Im Internet findet man unterschiedliche Aussagen zum silbernen Labbi. Bislang habe ich keinen eindeutigen Beweise lesen können, dass die „Sonderfarben“ der Labbis dadurch erstanden sind, dass Weimaraner mit eingezüchtet wurden. Es scheint sich wohl hier eher um eine Glaubensfrage zu handeln. Die einen sagen, dass die 3 Sonderfarben „Champagner“, „Charcoal“ und „Silber“ nur durch die Verpaarung mit einer anderen Hunderasse beim Labrador zustande kamen. Die anderen sagen, nee das stimmt nicht, da wahrscheinlich jede Hunderasse das Dilute-Gen in sich tragen wird.
Es wurde hier ja schon durchgekaut. Aber die Aussage, dass "wahrscheinlich jede Hunderasse das Dilute-Gen trägt" ist einfach an den Haaren herbeigezogen (wo sind sie denn, die ganzen Dilute-Flats und Dilute-Curlies? Komisch, dass es unter den britischen Retrievern nur beim Labrador auftritt.)
Es gibt rezessive (optische) Merkmale beim Labrador, die vom Standard als zuchtausschließend gewertet werden ("Fehlfarben"). Dazu zählen z.B. black und tan farbende und langhaarige Hunde. Dies ist relativ selten, tritt aber (im FCI) immer mal wieder auf. Vor ein paar Jahren gab es auch einen Wurf in Deutschland, bei dem zufällig zwei Träger verpaart wurden und black&tan Welpen gefallen sind. Niemand behauptet, dass dies dann keine Labbis wären oder dass es Mischlinge sein müssen, sie bekommen auch Papiere. Die Welpen werden auch nicht getötet oder versteckt. Würde es innerhalb der Labradorpopulation rezessiv das Merkmal für Dilute geben, dann würden auch in der FCI Zucht ab und an mal Dilute-Welpen fallen. Denn wie hier ja auch schon gebetsmühlenartig wiederholt wurde. Darauf wird nicht getestet, also wird auch nicht gezielt vermieden potentielle Träger von Fehlfarben nicht zu verpaaren. Und da ist es einfach eine bezwingende Logik, dass ausgerechnet dort, wo die ersten Dilute-Labbis herkamen, auch Weimaraner gezüchtet wurden. Wenn man diese Zusammenhänge nicht sehen kann, dann will man es halt einfach nicht glauben. Mir persönlich wäre eine sinnvolle Einkreuzung vor 100 Jahren tatsächlich herzlich egal gewesen, an dem Punkt hänge ich mich gar nicht auf. Einkreuzungsprojekte sind prinzipiell und mit Verstand und Sinn gemacht, eine gute Sache (siehe LUA Dalmatiner). Das ist nicht der Punkt. Aber welchen Sinn macht diese spezielle Einkreuzung? Genetische Vielfalt (DER Grund wieso Einkreuzungen sinvoll sind)? Nope. Exzessive Farbzucht ist das genaue Gegenteil davon. Wenn wir davon ausgehen, dass es vor gut 100 Jahren bloß Einkreuzungen weniger Weimaraner in den 1920ern gab und danach nur noch Verpaarungen mit Labradors - wie kann man dann das rezessive Merkmal sichern? Das geht nur durch enge Inzucht (wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte man entweder heute keine "Dilute-Labbis" oder man hat halt doch mehr Weimaraner über einen längeren Zeitraum eingekreuzt als man zugeben will). Diese desolate genetische Vielfalt ist ein Problem für die Gesundheit der Hunde, aber das wird einfach ignoriert. Von CDA spreche ich an dieser Stelle noch gar nicht. Dazu kommt, dass Wesen und Leistung kein entscheidener Teil der Zuchtselektion sein können. Da steht die Erhaltung des eingekreuzten rezessiven Merkmals an erster Stelle. Und so erhält man eben nicht wieder den typischen Labrador und es zeigen sich auch noch Generationen nach der Einkreuzung Wesensmerkmale der anderen Rasse.
Wenn wir von Version zwei ausgehen (regelmäßige Einkreuzungen der Fremdrasse und daher keine Inzucht), dann sind es halt eh keine Labbis.
Ich persönlich gehe tatsächlich eher vom ersten Szenario aus (einige wenige Trittbrettfahrer gab es aber sicherlich, die so mal eben schnelles Geld machen konnten).
