
- Entweder haben Hunde ebenfalls mehrere Leben, oder unsere damalige Katze hat Cara eines abgegeben.
Und jetzt seid Ihr dran. Vielleicht können wir zum Schluß herausfinden, wieviele Leben Hunde haben!
LG, Katrin