Beiträge von jelly-fish

    Im Falle der erstickenden Bulldogge finde ich problematisch, dass die Besitzerin schreibt der Hund hätte Probleme zu fressen und zu atmen aufgrund seines verlängerten Gaumensegels. Wenn die Ursache bekannt ist und schon seit Jahren besteht frage ich mich, warum der Hund nicht operiert wurde um sein Leiden zu verringern.


    Ihre Erstehilfe-Tipps sind fragwürdig. Auch der Ratschlag einen Hund mit Hitzschlag in kaltes Wasser zu tauchen - das kann bei einem Hitzschlag mit Kreislaufkollaps durchaus auch zum Tod führen. Man kühlt immer langsam und kreislaufschonend von den Extremitäten hin zum Herzen und nicht schockartig den ganzen Körper.

    Zitat von Muffin2203

    Tja, wie soll es mir gehen. Ich bin müde, bin gereizt weil der Teufel regieren möchte und ich es nicht gebacken bekomme, ihn "zu unterwerfen" also das ich Boss bin.

    Zitat

    Die Hundetrainerin war da und hat mir ein paar Sachen gezeigt und ich muss härter werden.

    Ich stimme den anderen zu, für den Welpen ist alles neu und er möchte die Welt entdecken. Er weiß noch nichts vom Leben und muss erst alles lernen. Dass er draußen nicht laufen möchte, oder wild mit der Leine spielt ist absolut welpentypisches Verhalten.


    Leinenführigkeit übt man auch in kleinen Schritten, ein Welpe kann sich nicht 30min auf ein Training konzentrieren, er braucht ganz kleine Einheiten. Auch mit der Leine übt man am besten erstmal ohne Ablenkung im Haus oder im Hof, draußen sind so viele Sinneseindrücke, da dürfte der Kleine völlig überfordert sein, wenn dann noch jemand versucht im zu zeigen wer der "Boss" ist und ihn an der Leine durch die Gegend zerrt.


    Dieser ganze Kram mit dem menschlichen Rudelführer der den Hund unterwirft und so zu seinem Herrscher wird ist übrigens veralteter Quatsch. Selbst Wölfe haben keine strengen Strickleiterhierarchien und Haushunde erst Recht nicht. Ein zuverlässiger Hund vertraut einem und das erreicht man nicht durch Druck und Härte (was schlägt die Trainerin denn vor, was du tun sollst um ihn zum Gehorsam zu erziehen?).


    Außerdem gilt, um so unsicher jemand im Umgang mit einem Hund ist um so weniger sollte Härte und Strafe eingesetzt werden, da man damit an den falschen Stellen sehr viel kaputt machen kann (noch dazu bei einem 10 Wochen alten Welpen).


    Auch für mich sieht das aus, als wäre unter Umständen ein Trainerwechsel sinnvoll.

    Zitat von Die Swiffer

    wenn man nun einigen Vorgaben hier folgen würde, könnten einige Menschen überhaupt keine Hunde mehr halten bzw. dürften sich nur noch die alten, schwachen und kranken Hunde anschaffen, einfach weil sie selbst durch eigenes Alter, körperliche Eingeschränktheit oder "Zahn der Zeit" nicht in der Lage sind, die geforderten Hunde des Urtypus entsprechend auszulasten.
    Die anatomische Gesundheit vom Urtyp kommt aber nicht, weil man gemütliche Hunde einkreuzt...


    Ich stelle mir gerade wirklich mal die Konsequenz vor, wenn es nur noch Hunde diesen Typus geben würde, wo eher die Regel ist, dass sie ein gewisses Pensum an Bewegung und Beschäftigung brauchen.
    Wie viele Menschen fallen dann einfach mal eben so raus, teilweise auch in die Vereinsarmung, weil es keinen passenden Hund mehr für ihr Leben gibt...

    Aber zwischen Qualzuchthund der sich kaum noch bewegen kann und Wolfshybride ist ja noch eine ganze Menge Platz.


    Es gibt so viele Rassen ohne große Übertypisierung die keine großen Ansprüche stellen, wie zum Beispiel der Dansky, Kromfohrländer oder Pudel. Von mir aus auch einen kleinen bis mittelgroßen bunten Mischling.


    Wer mit einem Hund körperlich nicht mehr zurecht kommt, weil der Hund ein normales Laufpensum hat und nicht schon nach 500 Metern nach Luft schnappt der sollte tatsächlich entweder auf einen Hund verzichten, oder sich einen älteren suchen.

