Nachdem ich deine Geschichte gelesen hab Lisa., muss ich schon schlucken.
Gut, dass du da so offen bist. Rein von der Optik spricht solch ein Hund bestimmt viele an, aber man sollte bedenken, worauf man sich da möglicherweise einlässt.
Haben die Tschechen echt so einen hohen Wolfsanteil und grundsätzlich ein "Problem" mit Scheu?
Ich muss ganz ehrlich sagen dass mich dieser Hund schon endlos Nerven, Tränen und Blut (Immerhin nur mein eigenes Und nicht weil er gegen mich gegangen ist, sondern weil er in Panikmomentan einfach in alle Himmelsrichtungen springt wie eine Rakete - 2.30m aus dem Stand sind da übrigens nichts, der hat sich schon mehrfach hier im Haus den Kopf an der Decke gestoßen -, oder weil er nach dem alleine bleiben wenn ich nach Hause komme so unfassbar durchdreht, dass er sich null kontrollieren kann und wie ein wahnsinniger schreit und an mir rum springt, das gab die ein oder andere Kopfnuss.) gekostet hat, uns eine falsche Situation wieder Monate im Training zurück werfen kann etc..
Aber dann gibt es die Momente in welchen er mit Abstand das sanfteste und bezauberndste Wesen der Erde ist, das muss man auch klar dazu sagen.
Zu deiner Frage schließ ich mich FrekisSchwester an.
KayaFlat - der Wolfsanteil variiert je nach Generation seit der letzten Einkreuzung. Man sagt gern pauschal 30% aber tatsächlich ist er meist viel geringer. Mehr noch, neuere Untersuchungen der Genetik zeigten, dass der TWH inzwischen fast ganz Hund ist - bis auf die noch sehr wolfsähnliche Physis.
Für Scheue sind TWH nicht bekannt. Misstrauen vielleicht, distanziert sein gegenüber Fremden. Aber auch das nicht immer. Das wären eher die Sarloos mit dem zurückhaltenderen und vorsichtigerem Wesen (im Standard auch so vermerkt). Aber bei einem deprivierten Hund ist es unabhängig von der Rasse wahrscheinlich, dass er eine gewisse Scheue mitbringt. Kombiniert mit der körperlichen Stärke des TWH und der Tendenz, nach vorn zu gehen (das liegt am Erbe der DSH, die für die Zucht eingesetzt werden übrigens, und nicht an dem des Wolfs) um Probleme zu lösen, wird es dann sehr anstrengend.
Übrigens sind momentan fürchterlich viele TWH-DSH Mixe und sonstige Wolfhunde, oft schon als Junghunde, in den ganzen Anzeigen zu finden. Das gibt mir ein ungutes Gefühl. Scheinbar sind sie wieder in Mode, und wurden zu Coronazeiten wohl auch vermehrt angeschafft.
Genau das ist leider das Problem. Ich war mit Aras schon bei einigen Wolfhund-Erfahrenen Menschen, auch bei 2 Tierärzte welche bereits mehrere Wolfhunde betreuen/betreut haben und alle sind durchweg der Meinung dass er deutlich mehr Wolfanteil hat als die "gängigen TWHs" und das gepaart mit den Deprivationsschäden und dem Mix aus DSH explodiert dann ganz gerne mal.
Ich kenne super tolle TWHs, wobei alle davon ein mehr oder weniger extremes Problem mit dem alleine bleiben haben, das zieht sich wirklich durch die Bank. Ich habe auch einen Marxdorfer WH kennengelernt - entspannter als gefühlt jeder andere Hund auf diesem Planeten. Gut, kann halt auch einfach ein sehr entspannter Vertreter seiner Rasse gewesen sein & obendrein war der Hund auch schon recht alt. AWHs kenn ich leider nur Vollkatastrophen. Schade für die Hunde..
Die Tendenz von immer mehr Wolfhund (- Mixen) in Tierheimen und co. ist mir auch schon längere Zeit aufgefallen, vor ca. 2-3 Jahren gab es da schon einmal eine Schwemme. Da ist halt echt das Problem dass Wolfhunde unfassbar faszinierend auf Menschen wirken und sie sehr häufig unüberlegt angeschafft werden. Grade das Problem mit dem alleine bleiben und die Zerstörungs"wut" die in dem Fall dahinter steckt ist absolut nicht zu unterschätzen, ich hab durch Aras mittlerweile das 3. Auto eingebüßt und mein neues Auto hat ganze 4 Monate ohne Schäden überlebt. Abgesehen von rausgerissenen Steckdosen, zerbrochenen Spiegeln, tiefen Furchen in den Wänden durchs kratzen.
Ich bin sehr froh dass ich das Thema bei Aras mittlerweile immerhin Zuhause relativ gut im Griff habe, aber auch das funktioniert weit nicht immer. Ich hab ein Video von meiner Überwachungskamera von einem Tag an dem das Alleine bleiben 0 geklappt hat und ich nach 15 Minuten wieder heim gefahren bin und den Hund geholt hab weil sonst wahrscheinlich mein Haus nicht mehr gestanden hätte. Bei Bedarf kann ich das gerne einstellen. Im Gegenzug dazu liegt er aber mittlerweile sehr häufig entspannt im Bett und schläft recht viel, ist höchstens im liegen am hören ob ich vielleicht nach Hause kommen könnte. Uns hat bei dem Thema übrigens ein "Innenzwinger" quasi gut geholfen. Er hatte eine Zeit lang wirklich nur den blanken Flur mit glatten Wänden und einem Fenster, eine Decke, Wasser (Metallnapf, Keramiknäpfe hab ich schon Zuhauf in tausend Teilen entsorgt), was zum kauen (Gut, das war nur für mein Gewissen, er ist zwar wie ein wahnsinniger auf Futter, aber wenn ich nicht da bin rührt er nichts an) und das wars. Mittlerweile kann er sogar in zwei Räumen alleine bleiben (Flur und Schlafzimmer), das war mir recht wichtig da sich der Flur doch gut aufheizen kann im Sommer. Das Schlafzimmer ist recht kühl, da gleicht sich das gut aus. Mehr geb ich ihm aber auch nicht zur Verfügung frei, ich möchte einfach nicht riskieren dass es dann doch wieder kippt.
Puh, jetzt hab ich irgendwie schon wieder mehr geschrieben als ich wollte. Ich könnte gefühlt ganze Bücher füllen mit Geschichten mit diesem Hund