Ich glaube ich hatte gestern den größten Aha-Moment seit ich Aras habe und saß daraufhin tatsächlich weinend im Auto.
Kurze Vorgeschichte: Aras leidet leider unter dem Deprivationssyndrom, was unter anderem der Grund ist wieso völlig alltägliche Situationen nicht funktionieren oder teilweise viel Management etc. bedeuten. Er kommt mit einer Hand voll Menschen sehr gut zurecht, vor den meisten anderen Menschen hat er heftige Angst, braucht viel Platz, laute Geräusche und Bewegungen (Und damit auch Kinder) sind für ihn der pure Alptraum. Er geht dabei teilweise massiv nach vorne. Hundebegegnungen an der Leine waren lange eine Katastrophe weil er so Grundgestresst ist, dass er förmlich explodiert.
Wir arbeiten nun seit über 5 Jahren nahezu täglich an seinen Problemen und ich war schon wahnsinnig oft am Ende mit allem, habe zugegebenermaßen schon mehrfach über eine Abgabe o.Ä. nachgedacht, da ich oft große Angst habe ihm vielleicht nicht das Leben ermöglichen zu können, das er einfach verdient hat. Er kann einfach nichts dazu dass er so ist, wie er ist. Der Gedanke unfähig zu sein und dem Hund nicht gerecht zu werden hat mich häufig so zerrissen dass ich heulend im Bett lag und die gesamte Hundehaltung an den Nagel hängen wollte. Alles in allem habe ich in der Zeit mit ihm so unfassbar viel Tränen, Schweiß (Und tatsächlich auch Blut. Hupsi.) vergossen.
Gestern waren wir eine Runde im Wald, sind an vielen Hunden vorbei gekommen, an im Bach spielenden Kindern, sind auf den Waldwegen an Familien vorbei gegangen und wir konnten an lockerer (Natürlich dennoch kurzer!) Leine überall vorbei. Wenns zu eng wurde sind wir an den Rand und er hat sich von mir abschirmen lassen. Alleine würde er solche Situationen natürlich noch immer nicht schaffen und er war in vielen Situationen dennoch unsicher und hat teilweise das tänzeln o.Ä. etwas angefangen, aber er war immer ansprechbar und ich konnte seine Konzentration fast durchgehend bei mir behalten.
Ich hab tatsächlich gestern erst so richtig realisiert, dass das vor einem Jahr noch nahezu gegenteilig war. Wir haben immer noch Tage die schlecht laufen, er kippt heute noch in einigen Situationen. Aber ich hab jetzt beim schreiben schon wieder Tränen in den Augen weil ich so unfassbar stolz auf ihn bin. Vor allem wenn ich zurück schaue auf die Zeit in der alles richtig mies lief und mir nahezu jeder nur dumme Sprüche an den Kopf geworfen hat und mir jeder nur gesagt hat wie unfähig ich und mein Hund sind - ich könnt einfach nur heulen weil ich nie gedacht hätte dass wir irgendwann so "entspannt" Gassi gehen könnten.