    Zitat von Murmelchen

    Die Qualzuchtrasse Boxer hat einen Belastungstest als Vorgabe zur ZZL. Wer das nicht packt, der ist raus und wird sich nicht vermehren

    Die Frage ist natürlich wie der Belastungstest aussieht und wie streng kontrolliert wird.
    Beim Mops muss der Hund 1000 Meter innerhalb von 11Minuten laufen (was für einen gesunden Hund ja praktisch gar nichts ist). Danach wird getestet ob sich die Atemfequenz des Hundes schnell genug wieder beruhigt hat.
    Wenn keine genauen Werte festgehalten wurden unterliegt die Beurteilung der Atemfrequenz dem subjektiven Empfinden des Tierarztes. Desweiteren ist das Ergebnis abhängig von Alter, Wetter, Grundfitness des Hundes etc und sagt wenig deutliches darüber aus ob er anatomische Qualzuchtmerkmale vererbt oder nicht.


    Ich fände an dieser Stelle konkrete Vorgaben zur Beurteilung der Anatomie wie gesagt sinnvoller als einen halbherzigen Belastungstest.


    Der Boxer ist ja bei weitem nicht so stark von der Brachycephalie betroffen wie der Mops, weiß jemand wie da der Test aussieht? Gibt es überhaupt einen und wenn ja, ist dass dann nicht bereits ein Zugeständnis an die Tatsache, dass mit der Rasse eben auch nicht alles in Ordnung ist?

    Ich denke man könnte durchaus eine medizinisch-anatomisch begründete Leitlinie verfassen bei der eine züchterische Grenze gezogen werden sollte.


    Wenn man dabei jetzt mal die Brachycephalie betrachtet so könnte man zum Beispiel festlegen, dass eine zu starke Obstruktion der Atemwege grundsätzlich zu Zuchtausschluss führt. Messbare Parameter wären hier unter anderem die Länge des Gaumensegels und die Ausformung der Nasenlöcher. Sowas ist aus meiner Sicht aussagekräftiger und auch ein verlässlicheres und objektiveres Maß, als ein wie auch immer gestalteter Belastungstest.



    Zitat von Gammur

    er ist konstruiert und geformt worden, nicht durch die Natur, nicht durch Umwelteinflüsse, nur durch uns Menschen.

    Auch der Mensch ist ein Umwelteinfluss, da er biologisch betrachtet nicht außerhalb der Natur steht. Der Anschluss des Hundes an den Menschen fand vermutlich vor mehreren zehntausend Jahren statt, die starke Zuchtselektion nach optischen Merkmalen findet aber maximal seit etwa 2000 Jahren statt. Die strenge Trennung in Rasse-Linien und gezielte Förderung von einzelnen Merkmalen bis hin zur Übertypisierung und über ganze Populationen hinweg ist sogar nur ein Produkt des 20sten Jahrhunderts.


    Der Hund ist nicht vom Menschen konstruiert und entworfen, er ist ein Kulturfolger der im Laufe der Zeit eine geradezu symbiontischen Beziehung mit dem Menschen eingegangen ist. Viele der Merkmale die den Hund vom Wolf unterscheiden (geringere Körpergröße, geringere Hirnmasse, geringere Mimik, hohe Kohlenhydrattoleranz in der Nahrung...etc) hängen unmittelbar damit zusammen, dass diese Merkmale einst für Wölfe als Kulturfolger der Menschen einen Selektionsvorteil brachten. Demnach sind sie nicht vom Menschen konstruiert, sondern eine evolutionäre Folge aus der Änderung ihrer Lebensumstände.

    Zitat von Helfstyna

    Ne sorry, nach allem was ich gesehen und erlebt habe, glaube ich nicht mehr an die ehrenwerten Ziele beim Wechsel in den Diss-Verein, vor allem bei den üblichen Verdächtigen wie IRV, UCI, IRJGV und wie sie alle heißen mögen.
    Mit Ausnahme der paar letzten Gebrauchszüchter.


    Momentan schaffen es wohl weder Dissidenzvereine noch der VDH noch irgendwelche Einzelkämpfer in der Summe überwiegend gesunde Möpse zu züchten. Vor allem wenn wir von anatomischen Merkmalen als Qualzuchtprobleme reden ist vom Prinzip auch unerheblich wie der Stammbaum aussieht, unter welchem Verein, oder auch unter welcher vermeintlich guten Absicht jemand gezüchtet hat. Wenn die Nase zu kurz ist zum atmen, dann ist sie zu kurz.


    Statt komplette Rassen als Qualzucht zu bezeichnen, sollte man vielleicht auch lieber von Qualzuchtmerkmalen sprechen, die man klar umschreiben kann. Diese Merkmale kann ein Hund haben, oder auch nicht, unabhängig davon welcher Rasse er angehört.
    Gehört eines dieser Qualzuchtmerkmale zum Rassestandard muss man neu entscheiden, ob das die Rasse ablehnenswert macht. Hier kann man ja dann auch durchaus geteilter Meinung sein.

