Beiträge von jelly-fish

    Ob einem die Optik des Schaulaufens gefällt ist ja vom Prinzip auch unerheblich und subjektiv, genauso wie die Frage ob man es als "Leistung" ansehen möchte oder nicht. Das einzige was in der Qualzuchtdiskussion relevant ist, ist doch die Tatsache, ob der Hund unter seiner angezüchteten Anatomie leidet oder nicht.
    Dazu müsste man mal eine Statistik sehen, ob die Schäferhunde mit abfallendem Rücken überproportional häufig von Erkrankungen am Bewegungsapparat betroffen sind (z.B. im Vergleich mit Schäferhunden mit geradem Rücken).
    Selbst wenn die Probleme erst mit dem Alter auftauchen, empfinde ich persönlich ein anatomisches Merkmal, welches (früher oder später) häufig zu Schmerzen und Bewegungsproblemen führt ablehnenswert und würde es deswegen für mich persönlich unter 'Qualzucht' verbuchen (ist natürlich auch nur wieder subjektiv).

    Ganz subjektiv betrachtet wirken die Hunde auf mich bucklig und watschelig, nicht elegant oder sportlich. Ihr Gang erinnert mich an einen Hund mit beginnender Hinterhandlähmung.


    Komme ich von der subjektiven Betrachtung weg, stellt sich natürlich die Frage ob und wie sehr diese Hunde im Alltag eingeschränkt sind. Ich denke in jungen Jahren wird die unergonomische Haltung noch durch entsprechende Bemuskelung zu kompensieren sein, wenn sie älter werden und die Muskelkraft nicht mehr dementsprechend vorhanden ist und auch Bänder und Sehnen nicht mehr so viel Kraft haben, kann ich mir kaum vorstellen, dass sich so ein Hund (womöglich mit einem Gewicht jenseits der 35kg) noch flüssig und schmerzfrei bewegen kann.


    Erkrankungen des Rückens und hinteren Bewegungsapparates wie HD, Rückenmarksinfakte oder Cauda Equina werden soweit ich weiß mit der abfallenden Rückenhaltung assoziiert und diese Erkrankungen können auch schon ganz junge Hunde treffen.


    Antrainiert durch das Einüben von bestimmten Bewegungsabläufen ist die abfallende Rückenhaltung bestimmt nicht. Ich habe ein Video gefunden von 8 Wochen alten DSH Welpen und man sieht bereits dort sowohl an der Leine, als auch im freien Spiel die verkrümmte Rückenlinie:


    Klar wird die Haltung nochmal durch Training forciert, allerdings belasten die Hunde die Vorderhand auch allein schon aufgrund ihrer angeborenen Anatomie unnatürlich stark.

    Eigentlich würde ich dir gerne schreiben, dass ich das für eine gute Idee halte und dass so einem Abgabe-Mops kaum was besseres passieren kann, als in die Hände von jemandem zu gelangen, der um die Probleme weiß und bereit ist die Konsequenzen zu tragen. Wie die anderen sagten, kann der Mops ja nichts dafür, dass er nunmal da ist und auch er verdient ein gutes Leben.



    Zitat

    Nein, ich habe es finanziell nicht so dicke. Und nein, meine emotionalen Ressourcen sind auch nicht so unerschöpflich, dass ich mir ein absehbares Problem ins Haus holen sollte.


    Es ist schlimm genug, wenn ein normal fitter Hund alt wird, diverse Krankheiten bekommt und schließlich stirbt (bzw. einen vor die Entscheidung der Euthanasie stellt) . Mir schießen jetzt, nach 11 Jahren, noch immer die Tränen in die Augen, wenn ich an den Tod meines Hundes denke.

    Das hier ist dann der Grund, warum ich dir dennoch abraten würde.
    Ich kann dich sehr gut verstehen, denn auch mir geht der Tod meines letzten Hundes (gestorben 2016) noch sehr nahe. Die Tierarztkosten die er in seinen letzten 2 Lebensjahren verursacht hat (unter anderem 1 Zahn-OP und 2 OPs aufgrund eines Beinbruches), haben mich eine gute 4-stellige Summe gekostet. Das war für mich finanziell auch nicht ganz einfach, aber letztendlich handelte es sich um Dinge die mit einem Hund einfach mal auf einen zukommen können und zwar völlig unabhängig davon, welche Rasse er hat (meiner war ein Mischling aus dem Tierschutz und ist seine 14 Jahre eigentlich quietschfidel gewesen). Ein Hund mit Rasseproblematik wie der Mops wird allein aufgrund seiner Vorbelastung hohe Tierarztkosten verursachen und dennoch können normale Dinge, die jeden Hund treffen können, wie Verletzungen oder Infekte, nochmal hinzukommen.


