Das schlimme an diesen Dingen ist doch, daß Südeuropa den "Bedarf" zu rettender Tiere aus eigenen Kräften nicht decken kann. Folglich kann keiner wissen, woher der gerettete Hund tatsächlich stammt.
Also, bezogen ganz konkret z.B.auf Kreta als Beispiel für Griechenland stimmt das meiner Erfahrung nach definitiv nicht. Es gibt erst in den letzten Jahren ein paar ganz wenige griechische Züchter (v.a. Retriever und DSH) und ansonsten noch Hunde die in einigen Tierhandlungen verkauft werden. Das sind aber "süße Mischlingswelpen" und keine Rassehunde.
Ansonsten gibt es einfach eine sehr große Menge von Hunden, die entstehen, herum streunen, an der Kette leben oder auch ausgesetzt werden. Französische Nachbarn haben mir gerade vor zwei Wochen als ich da war erzählt, dass Ihnen bereits 17 Hunde über den Zaun geworfen wurden und alle anderen dort dauerhaft lebenden Ausländer, mit denen sie in Kontakt stehen, diese Erfahrung ebenfalls schon oft gemacht haben.
Organisierte Kastrationsaktionen sind dort nun zum Glück auch rechtlich auf einer guten Basis aufgestellt, aber es ist bei weitem nicht so, dass die meisten Tiere kastriert sind. Insofern verstehe ich die Mutmaßungen nicht, dass Griechenland oder andere südeuropäische Länder Welpen aus Ost Europa importieren müssten. Wieso dann nicht selbst vor Ort vermehren, wenn die Hypothese stimmen sollte, dass dort so ein riesiger Markt besteht?
Also auf Kreta kauft so gut wie niemand Hunde, Chihuahuas sind in der letzten Zeit unter den Griechen in Mode gekommen, die gibt man dann aber unter Freunden weiter, wenn die Hündin Welpen gehabt hat. Ich kenne bei uns im Dorf diverse Griechen, die nun mit einem Chihuahua rumlaufen und auch noch super gut mit ihm klarkommen. Alle diese Hunde sind nicht gekauft oder gezüchtet worden, sondern werden im weit vernetzten Bekanntenkreis weitergegeben.
2001 vor dem Studium habe ich für ein paar Monate in einem Tierheim auf der anderen Seite von Kreta geholfen. Dort gab es etwa 300 Hunde, die Fluktuation war aber riesig, weil der Infektionsdruck so hoch war da das Tierheim eine Anti-Euthanasie Politik hatte. Jeden Tag kamen Griechen und haben Hunde abgegeben, oder Hunde wurden vor dem Tierheim ausgesetzt oder angebunden. Es gab immer zahlreiche Hündinnen mit Welpen.
Aktuell habe ich hier zwei vor Ort selbst gefundene Hunde (und ich bin kein Hundesammler, wenn man dort durch die Gegend fährt sieht man zahlreiche Streuner, auch Welpen, die sammle ich nicht gezielt ein, es könnten also deutlich mehr sein! :-) Unsere beiden sind jeweils Fälle, wo es nach meinem Gefühl einfach nicht anders ging: ein Hund der nach einem Autounfall blutend in der Mitte der Schnellstraße saß, und der zweite, der uns als skelettierter Welpe freudig im absoluten Niemandsland entgegen gerannt kam) die auch hierbleiben beziehungsweise schon länger da sind :-)
Was ich damit sagen will: Um mal direkt bei meiner eigenen, ganz konkreten Erfahrung (seit den achtziger Jahren regelmäßig vor Ort) zu bleiben: es gibt in Griechenland in der Tat zahlreiche Hunde und keinen Import von Hunden aus Ost Europa und den Bedarf an Tierschutz Hunden die dann nach West Europa vermittelt werden sollen zu decken.
Sorry, aber es kommt mir leider wirklich so vor, als ob solche Mutmaßungen die andere Seite der Argumentations-Medaille sind, die man auf Kreta vor Ort bei den Einheimischen hört: nämlich dass die Hunde, zu Tierversuchszwecken exportiert werden. Oder aus ihnen Pelzmäntel gemacht werden sollen!
Letztendlich sind beide Argumentationen dazu da, den Tierschutz in Süd Europa zu diskreditieren. Ich finde den Ansatz nicht konstruktiv und würde gerne nach eigenen, echten und konkreten Erfahrungen vor Ort fragen! Wenn man die Situation dort kennt, und diverse wirklich schlimme Fälle gesehen hat, dann denkt man eventuell anders…
Jeder kann darüber denken was er möchte, es gibt im Tierschutz auch viele etwas durchgeknallte Leute, aber letztendlich geht es denen meistens extrem um das Wohl der Tiere und ich finde auch den Standpunkt aus der Sicht des einzelnen Tieres moralisch zulässig.
Ich frage mich, warum man überhaupt so argumentieren muss? Das gilt sowohl für diverse Stimmen hier in Deutschland, als auch für die Leute vor Ort. Was steht eigentlich dahinter? Ich persönlich würde mir zum Beispiel nie einen Hund vom Züchter kaufen, da ich den Gedanken mir ein Lebewesen nach Charakter vorab auszusuchen, gezielt zu züchten und es dann zu kaufen einfach nicht mehr zeitgemäß finde. (Während es in der Tat sowohl hier in Deutschland als auch im Ausland zahlreiche Tiere gibt, die einen guten Platz benötigen).
Muss ich diesen Standpunkt ständig irgendwem unter die Nase reiben oder mich einmischen? Nein. Ich habe wenig Ahnung vom ganzen Züchterwesen, war noch nie auf einer Hundeshow und möchte mir insofern eigentlich kein öffentliches Urteil anmaßen. Ich kenne einige Züchter, ich kenne Jäger und ich habe jeweils gar kein Problem mit Ihnen. Trotzdem habe ich meine Meinung zu der Situation. Ich würde mich aber zum Beispiel tendenziell eher nicht in eine Debatte zum Thema Qualzucht bei kurzköpfigen Rassen als Beispiel einmischen, da ich von dem ganzen Thema zu wenig Ahnung habe.
Jedenfalls finde ich solche Diskreditierungsversuche bedenklich und verstehe die Motivation nicht. Anders wäre es, wenn so eine Argumentation jeweils an echter eigener Erfahrung belegt werden könnte. Davor würde ich sie nicht aufstellen.