Hallo zusammen
Im Moment stehen Sue (Tierschutz, kastriert) und ich auf der Stelle, was unser Alltagstraining angeht und beim Thema Hundebegegnungen habe ich oft ein Brett vorm Kopf. Ich sehe entscheidende Anzeichen zu spät und handle dementsprechend zu spät, oder ich weiche vorsichtshalber der Situation komplett aus und erreiche damit natürlich auch keinen tollen Lerneffekt. Sue ist mein erster Hund und obwohl ich mich mit dem Thema der Körpersprache insbesondere bei Hundebegegnungen auseinandersetze (Bücher, Videos), geht es in der Realität viel zu schnell für mein ungeschultes Auge. Kaum beginne ich zu beobachten (Rute, Ohren, Körper, Gesamteindruck), ist es auch schon wieder vorbei. Und meist war ich dann so konzentriert auf Sue, dass ich den anderen Hund kaum wahrgenommen habe.
Insgesamt läuft eine Hundebegegnung bei uns ziemlich unstrukturiert ab und ich weiß nicht, welche Vorgehensweise am besten geeignet ist.
Dazu erstmal das Verhalten von Sue:
Sie möchte zu jedem Hund hin und ist dabei sehr stürmisch, wenn auch in keiner bösen Absicht. Es mangelt etwas an Impulskontrolle. Bögen laufen? Findet sie überflüssig. Hauptsache schnell hin. 50% der Hunde treten dann schon den Rückzug an und verstecken sich hinter Frauchen/Herrchen. Und offenbar bin ich nicht die einzige, die Anzeichen übersieht, denn Sue interessiert es herzlich wenig, dass der andere Hund nicht erfreut über ihre Aufdringlichkeit ist. Sie will den anderen Hund um jeden Preis beschnüffeln, allerdings ist ihre Aufregung bei dieser Art der Begegnung an einem Punkt, an dem ich sie manchmal (wenn auch selten) mit meiner Stimme erreichen kann. Ihre Rute trägt sie bei diesen Begegnungen unterhalb des Rückens, sie macht manchmal Spielaufforderungen. Wenn der andere Hund seine Angst dann doch überwindet, ist Sue mit dem Ergebnis zufrieden und läuft von sich aus zu mir und wir können weiter. Wenn ich allerdings sehe, dass der andere Hund schon Angst bekommt, bevor Sue ihn erreicht hat, bleibe ich meist gar nicht mehr stehen oder nur für 2 Sekunden. Frauchen/Herrchen vom anderen Hund fühlt sich ja leider auch selten verantwortlich, den eigenen Hund aus der Situation raus zu führen. Ich frage jedenfalls immer ganz brav aus der Ferne, ob Kontakt erwünscht ist und sage dabei, dass meine stürmisch ist.
Bei den anderen 50% trägt Sue die Rute zum Teil oberhalb des Rückens und sie zeigt Spielaufforderungen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie tatsächlich spielen möchte, oder ob das eher ein "Wir verhindern mal schlimmeres" ist. Währenddessen wird manchmal auf beiden Seiten ein wenig geknurrt und die Rückenhaare stellen sich auf. Diese Situationen breche ich sehr schnell ab, weil ich es einfach nicht gut einschätzen kann. Mein Bauchgefühl sagt mir da eher, dass ein Rückzug angebracht ist.
Wenn ich jetzt aber grundsätzlich Begegnungen aus dem Weg gehe, obwohl Sue hinmöchte, wird das eventuell das Problem, die Aufregung verstärken, oder?
Wenn ich aber Kontakt zulassen möchte, ist da das Problem der gespannten Leine. Nähern wir uns einem Hund, ist die Konzentration weg, Madame zieht voraus und ist nicht mehr ansprechbar. Dann gibt es nur noch die Wahl zwischen "Hund ziehen lassen" oder "schnell die Richtung wechseln". Ein Kommando abfragen klappt nur, wenn der andere Hund noch weit genug weg ist und um das effektiv zu trainieren (markern und die Distanz immer weiter verringern) bräuchte man ein Team, mit dem man regelmäßig üben kann. Da kommt von Bekannten aber leider niemand als geeignetes Testobjekt in Frage.
Grundsätzlich bin ich absolut für regelmäßige Kommunikation unter Artgenossen, das muss ja gar kein Spiel sein. Aber bringt es Sue überhaupt irgendetwas positives, wenn sie, nur noch auf den Hund konzentriert dorthin zieht und mich quasi hinterher schleift? Vermutlich eher nicht...
Liebe Grüße,
Sassi