    Zitat von pez80

    aber ich meinte eher, wo man solche menschen findet, die sich absichtlich ein krankes tier zulegen, um eben selber nicht so viel gassi gehen zu müssen.
    hab das schon oft hier gelesen.
    meine erfahrung ist eher das gegenteil: die besitzer sind dann tottraurig, dass ihr geliebtes tier krank ist und leiden darunter

    Ich glaube auch nicht, dass die das mit Absicht machen, sondern einfach uninformiert sind. Die wenigsten Leute lesen vor der Anschaffung eines Hundes irgendwelche kritischen Quellen zu ihrer Rasse. Oft ist es wahrscheinlich maximal der GU-Welpenratgeber oder irgend eine kleine Rassebroschüre. Viele informieren sich vielleicht auch gar nicht und wollen den Hund einfach weil sie ihn lustig/süß/witzig finden, oder weil der Nachbar auch so einen hat.


    So bekommt man dann die Info, dass Mops oder Bully recht genügsame, freundliche Hunde sind (was natürlich stimmt) und gesund sind sie auch wenn man "auf einen guten Züchter achtet".
    ...und da hört es dann auch schon auf mit dem Einholen von Informationen.


    Ich glaube viele Halter fallen dann aus allen Wolken wenn der Mops dann plötzlich mit 2 Jahren den ersten Erstickungsanfall hat.
    Wie man mit sowas umgeht ist natürlich sehr individuell, die einen sagen sich vielleicht "das ist normal, der kennt das ja nicht anders" und holen sich im Anschluss den nächsten Mops vom gleichen Züchter, die anderen tun alles mögliche, zahlen jeden OP, sehen es ein und holen sich niemals wieder einen Mops vom gleichen Züchter.


    Im Bekanntenkreis habe ich es auch schon erlebt, dass Leute zwar einsahen, dass die Anschaffung ihres Mopses zwar naiv war ("Sieht niedlich aus und wenn der vom VDH kommt, dann war der ja teuer und ist demnach ja auch gesund"), die den Hund dann allerdings abgegeben haben weil ihnen die laufenden Tierarztkosten (der Mops war zwei Jahre alt, hatte schon mehrere Zähne verloren, brauchte regelmäßig Augentropfen, hatte ein Nierenproblem und die Gaumensegel-OP hatte der Tierarzt auch schon angesprochen) zu teuer wurden.


    Ich denke also, es ist häufig Naivität im Vorfeld die zur Anschaffung des Hundes führt und nicht der ausdrückliche Wunsch nach einem kranken Hund, wie die Besitzer damit umgehen wenn der Hund tatsächlich Rasseprobleme kriegt ist individuell.

    Zitat von Bubelino

    Ich finde den Gedanken zwar reizvoll, wenn ich aber so überlege, wer mit z.B. brachycephalen Rassen durch die Gegend läuft, da sind es in meinem Umfeld eher sehr schicke, jüngere Damen, die augenscheinlich oft im Fitnessstudio anzutreffen sind.
    Insofern - weiß nicht, ob da so ein Schuh draus wird.

    Stimmt, diesen Typ habe ich zwar noch nicht oft mit Hund getroffen, aber doch schon einige junge Frauen getroffen die das von dir beschriebene Klischee erfüllen und sich unbedingt einen Mops wünschen, weil der ja 'so süüüüüß' ist.
    Hier schlägt dann vielleicht auch noch das optische Kindchenschema zu, gepaart mit der Tatsache, dass diese Rassen ja wirklich auch oft sehr kindlich/hilfsbedürftig wirken.

    Ich denke ein Grund für die Beliebtheit vieler Qualzuchten könnte sein, dass Menschen sich auch gerne in ihrem Tier spiegeln. Vielleicht sogar Freude daran haben, wenn das Tier stellvertretend (scheinbar) all die Eigenschaften ausleben kann die man sich selbst verwehrt, oder verwehren sollte.


    Über 50% der Deutschen sind zu dick, Hausarzt, Fernsehzeitung und Gesundheitsbroschüren raten zu mehr Bewegung, gesunder und maßvoller Ernährung, aber leider macht es oft viel mehr Spaß auf dem Sofa liegen zu bleiben und sich Fast Food reinzuziehen.


    Vielleicht ergibt sich die Beliebtheit von rundlichen, unförmigen, konditionslosen Hunden also auch entweder aus einer Trotzreaktion bei der man wenigstens den Hund das ausleben lässt was man sich ja selbst nicht erlauben kann, oder - viel pragmatischer - man möchte einen Hund der sich selbst ähnlich ist und nicht einen, der fitter ist als man selbst.


    Bevor der Aufschrei kommt: nein, damit will ich nicht sagen, dass alle Mops und Bullybesitzer dick und faul sind, oder es zumindest gerne wären.
    Es war nur ein Gedanke zur allgemeinen Beliebtheit dieser Rassen, der mir gerade kam, als ich einen Artikel darüber gelesen habe wie schlecht es um gesunde Ernährung und Bewegung der Deutschen steht und mir der alte Spruch 'wie der Herr, so das Gescherr' in den Sinn kam.
    Ich dachte ich werfe das einfach mal als Diskussionspunkt in den Raum.