Ich denke wer von vorneherein absolutes Schwarz/Weiss Denken in Bezug z.B. auf Großtierpraxis/Massentierhaltung hat, wird es im Studium natürlich schwer haben, da gebe ich dir absolut Recht.
Das ist jetzt OT, daher packe ich es mal hier rein:
Aber es ist ja meist differenzierter: Ich war z.B. zum Praktikum in 2 verschiedenen Schlachthöfen. Erstmal würde ich nie die Leute, die dort im Betrieb arbeiten pauschal ablehnen und hatte mit den Mitarbeitern dort eine super Zeit. Ich denke, wenn man das System ablehnt (was man ja kann), sollte man das nicht auf die Leute, die dort arbeiten 1:1 übertragen (mir wurde aber erzählt, dass viele Kommilitonen das gemacht hätten und die ihnen gegenüber oft ziemlich feindselig waren).
Und dann waren die beiden Schlachthöfe wirklich absolut unterschiedlich: In dem einen in Brandenburg wurde gerade von Bolzenschuss auf CO2 Betäubung umgestellt und es lief auch im lebenden Teil der Produktionskette einiges schief, was echt nicht ok war (Schwein halb betäubt vom Band gefallen und liegengeblieben etc.). Generell lag vieles einfach an schlechter Organisation und das hat sich dann bis in tierschutzrelevante Bedingungen für die angelieferten Tiere durchgezogen.
Der zweite Schlachthof in Meck-Pomm war sogar deutlich größer und einfach besser organisiert. Dort lief es dadurch auch für die Tiere viel ruhiger ab, die Mitarbeiter waren super geschult und auch das Arbeitsklima besser.
Natürlich kommen im Großtierbereich z.B. beim Thema Schlachthof dann noch Entwicklungen wie Verbesserung der Betäubung, Stressreduktion beim Treiben durch passive Treibemaßnahmen etc. dazu.
Und da kann man als Tierarzt, bzw. die Tierärzteschaft schon Einfluss nehmen.
Einige Freundinnen von mir sind auch bewusst in den Großtierbereich gegangen, um dort im Kleinen Einfluß zu nehmen. Eine hat z.B. immer darauf hingewirkt, dass Schweine in den Beständen die sie betreut hat Bälle zum Spielen bekommen haben.
Da muss einem natürlich klar sein, dass die äußeren Bedingungen (letztendlich dies gesetzliche Lage und der Konsument, der ja leider oft noch sein Billigfleisch haben will) den Rahmen bestimmen und man nur im Kleinen und konkreten Fall wirken kann.
Aber ich finde auch gerade an der Stelle Tierärzte mit Bewußtsein für Tierschutz wichtig. Der Tierarzt ist immer noch "der berufene Schützer der Tiere", wie in den meisten Berufsordnungen der Länder so formuliert und die standesrechtlichen Regeln verpflichten uns ja richtigerweise an den Tierschutz zu denken.
Aber den Rahmen gibt der Konsument und das System vor (holländische Firmen, die hier alle Betriebe aufkaufen und Mitarbeiter einsparen sind z.B. auch nicht so ein super Trend, weder für die Tiere im Betrieb, noch für die weggesparten Mitarbeiter), wenn man das nicht versteht und erstmal hin nimmt, kommt man leider nicht weiter, da hast du Recht.