    Emotional ist das ganze auch so eine Sache, im Grunde tut man ja immer was nötig ist, aber der eine steckt es einfach besser weg als der andere. Ich persönlich kann ganz gut damit umgehen, wenn der Hund behandelt werden muss und deswegen vielleicht auch Schmerzen hat (zB nach OPs), denn letztendlich will man helfen und dann geht es eben nicht anders. Den eigenen Hund leiden zu sehen mit dem Wissen, dass man nicht viel tun kann ist aber wieder etwas ganz anderes, ganz zu schweigen davon, wie schwer es ist ihnen am Ende eben auch einschläfern zu lassen, wenn die Situation es erfordert.


    Daher, wenn du dich finanziell und emotional gerade nicht so gut gerüstet fühlst, halte ich es auch für besser, wenn du erstmal verzichtest.

    Zitat von dagmarjung

    Laut Standard soll zwar die Bodenfreiheit ein Drittel der Wideristhöhe betragen, aber ein Blick auf zahlreiche Fotos zeigt, daß diese Forderung vielfach ignoriert wird.
    Bei Hunden, die nur noch eine Pfotenhöhe Abstand zum Boden haben, ist das Wort Qualzucht meiner Meinung nach schon angebracht.


    dachshund crufts - Google-Suche

    Oh je, ich kann da kaum hingucken :verzweifelt:
    Was ist wenn so ein Hund älter wird (vielleicht mit Glück ohne Rückenprobleme) und dann im Alter der Bauch, oder bei Rüden auch die Vorhaut nicht mehr so straff sind und anfangen zu hängen? Dass schleift dann doch sofort auf dem Boden und der arme Hund scheuert sich wund. Was tut man denn da, mit nem Verband um den Bauch hochbinden, oder was? :verzweifelt:

    Zitat von bordy


    Interessant wäre in dem Zusammenhang noch wie die Zahlen für Hunde dieser Rasse die gar kein Merle tragen aussehen - gerade einseitige Taubheit wird ja sehr selten erkannt ohne explizite Untersuchung.

    Stimmt, das sind wichtige Vergleichswerte. Ein bisschen was habe ich noch dazu gefunden:
    Hier ist eine Studie über genetisch bedingte Gehörschäden ausschließlich beim Border Collie:
    Prevalence of unilateral and bilateral deafness in border collies and association with phenotype. - PubMed - NCBI
    Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Border mit Merle Faktor und/oder blauen Augen und/oder hohem Weißanteil häufiger taub sind.


    Hier ist noch eine Liste, wie häufig Hörfehler bei anderen oft betroffenen Rassen auftauchen.
    Breed-Specific Deafness Incidence In Dogs (percent)
    Vor allem Hunde mit hohem Weißanteil sind betroffen (siehe auch den Vergleich in der Liste zwischen weißen Bullterriern und farbigen, bzw zwischen teilweise gefärbten und einfarbigen Cocker Spanieln)


    Zitat von HerrinDesFeuers

    Mein Merle Hund ist mittlerweile 7 Monate und hat weder Ohr- noch Hautprobleme oder sonstwas. Ich werde aber mal drauf achten
    Merle x Merle ist klar, ja... Aber Heterozygot? Mhm. Ich kenne genug Leute, deren Merles 13, 14, 15 Jahre geworden sind ohne besondere Auffälligkeiten die Farbe betreffend. Gibt es Studien etc. dazu? Außer die bekannten Merle x Merle Probleme? Auch (oder gerade) Rasseunabhängig?

    Gerade einseitige Schädigungen am Innenohr fallen im Alltag auch in der Regel nicht auf, der Hund hört halt von Geburt an nur auf einem Ohr und kommt damit dann ja meist gut zurecht. Die Lebenserwartung ist auch nicht eingeschränkt, also werden die betroffenen Hunde damit ganz normal alt.




    Zitat von bordy

    also wenn man sich mal ältere Bilder von Möpsen anschaut, dann schauen wirklich nur die Hunde auf alten Gemälden wirklich signifikant "besser" aus, als die heute. Selbst auf den Bildern ca. 1900-1950 sind die Hunde größtenteils mit stark ausgeprägten Falten über der "Nase" und engen Nasenlöchern "gesegnet".

    Ich habe ein Buch aus den 50ern ('Dein Hund - der beste Freund des Menschen' von Hans Steen) in dem ganz viele Rasseportraits drin sind, dort hat der Mops auf den Fotos eine deutlich längere Schnauze als der Mops heutzutage. Auch viele andere abgebildete Rassen wirken nicht so übertypisiert auf mich. Sind aber letztendlich auch wieder nur ein Einzelbilder und nicht wirklich aussagekräftig, was die Gesamtheit der damaligen Mopspopulation anging.

