Nicht so simpel ... das ist eben genau eines der Hauptprobleme hier.
Ich weiß ja nicht, in welchen Untiefen des WWW ihr sonst noch so unterwegs seid, wo wirkliches "Wolfsbashing" betrieben wird, will ich auch gar nicht wissen, da ich mir bestimmte Dinge ganz generell aufgrund von geistigen Hygienemaßnahmen nicht antue.
Jedoch habe ich nicht den Eindruck, dass dieser Thread neutral ist - muss er ja auch nicht sein. Merkt man ja gerade hier.
Ich verstehe mehr als du vielleicht glauben magst. Dass die Rückkehr des Wolfes für manche Tierhalter eine riesige Herausforderung ist und dass sie dabei alle Hilfe erhalten sollten - auch und vor allem in Anerkennung ihrer Leistungen für die Allgemeinheit (Landschaftspflege), steht natürlich außer Frage. Ich habe früher hier auch schon öfter geschrieben, dass ich für diese Menschen und ihre Tiere jede rechtliche, finanzielle und arbeitstechnische Unterstützung befürworte - außer natürlich die vermeintlich simple, jedoch solange es nicht alle Wölfe treffen würde, sinnlose Variante "abknallen", freundlich auch "Bejagung" genannt (das schreibe ich, da ich Abschüsse im Rahmen des Managements durchaus für akzeptabel halte und das wurde ja bereits auch praktiziert).
Leider sitze ich nicht an den Geldtöpfen der Politik, wäre das so, dann würde ich jede Art von naturnaher Landwirtschaft und natürlich die entsprechenden Tierhalter großzügigst unterstützen, indem ich die landwirtschaftlichen Subventionen komplett neu verteilen würde. Dass das schwierig ist und warum, dürften einige hier vielleicht schon herausgefunden haben.
Was ich aber nicht richtig finde, auf die Leute, die an der Ausführung in den Behörden sitzen, einzuschlagen (die können nämlich auch nichts dafür und können sich sicher besseres vorstellen, als beschimpft und als unfähig und ahnungslos dargestellt zu werden), ebenso wie auf diejenigen, die Wölfe befürworten, und zwar nicht nur mit einem kleinen ja und einem großen aber. Vor allen mit den allseits abgedroschenen Totschlagargumenten "Städter", "Balkonbiologe".
Vieles wird hier auch provokant falsch dargestellt, ob aus Unwissenheit oder mit (böser) Absicht, kann ich natürlich nicht beurteilen. Z. B. habe ich hier schon ein paarmal gelesen, man dürfe die Wölfis ja keinesfalls erschrecken (Stichwort vergrämen) aufgrund des Artenschutzes. Das ist so natürlich nicht richtig. Eine offizielle Vergrämungsaktion meine ich jetzt nicht, natürlich darf nicht jeder mit Gummigeschossen oder so hantieren, das betrifft aber allgemeines Recht und nicht das Artenschutzrecht. Aber jeder darf natürlich, wenn er sich unwohl bei einer Wolfsbegegnung fühlt, alles tun, um den Wolf zu vertreiben (ich fände das sogar wünschenswert, wenn die Leute das wirklich machen würden statt Wölfe nur zu stalken und zu filmen). Es ist einfach Schwachsinn, dass es naturschutzrechtlich verboten wäre, einem Wolf auf seinem Hof oder auf der Weide einen scheppernden Eimer nachzuschmeissen oder sowas in der Art. Getan wurde hier aber manchmal so als dürfte man maximal in die Hände klatschen.
Auch den offensichtlichen Hass auf manche Naturschutzorganisationen finde ich befremdlich, stammt offensichtlich aus der Jägerszene (und zwar der ich sag's mal so eher unguten), das macht nicht den Eindruck von "Neutralität".
Leute, die sich ernsthafte Gedanken machen und diese veröffentlichen, werden hier als Spinner und Deppen ("haben auch kein WWW ...") verunglimpft (schon gewesen hier, ich schau ja ab und zu rein und ärgere mich dann über so einen Unsinn). Ohne dass ihr wisst dass es sich dabei sogar um Biolandwirte und Ziegenhalter handelt, also durchaus "Betroffene"! Die sich außerdem schon seit Jahrzehnten im Naturschutz verdient machen, Leute, die meine Freunde sind und die ich mitsamt ihrer Fachkompetenz sehr schätze, und hier wird sich nur dämlich darüber lustig gemacht. Blöd daherreden kann jeder Depp ... Erscheint mir auch nicht gutwillig und neutral zum Thema.
