Ach, der blöde Millan, da fällt es doch den meisten (mir eingeschlossen) schwer die Emotionen nicht hochkochen zu lassen.
Millan polarisiert numal, die Leute finden ihn offenbar entweder total toll oder schrecklich. Mich persönlich widern seine Methoden an und selbst wenn er hin und wieder mal etwas gutes sagen sollte, so habe ich ihn doch schon lange mit Tierquäler-Stempel drauf in in meine mentale Kann-Ich-Nicht-Leiden-Schublade abgelegt...und da ändert sich mit ziemlicher Sicherheit auch nichts mehr dran.
Eine der Sachen die mich besonder abstößt ist die Tatsache, dass er ständig Flooding einsetzt.
Beim Flooding konfrontiert man jemandem mit dem größtmöglichen, reaktionsauslösenden Reiz in der Hoffnung ihn so gegen den Reiz abzustumpfen. In der Humanpsychologie wird sowas hin und wieder gemacht (allerdings unter Einwilligung des Betroffenen), es muss allerdings trotzdem als höchst kritisch angesehen werden (ich halte es auch in der Humanpsychologie für Quatsch und denke es ist gefährlich).
Millan nutzt Flooding wenn er einen ängstlichen/unsicheren/aggressiven Hund genau dem Reiz aussetzt der ihn ängstig/verunsichert/aggressiv macht.
Das allein ist schlimm genug, aber anstatt nun zu warten bis der Reiz für das Tier 'langweilig' wird und die Reaktion abschwächt und den Hund dann zu loben bestraft Millan in dieser Situation den Hund einfach jedes Mal wenn er durch sein Verhalten die innere Haltung gegenüber des Reizes zeigt. Auf diese Weise tötet er eine unerwünschte Expression ohne eine innere Stabilität zu erzielen. Das Ergebnis dürften nervöse, verunsicherte, handlungsunfähige Hunde sein (man nennt sowas eine 'erlernte Hilflosigkeit'), die durch den inneren Bruch im späteren Verlauf Auffälligkeiten von Depression über selbstverletzendes Verhalten bis hin zu weiteren Aggressionen zeigen dürften.
Zur besseren Verdeutlichung mal ein Beispiel das man vielleicht leichter nachvollziehen kann:
Man stelle sich einen Menschen mit Spinnenphobie vor, in Gegenwart des Reizes (Spinne) äußert dieser Mensch hektisches Verhalten, starke Lautäußerungen, Fluchtverhalten oder - wenn es keine andere Möglichkeit gibt - Aggression (Töten der Spinne).
Nun nimmt man diesen Spinnenphobiker und setzt ihn in einen Raum voller freilaufender Spinnen. Nun wird der Phobiker versuchen zu entkommen, wenn das nicht geht, sich vielleicht in die am weitesten entfernte Ecke von den Spinnen drücken, schließlich wenn die Spinnen ihm zu nahe kommen, versuchen diese zu totzutrampeln etc. Nur jetzt beginne man jedes Mal wenn er eine von diesen Verhaltensweisen äußert ihn dafür aufs härteste zu bestrafen (von mir aus mit einem Stromschlag oder einem Würgehalsband a la Millan), der Schmerzreiz muss so stark sein, dass der Phobiker sich nicht mehr traut die typischen Angstreaktionen (Flüchten, Tottrampeln etc) zu äußern.
Nun kommt es zu einem inneren Konflikt zwischen der Expression des angstmildernden Verhaltens (Flucht, Spinnen töten etc) und der neu erweckten Angst vor dem Schmerzreiz (in der Psychologie kann man auch von einem Double-Bind sprechen).
Hält die Kette aus Strafen für jede erkennbare Angstreaktion an kommt es letztendlich zu einem inneren Bruch, der Phobiker hört auf die typischen Phobie-Reaktionen zu zeigen, er resigniert. Vielleicht setzt er sich nun hin und lässt die Spinnen über sich hinwegkrabbeln und erscheint gleichgültig.
-> genau an dieser Stelle würde Millan jetzt sagen "Er wird ganz ruhig, er hat keine Angst mehr vor den Spinnen".
Die Wahrheit ist, solche Zustände von Resignation verursachen in der Regel ein starkes, inneres Trauma, da eine lebenswichtige (oder im Falle des Phobikers eine lebenswichtig erscheinende) Handlung aufgegeben wird. Der Betroffene schließt quasi mit dem Leben an und gibt auf, resigniert.
Nach solchen Situationen kommt es zu einer ganzen Reihe von Ausfallerscheinungen mit teils starken Symptomen (Depressionen, Schlafstörungen, Immunprobleme, Angstzustände, Persönlichkeitsstörungen, Dissoziationen, Sozialschwierigkeiten, Suchtverhalten etc.), man fasst sowas zusammen unter "Postraumatische Belastungsstörungen". Je nach Intenstiät des Traumas erholen sich betroffene Menschen von so einer "PTBS" nie mehr vollständig.
Zurück zu Millan:
Er setzt Flooding oft und häufig ein, zwingt die Hunde durch Druck und Gewaltanwendung in eine Resignation und verkauft den Leuten diese Resignation das als Erfolg. Dazu benutzt er eine kontrastierende und daher fehlleitende Sprache aus "der Hund wird ganz ruhig", "er mag jetzt andere Hunde", "er vertraut mir jetzt" etc.
Das die Tiere nach Millans "Behandlung" häufig sehr starke Störungen zeigen und quasi ein Pulverfass sind welches jederzeit hochgehen kann glaube ich sofort.
Für mich ist und bleibt Millan ein unsympatischer Mensch mit wenig Hundeverstand und einer großen Sucht sich selbst zu profilieren, der andere, schwächere Lebewesen beherrschen und dominieren will und da womöglich irgendeinen Kick draus zieht (ja, letzteres ist natürlich eine Unterstellungen, aber hey, ich hab doch gleich gesagt ich kann ihn nicht leiden ).
P.S.: Sorry für den Roman, aber ein Anti-Millan-Beitrag schreibt sich für mich quasi wie von selbst