    Zitat von bordy

    Wegen mir müsste man nicht mit Merle züchten, aber Fakt ist nunmal auch, so lange man keine zwei Merleträger miteinander verpaart (was im Extrem natürlich die Auswahl an Zuchtpartnern einschränkt), dann hat das ganze einfach nichts mit Qualzucht zu tun. Mir wäre nicht bekannt das ein Merlefarbiger Hund irgendwie auf Grund seiner Farbe eingeschränkt wird.

    Auch heterozygote Merleträger sind häufiger von bestimmten Defekten betroffen als Hunde mit normalen Fellfarben. Hunde aus Merle x Merle Verpaarungen haben in 25% aller Fälle Defekte am Innenohr und sind einseitig oder beidseitig taub. Bei den Einfach-Merle-Verpaarungen sind es aber auch noch etwa 3,5-4% der Hunde, welche Gehörprobleme haben.


    Zitat

    For single merles (Mm), 2.7% were unilaterally deaf and 0.9% were bilaterally deaf. For double merles (MM), 10% were unilaterally deaf and 15% were bilaterally deaf.



    Quelle: Prevalence of deafness in dogs heterozygous or homozygous for the merle allele. - PubMed - NCBI

    Natürlich macht sie das nicht zur Qualzucht, man kann den Merle-Farbschlag, aber als ein Zuchtmerkmal festhalten, welches mit einem erhöhten Risiko für Defekte einhergeht.

    Die Frage ist, ob es in der Qualzucht-Diskussion darum gehen sollte zu schauen welche Rasse am meisten unter ihren Zuchtmerkmalen leidet (hier wären die Brachychephalen wahrscheinlich ganz klar vorne), oder darum grundsätzlich alle Merkmale festzuhalten, welche dem Hund einen Nachteil einbringen?


    Letztendlich ist es immer schwer eine Grenze zu ziehen, denn dann ist man wieder bei der Frage wo Qual anfängt und das lässt sich ja nicht einheitlich definieren.

    Sowas ist immer schwierig, da es sich um etwas wirklich harmloses wie einen kleinen Infekt oder vielleicht auch eine Scheinschwangerschaft (gibt es dafür noch andere Anzeichen) handeln kann, oder natürlich auch etwas schlimmeres dahinterstecken könnte.


    Viele Tierärzte geben erstmal auf Verdacht irgendein Medikament (leider auch zu oft Antibiotika) um zu sehen ob es besser wird. Im Grunde finde ich es gut, dass sie ohne größere Diagnostik jetzt auch erstmal keine nebenwirkungsträchtigen "Verdachtsmedikamente" bekommen hat.
    Allerdings ist die Frage ob ihr Zustand es zulässt, dass man erstmal abwarten kann, das musst du beurteilen, da du sie am besten kennst. Wenn du ihren Allgemeinzustand wirklich als sehr schlecht empfindest würde ich zum Tierarzt (notfalls auch in die Klinik) fahren und auf eine geeignete Diagnostik bestehen. Sinn macht dabei sicher ein Blutbild um organische Ursachen abzuklären und ein Röntgenbild um verschluckte Fremdkörper zu entdecken (kommt bei jungen Hunden ja doch mal vor).


    Wie sieht es denn genau aus? Mag sie sich gar nicht bewegen und will überhaupt nicht fressen, oder nimmst sie schon noch Leckerchen und geht normal mit dir spazieren? Muss sie auch erbrechen oder hat Durchfall?

    Die Besitzerin schreibt der Hund wäre 12 oder 13 Jahre alt, natürlich weiß man nicht seit wann sie ihn hat und ob damals eine OP noch möglich gewesen wäre.
    Ich finde hier hätte man aber abwägen müssen, wenn eine OP die Lebensqualität noch deutlich verbessern könnte, aber eben auch mit einem hohen Risiko behaftet ist, dann hätte ich es wahrscheinlich lieber mit der OP probiert, anstatt den Hund jahrelang mit Atemnot rumlaufen zu lassen. Wenn er dann die OP nicht überlebt ist es vielleicht besser so, dann hat man es wenigstens probiert und sein Leiden wird so oder so beendet :/


    Ob eine OP (wenn erfolgreich) grundsätzlich überhaupt noch mehr Lebensqualität bringen kann müsste natürlich ein Tierarzt vor Ort entscheiden.


    Schlimm finde ich übrigens die Erkenntnis, dass das lange Gaumensegel offenbar auch zu einer so stark erhöhten Gefahr von Verschlucken bei Nahrungsaufnahme führen kann, das war mir so noch gar nicht bewusst.