Ich finde die Idee dieses Themas "Vorgehensweisen/Erfahrungen austauschen" eigentlich richtig spannend. Vielleicht kriegt der Thread ja noch den Bogen?
Ich habe Erfahrungen mit einem "Kulturschock"-Hund. Mittlerweile ist er ein komplett unproblematischer Hund (1,5 Jahre alt).
Herkunft: Russland, Alter: 5,5 oder 6 Monate (eher jünger, gefühlt), "Direktimport"
Erzählte Vorgeschichte: Mit Geschwistern und Mutter mit 4 Monaten aufgefunden, danach "Pflegestelle" (Bilder und Videos zeigen: Nicht wie eine Pflegestelle hier, aber def. keine "Hundehölle" eher so klassisches old-school-Tierheim.)
Abgeholt am Flughafen Frankfurt, dort von der Orga direkt ungesichert aus der Box gelassen; zum Auto getragen, etwa 2 Stunden Fahrt.
Treppe hoch? Keine Chance, also getragen. In der Wohnung: Verschwand er in die Box.
Es gab an dem Abend ein wichtiges Fußballspiel, das haben wir dann im Wohnzimmer geschaut und ihn einfach gelassen. Kurz vor Abpfiff stand er das erste Mal in der Tür, checken, was wir da so fluchen.
In der Nacht hat er die ersten Socken geklaut, ins Wohnzimmer gepinkelt. Am nächsten Morgen und den ganzen Tag über verschwand er bei Bewegungen auf ihn zu, direkt in seine Box.
Gassigehen habe ich tatsächlich erst mal nicht gemacht: Er hatte Angst hochgenommen zu werden - Leine kannte er nicht, er schmiss sich auf den Boden. Zerren wollte ich ihn nicht, hochnehmen habe ich mich nicht getraut (hatte Bedenken, dass er mir in seiner Angst ins Gesicht beißt).
Die nächsten Tage waren dann eine kontinuierliche Mischung aus: Ihn lassen - und ihn zwingen... am zweiten Tag habe ich ihn runtergetragen, unten an der langen Leine einfach auf dem Bürgersteig stehen lassen und bin weggegangen... da trottete er dann im gehörigen Abstand hinter her.
Es hat zehn Tage gedauert, bis er die ersten Treppenstufen gelaufen ist, fast 14 bis er sich getraut hat woanders als in der Wohnung zu machen, auch wenn er stundenlang an endlos langer Leine auf ruhiger Wiese saß/lag.
Aber ich bin in der Zeit komplett normal mit ihm durch die Gegend gelaufen. Er musste Besuch ertragen, im Café sitzen... Ich habe ihn aber überhaupt nicht angefasst, so gut wie nie angeschaut - aber einfach mitgenommen.
Für uns? War das (und ja, ich sehe da durchaus den Zwang) der perfekte Weg.
Und... (für alle die es bis hierhier geschafft haben) der Riesenfortschritt kam, als ich nach etwa 2 Wochen das erste Mal bei meinen Eltern war und er auf deren alten Hund getroffen ist.
Ich war auf Nachbars eingezäuntem Grundstück fürs "Kennenlernen". Nastro sah den alten Hund, lief hin... und von da an hinterher. Ich bin vom Nachbargrundstück zu meinen Eltern gegangen und habe die Leine für die nächsten Tage nicht mehr am Hund gehabt: Wo Oskar lief, trottete Nastro hinterher.