Hallo Ihr Lieben,
ich bin seit einigen Jahre hier schon stiller Leser aber möchte heute auch mal für meine kleine Maus ein Abschiedsthema eröffnen. Unsere Maus war eine Jack Russel / Foxterrier Dame und, wie wahrscheinlich jeder von seinem Hund sagen würde, einfach nur toll. Sie war so tolerant, lieb, ausgeglichen und immer freundlich und friedlich im Umgang mit anderen Lebewesen. Ein richtiger Sonnenschein. Leider hat Sie mit knapp 10 Jahren Krebs bekommen. Wir waren zu einer Routineuntersuchung, als man bei Ihr 4 Tumore nahe der Hüfte fand. Leider auch schon Tennisball groß. Es war eine niederschmetternde Nachricht des Tierarztes, weil wir damit zum einen nicht gerechnet haben, wer würde das schon bei einer Routineuntersuchung, zum anderen aber auch, weil uns sofort gesagt wurde, dass keine Chance auf Heilung besteht.
Die letzten 5 - 6 Wochen hat sich unser Leben nur noch um den Hund gedreht. Wir haben versucht Ihr das Leben noch so schön wie möglich zu machen, waren viele Stunden spazieren, haben viel mit Ihr gekuschelt und Sie umsorgt. Sie wurde aber zunehmend immer schwächer und wollte nur noch schlafen. Ich habe auch in den letzten Wochen vor Stress und Sorgen 10 KG abgenommen und sehr wenig und unruhig geschlafen. Immer wieder bin ich Nachts bei jeder Bewegung von der Maus wach geworden und habe geschaut, ob Sie noch lebt oder Schmerzen hatte. Es war eine schwere Zeit und wir wussten, dass der Abschied bald kam.
An Ihrem letzten Tag waren wir auf der Hundewiese und Sie setzte sich auf die Wiese. Sie genoss die Sonne, schaute uns an und irgendwie hatte ich das Gefühl Sie wollte sagen, es ist okay, lasst mich gehen. Es ist komisch zu beschreiben aber irgendwie hat man es gefühlt. Die Ärzte sagten, Sie könne noch mit den leichten Schmerzen ca. 2 Wochen leben und dann wird es zum Darmverschluss durch die Tumore kommen. Das hat man schon gut gemerkt, da das Kacksi schon viel dünner war als sonst. Dann wäre Sie an starken Schmerzen und einem Durchbruch gestorben. Das wollten wir, so weh uns auch die Trennung tut, der Maus nicht antun. Aus Liebe zu dem Hund haben wir Sie deswegen vorgestern einschläfern lassen. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, aber das Ende war ohnehin nicht aufzuhalten und so hatte Sie zumindest keine Schmerzen.
Am Tag der Einschläferung ging es uns sehr schlecht aber wir sind bis zum Schluss bei Ihr gewesen und haben uns nichts anmerken lassen. Ich wollte, dass die Maus beim Einschlafen nicht alleine ist. Sie hat uns 10 Jahre begleitet und ich wollte auf dem letzten Weg für Sie da sein, egal wie schwer es auch ist. Das waren wir Ihr schuldig und die Liebe dafür ist auch zu groß zu Ihr. Die Maus ist, während ich mit Ihr geredet habe uns sie geknudddelt und gekrault habe, friedlich in meinen Armen eingeschlafen und von uns gegangen. Ohne Schmerzen und Angst. Nachdem Sie gehen durfte, merkte ich, dass etwas in mir mit ging. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch und musste mich erst mal auf einen Stuhl setzen. Es dauerte eine ganze Zeit lang und viele Tränen, bis ich wieder aufstehen konnte. Es fiel ein ganzes Paket ab. An Last, Sorgen, Ängste aber auch die Erlösung, den Hund nicht leiden lassen zu müssen.
Heute sind zwei Tage vorbei und was bleibt ist ein tiefes Loch und ein Gefühl, welches ich nicht in Worte fassen kann. Aufgrund meiner Erkrankung kann ich sehr schlecht Menschen gegenüber Gefühle und Emotionen zeigen und bei Tieren fällt mir das viel einfacher, da Tiere nicht verurteilen und mich so annehmen wie ich bin. Mit all meinen Gefühlen, Ängsten und Macken. Bei Menschen habe ich da schon sehr schlechtes erlebt und mich ein Stück weit verschlossen. Dieser Hund war die wichtigste Bezugsperson in meinem Leben und nun ist Sie weg. Das tut unheimlich weh. Ich versuche oft rational zu denken und weis, dass meine Entscheidung die richtige war aber dann kommen auch die Momente des Zweifels. Diese Momente wo ich mich frage, wusste Sie, dass Ich Sie einschläfern lasse? Hat Sie sich verraten Gefühlt? Konnte ich bis zum Schluss Ihr das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geben. War es zu früh gewesen. Rational kenne ich die Antworten aber im Gefühl habe ich diese Zweifel und tiefe Trauer die mich so verunsichert das Richtige getan zu haben.
Mich zu trennen fällt mir schwer, ja es ist auch erst zwei Tage her, aber ich rede immer noch mit Ihr, wenn ich das Bild in der Wohnung von Ihr sehe. Erzähle Ihr, dass alles in Ordnung ist und das ich Sie lieb habe und vermissen werde und immer an Sie denken werde, dass Sie Nachsicht haben soll und meine Entscheidung bestimmt verstehen kann. Den Weg auf der Hundewiese gehe ich seit vielen Jahren, nun alleine ohne meine treue Begleiterin. Es ist schwer aber es gibt mir das Gefühl des Gewohnten und dass ich nicht alles verloren habe. Die anderen Hunde geben mir halt, wenn ich Sie spielen sehe und Sie streicheln kann. Ich hatte heute überlegt wie das Leben mit einem neuen Hund aussehen könnte. Wir würden, wenn es ein neuer Hund sein soll gerne einen aus der Vermittlung nehmen. Welpen kommen ja immer unter und Ebay Kleinanzeigen möchten wir nicht, weil da so viel Unfug betrieben wird. Es suchen so viele Hunde ein Zuhause, die so viel Schlimmes erlebt haben. Dann kommen aber wieder diese Gedanken des Verrats. Unsere Maus zu hintergehen. Ich denke dann, ich habe Sie abgeschoben und dann kommt ein neuer Hund. Ein quälender Gedanke. Ich kann nicht ohne Hund aber mit gerade auch nicht.
So treibe ich mit den Gedanken rum, weine, grübele und versuche das Geschehene zu akzeptieren.
Am Freitag kommt die Urne mit der Maus wieder und dann ist Sie wieder bei mir. Ich habe in unserer Glasvitrine ein Ruheort für Sie eingerichtet. So ist Sie wieder in Ihrer gewohnten Umgebung, wenn auch in anderer Form. In unserem Herzen wird Sie aber unverändert bleiben, so lange ich denken kann. Als der Hund, der unser Leben so viel besser und schöner gemacht hat. Danke für diese tolle Zeit.
Ruhe in Frieden kleine Maus
Silly
* 04.2010 | † 12.12.2019
Lieben Gruß Leon