On Top auf die genannten "Herausforderungen" kommt dann noch CDA. Das frisst sich gerade fröhlich durch die Population, wird von den "Züchtern" auf ihren HPs aber als kaum existent bezeichnet. Und wenn der Hund fast nackt ist, dann ist das ja gar keine CDA "sondern die Ernährung ist Schuld" oder der Hund "hat nur eine starke Allergie" letzteres natürlich auch nicht genetisch. Null Aufklärung zu dem Thema. Keine öffentlichen Datenbanken um betroffene Hunde zu sammeln und herauszufinden, ob es genetische Zusammenhänge in gewissen Linien gibt (das Problem der fehlenden Datenlage gilt übrigens auch für HD und ED. Da reicht es halt nicht die Eltern beim Haustierarzt röntgen zu lassen. Es fehlt an unabhängigen Gutachern und der flächendeckenden Untersuchung der Nachkommen. Nicht ohne Grund stehen Dissidenz-Retriever gelenkstechnisch desolat da, während es beim VDH/FCI Retriever kaum ein Problem mehr ist.) DAS wäre mal ein Ansatz (aber auch nur das - ein Ansatz - da gehört noch viel mehr zu) zu seriöser Zucht. Tut aber keiner. Und einfach nur seine Welpen liebevoll aufziehen, ist halt nicht genug. Da muss mehr kommen. Es gibt einen Haufen Rassen, bei denen Dilute anerkannt ist und trotzdem vermeidet man es, diese Farbe gezielt zu züchten. "80% CDA beim blauen Dobermann", woher weiß man wie hoch die Quote beim Dilute-Labrador ist, wenn dort gar keine Daten erhoben werden? Letztendlich züchtet man diese Hunde, weil die Farbe gefällt. Den Preis dazu (Gesundheit) nimmt man billigend in Kauf. Und das ist es, was mich und viele andere daran stört.
Hier wird auf den braunen Labrador verwiesen. Diese Fellfarbe war lange Zeit nicht gewünscht, ähnlich wie mit den gelben Labbis. Daher wurden die Welpen dann getötet oder nicht zur weiteren Zucht zugelassen. Nach langem Kampf sind beide Farben vom VDH nun als Rassefarbe anerkannt worden. Ob und wann die anderen 3 Sonderfarben vom Labbi zugelassen werden, wird die Zeit zeigen. Ansonsten gibt es auch noch „Foxred“, eine Sondervariante der gelben Labbis. Auch diese Farbe wird noch nicht allzu oft hier in Deutschland gesehen, scheint aber im kommen zu sein.
Den oft erwähnten "jahrelangen Kampf" zur Anerkennung der anderen Farben würde ich gerne mal sehen. Ja, die wurden später in den Standard aufgenommen und ja, gerade in den ganz frühen Jahren wurden sicherlich auch Welpen getötet (damals waren aber auch noch Meinungen im Umlauf, man müsse den Wurf dezimieren, damit die übrigen gut durchkommen), aber dennoch wurden die vorher nicht alle direkt nach der Geburt ausgemerzt. Nawton Pruna war eine braune Labradorhündin in der 1920er Jahren, startete erfolgreich auf Field Trials und mit ihr wurde gezüchtet (es fielen bei ihr auch gelbe Welpen, die - Überraschung - auch nicht getötet wurden). Darry of Chiltonfoliat (auch braun) war sogar ein Field Trial Winner, lebte in den 1930ern und wurde gezielt mit einem braunen Rüden verpaart. Gibt noch mehr Hunde. Alles schon bevor 1963 Cookridge Tango als erster brauner Labrador Showchampion wurde. Es hat auch niemand bezweifelt, dass es sich um Labbis handelte, es waren halt am Anfang unbeliebtere Farben. Da hat man beim Dilute doch eine etwas andere Ausgangslage. Ganz abgesehen davon, dass gelb und braun nicht die Gefahr von CDA tragen. Schon aus diesem Grund, sehe ich keinerlei Grundlage wieso man Dilute jemals anerkennen sollte (dazu kommen dann natürlich noch der oben genannte Haufen an Problemen).
Und "Foxred" ist keine Sondervariante, sondern genetisch normales gelb (e/e). Die Spanne von gelb reicht von fast weiß bis fast rot. Die sind auch keine neue Erscheinung und sind auch nicht selten. Aktuell "erfreuen" sie sich halt wieder größerer Beliebtheit.
Ansonsten ist aufgefallen, dass Labradore mit den 3 Sonderfarben eher zu CDA (einer Hauterkrankung) neigen als andere Labbis.
Ne, Dilute-"Labbis" neigen nicht eher zu CDA als die "anderen" Labbis. Bei den Labbis gibt es gar keine CDA. Colour Dilution Alopecia hat es doch schon im Namen stehen. Es ist an Dilute gekoppelt, den weiteren Risikofaktor dazu konnte man noch nicht identifizieren. Ja es trifft nicht jeden Dilute Hund, das rechfertigt aber nicht, es billigend in Kauf zu nehmen. Und das tut man aktuell.
Dies scheint aber weniger ein Resultat des Dilute-Gens als viel eher das Resultat jahrelanger Inzucht zu sein. Tatsächlich ist die Erkrankung bei Labradoren immer noch selten. Leider ist aber auch die Erkrankung noch immer sehr unerforscht. Es gibt z. B. blaue Dobbermänner, von denen wohl 80 % an CDA leiden sollen und deren Fellfarbe auch durch das Dilutegen verursacht wird. Soweit ich weiß, gelten daher blaue Dobbermänner der Qualzucht an.
Jahrelange Inzucht wären natürlich viel besser als Dilute als Ursache? Seltsame Argumentation. Und nochmal. Woher weiß man wie hoch die Anzahl beim Dilute-"Labbi" ist? Und wie viel Leid ist es Wert, eine Farbe wegen "gefällt mir" trotzdem zu züchten? 60% betroffen? 20% betroffen? 10% betroffen? Die haben dann halt Pech gehabt? Hauptsache meiner hats nicht? Das Netz ist voll von silbernen und charcoal Labbis mit CDA. Wo kommen die alle her, wenn es gar kein Problem ist?