Wir alle müssen lernen, mit diesem doch noch relativ neuen Thema umzugehen. Wissenschaftliche und sonstige Erkenntnisse und Einschätzungen wandeln sich, entwickeln sich weiter, was vor 20 Jahren noch gestimmt hat kann heute anders gesehen werden. Das hat nichts mit "die verarschen uns" oder "die haben uns angelogen" zu tun. Ist das nicht zu verstehen? Ist doch in vielen anderen Fachbereichen genauso.
Was mich hier auch sehr stört, wenn seriöse Erkenntnisse verspottet und negiert werden, nur um die eigene negative Stimmung weiter zu schüren. So nach dem Motto "die Wolfsexperten sind ja bezahlt (klar, sollen die umsonst arbeiten?), sind auch irgendwelche doofen Naturromantiker und der x-beliebige Landbewohner, der z. B. mit Wölfen kofrontiert wird, ist der bessere Experte, und jede subjektive Angst (die ich niemandem absprechen will!) wird dann über objektive Erkenntnisse gehoben. Also so nach dem Motto "wer nicht in einem Wolfsgebiet als Betroffener lebt, hat zu dem Thema gar nichts zu melden" (so ähnlich meine ich das gerade noch gelesen zu haben). Das ist einfach völliger Quatsch, tut mir leid.
Hier wo ich lebe gibt es auch Gefahren für meinen Hund, die mir verdammt viel Unwohlsein bereiten. Der Hund meiner Freundin ist seit über einem Monat spurlos verschwunden (und nein, das hat nichts mit dem Wolf, aber viel mit Menschen hier zu tun). Ich traue mich daher gerade wieder mal nicht, meinen Kleinen von der Leine zu lassen ... Diese Quellen des Unwohlseins kann ich aber auch nicht beseitigen, damit muss ich leben und mich entsprechend anpassen, ja und das schränkt mich auch ein. Ist halt so.
Das differenzierte Denken geht mir auch bei manchen ab. Ist es böswillig vereinfacht negativ dargestellt oder sind manche wirklich nicht in der Lage zu differenzieren? Einfaches Beispiel hier aus dem Thread schon vor ewigen Zeiten, der mir aber in Erinnerung geblieben ist, da ich auch ehrenamtliche Hornissenberaterin bin, und es dabei im Tenor auch wieder darum ging: Die Naturschützer verharmlosen vor Betroffenen und erzählen denen Lügen. Nein!
Es ging dabei sinngemäß darum, dass "Naturschützer" jemanden mit einem Hornissennest irgendwo am Haus erzählen, die seien friedlich und man kann gut mit denen zusammenleben, selbst aber mit Schutzanzug zum Nest gehen. Also beweisen sie damit ja dass sie lügen und Hornissen eben doch nicht harmlos sind. Ja hallo, Hirn einschalten? Es ist ja wohl ein entscheidender Unterschied, ob ich unter einem Hornissennest stehe, gehe oder sitze (gut direkt drunter wird schmutzig ) und die Tiere da ein- und ausfliegen und sich dabei nicht für die Menschen interessieren oder ob ich das Nest direkt berühre und bearbeite, weil ich es z. B. umsetzen muss oder sonstige Manipulationen wie Flugumleitungen vornehme und deshalb vorsichtshalber einen Schutzanzug trage. Ist das wirklich nicht zu verstehen, dass dies dennoch kein Widerspruch zu der Aussage "Hornissen sind friedlich" ist?
Das hat jetzt nichts mit Wölfen zu tun, kam aber im Rahmen der hier gern getätigten Verunglimpfung von "Naturschützern" und Naturschutzbehörden und auch den allgemeinen Infos zu Tieren vor.
Mag sein, dass mir hier jetzt die negativen Sachen mehr auffallen, ich denke aber auch, dass sie in der Mehrzahl sind. Und drum mache ich jetzt hier wieder Schluss, Zeit und so ...