Seit 6 Tagen sind wir wieder Besitzer eines Hundes, nachdem unsere erste Hündin nach 13 Jahren eingeschläfert werden musste.
Unsere erste hatten wir seitdem sie 9 Wochen alt war (Schäferhund-Collie Mix).
Unser jetziger Hund, Yuna, ist "schon" 2 Jahre alt (Labrador-Schäferhund Mix), kommt aus Spanien und hat 0 erziehung - sie war mit ihrer Schwester eigentlich ihr ganzes Leben in einem Hinterhof angebunden.
Sie hat sich im Haus einigermaßen eingelebt (meidet -warum auch immer- das Wohnzimmer immer noch und auch der Garten ist mehr unheimlich als sonst was) aber da gibt es noch einige andere Dinge die meine Gedanken kreisen lassen.
Ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll... wir müssen ihr ja alles beibringen. Am wichtigsten wäre mir erstmal das sie auf ihren Namen hört (das krieg ich aber glaub ich mit Leckerlie hin wenn wir drinnen üben) und das wir sie Stubenrein bekommen.
Am besten mach ich mal Punkte von den Baustellen die ich bisher so sehe bei ihr.
Stubenreinheit: Hat irgenwer hier Erfahrung mit Tierschutzhunden, vielleicht auch mit welchen die schon älter waren als sie ins Haus kamen und wie ich da am besten anfange.
Ich hab zwar schon ein bisschen recherchiert und immer wieder gelesen das man einen älteren, nicht stubenreinen Hund wie einen Welpen behandeln soll.
Aktuell geh ich mit ihr 4 - 6 mal (!!) mit ihr am Tag raus. Sie macht auch immer irgendwas (meistens pinkelt sie). Ich lobe sie dann auch und geb ihr ein Leckerlie, aber irgendwie hab ich das Gefühl das sie das gar nicht sonderlich interessiert. Sie würde sogar gleich weiterlaufen ohne ihre Belohnung zu nehmen. Sie schaut mich auch nicht an wenn ich sie lobe. Ich muss sie mir sozusagen "angeln" um ihr eine Belohnung zu geben.
Heute morgen ist auch schon ein Missgeschick geschehen: Sie hat im nebenzimmer auf die Bettdecke gepinkelt weil ich nicht sofort nach dem Aufstehen mit ihr rausgegangen bin.
Muss jedoch sagen das sie BISHER wenigstens noch nicht in mein Zimmer gemacht hat (dort schläft sie auch) und nachts will sie auch nicht raus, sie bleibt in ihrem Bett. Also KÖNNTE sie wohl theoretisch ca. 8 stunden das Wasser halten... Ich frag ich wieso das am dann Tag nicht klappt? Ihre Harnblase müsste mehr als 100ml halten können.
Ich muss wirklich alle 2 bis 2 1/2 Stunden mit ihr raus. Und die anderen Zimmer müssen wir jetzt geschlossen halten, sonst geht sie wieder dort hin wenn ich nicht rechtzeitig bemerke das sie muss.
Sie ist nämich sehr still und "sagt" nicht immer was wenn sie raus muss. Sie läuft dann nur zur Tür und wieder zurück. Aber das sehen ich ja nicht wenn ich in meinem Zimmer sitze oder ich in der Arbeit bin und meine Mutter im Wohn- und Esszimmer (das der Hund ja meidet) frühstückt.
Wird das irgendwann besser? Das sie sich nicht im Haus die nächst beste Toilettenecke sucht und so?
Ich kenn das von unserem alten Hund nicht mal als Welpe.
Langsam frag ich mich ob ich irgendwas falsch mache? Für Tipps und Anregungen wäre ich dankbar.
Denn auf dauer läuft das nicht mit 6 mal am Tag rausgehen. Wir sind MOMENTAN beide da und es kann immer jemand in diesem Rhytmus mit ihr raus, aber das Ändert sich auch wieder.
Alleinbleiben: Läuft nicht so gut.
Die ersten 3 Tage war ich Zuhause als wir sie geholt hatten. Dann musste ich aber wieder zur Arbeit (hab leider keinen urlaub, erst in 1 1/2 Wochen wieder eine woche). Aber meine Mutter war ja da, also hab ich ihre Schlafzimmertür aufgemacht damit der Hund sieht und hört das noch jemand da ist. Leider hat sie das gar nicht interessiert.
Im Haus klebt sie immer an mir. Geh ich zwei Schritte nach links, geht sie mit, geh ich zurück, geht sie mit. (wär schön wenn das draußen auch so wäre)
Also ich geh, ohne VErabschiedungszeremonie, schließen unten im Hausgang das Hundegatter (das wir da haben damit sie nicht mal durch die Tür entwischt so lang sie noch nicht weiß das hier ihr Zuhause ist).
Meine Mutter berichtete mir das der Hund dann völlig durchgedreht hat. Sie ist 20 mal die teppen rauf und runter, hat auf die Treppe gepinkelt und war völlig nervös. Nach versperrung der Treppe hat sie sich dann irgendwann hingelegt.... auf mein Bett. Meine Mutter hat sie heruntergezogen, denn Betten sind verboten. Zweiter Tag, selbes spiel. Nervöses auf und abgerenne, pinkeln auf den Boden, irgendwann ruhe. Meine Mutter meinte zwar das sie ein kleeeeein wenig weniger intensiv nervös war aber da ich es leider nicht gesehen habe kann ich dazu keine bestimmten Angaben machen.
Unser alter hund musste auch früher immer "allein" bleiben wenn ich nachts zur arbeit bin. Sie hat dann (als Welpe) gejammert, aber nie irgendwo hingemacht und auch keine superpanik geschoben. Wenn sie gar nicht aufgehört hat zu jammern hat meine Mutter sie beruhigt aber dann wieder allein im zimmer gelassen.
Sicher, jeder Hund ist anders, aber was kann ich denn machen das ihr das leichter fällt und sie nicht so durchdreht? Vorallem da sie ja nicht wirklich allein-allein ist. Ich kann mir beim besten willen kein 6 monate urlaub nehmen um mit ihr minutenweise das nächtliche schlafen ohne mich anzutrainieren. (so viel urlaub hab ich sowieso nicht)
Sollte ich sie einfach im Zimmer zurücklassen damit sie nicht so viel raum hat sich "hineinzusteigern"? Sollte ich mein Bett mit irgendwas versperren?
Wenn sie mir ins Schlafzimmer auch noch rein macht hab ich keinen Raum mehr in dem sie zuverlässig nicht pinkelt. Wir hätten eine transportbox aber die schaut sie nicht an. Einfach "reinstopfen" bringt ja nix.
Ich hab jetzt zwei tage frei und übe mit ihr das momentane allein bleiben im zimmer. Sie bleibt, aber steht an der Tür und starrt. Sie jammert zwar nicht, fixiert aber die Tür. Ich würde das als angespanntes Warten bezeichnen.
Leinenführigkeit/Aufmerksamkeit: Da sie erst seit 2 Wochen überhaupt an der Leine geht hab ich da keine Wunder erwartet. Zum Glück kann man sie recht leicht halten denn sie wiegt nur 20kg. Sie zerrt mäßig. Dafür hat sie jedoch die Nase fast immer auf dem Boden. Schlägt da der Labrador durch? Manchmal kann ich sie animieren weiterzugehen, manchmal ist sie so fixiert auf das was sie so schnuppert das ich da lang warten könnte bis sie reagiert. Antippen hilft da meist, mir wäre es jedoch lieber wenn sie so kommen würde.
Irgendwie hab ich soweiso das Gefühl das dieser Hund komplett abschaltet wenn sie rausgeht. Da ist jede Spur interessanter als ich und meine Leckerlies. Von Katzen brauchen wir gar nicht reden, da dreht sie eh völlig ab.
Ob da training irgendwas bringt weiß ich nicht. Sie will nämlich auch nicht spielen also brauch ich mit spielzeug auch nicht rumwedeln. Ich kann mit nichts die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Ihr Gehirn ist auf der Spur und die Augen in der Umgebung, ich bin meist nur das Gewicht an der Leine.
Andere Hunde: Sie ist verträglich, sie würde keinem etwas tun und ich muss eher aufpassen das sie nicht attackiert wird (musste sie bereits zweimal vor größeren Hunden "beschützen" seit sie hier ist). Aber sobald sie eine anderen Hund sieht ist sie Gedanklich weg. Aufrichten, Ohren nach vorn, vielleicht noch kurz stehenbleiben und gucken aber dann am liebsten gleich drauf zurennen. Egal ob als Überraschung von hinten oder gleich frontal drauf zu. Heute hatte ich auch den Fall das sie ca. 100m entfernt auf dem anderen Weg einen Hund gesehen hat und wäre sie nicht and der 5m Schleppleine gewesen wäre sie ab und dem hinterher. Hatte das Gefühl ich existiere gar nicht mehr für sie (in dem Moment).
Wenn sie das beibehält kann ich sie niemals ableinen, denn sie gefährdet sich ja auch selbst (nicht jeder andere Hund ist freundlich).
Grunderziehung: Nicht vorhanden bei ihr. Ich fang mal an mit ihren Namen und dann Hier, Sitz und Platz.
Meint ihr das sie dann vielleicht auch besser reagiert wenn wir draußen sind?
Auch so allgemein. Im Haus klappt es schon ein bisschen. Sie hat schon gelernt das "komm" heißt das sie näher kommen soll. Aber im Haus sind auch praktisch 0 umweltreize. Draußen interessiert sie das nicht mehr.
Sie ist so lieb, aber draußen fast komplett Taub und ignoriert mich oft, außer ich ziehe mal kräftiger am Geschirr (was ich auch nicht immer machen will, denn das bringt uns auf dauer auch nicht weiter).
Vertrauen und/oder Bindung: Wir stehen höher in ihrer Gunst als ein x-beliebiger fremder aber ich würde das weder richtiges Vertrauen noch Bindung nennen. Weiß auch nicht wie lange sowas dauert bei einem ausgewachsenen Hund oder was ich da machen könnte um ihr zu zeigen das sie jetzt zu uns gehört.
Hab sie gestern das erste mal gebürstet und ich glaub das fand sie nicht so schlecht. Für eine Sekunde hat sie sogar an meinen tshirt geknabbert (dieses "fellknabbern" was Hunde machen).
Nachts, wenn sie sich umbettet, steht sie in ihrem Bett und will mich ablecken. Auch wenn ihr mit dem Rücken zu ihr bin steht sie da und leckt quasi die Luft solang bis ich auf sie aufmerksam werde. Ich beruhige sie dann und sie legt sich hin. Sie will nur ein bisschen streicheln, dann schläft sie weiter.
Überhaupt leckt sie uns beide gern ab, am liebsten im Gesicht und wenn das nicht geht eben die hände. Das macht sie immer wenn sie nah genug ran kommt. Nicht nur zur Begrüßung. Weiß nicht ob das unbedingt bedeutet das sie Respekt zeigen will oder irgendwie Zuneigung.