Hi ihr Lieben,
ich möchte euch mal meine Situation zu meinem Hund aus dem Tierschutz schildern, weil ich mir noch immer nicht sicher bin ob abgeben eventuell dir richtige Lösung für uns beide ist.
Ich bin eine 24 jährige Sozialpädagogin und arbeite im Kinderheim, habe noch Pferde. Ich wollte also einen Hund, der sowohl mit auf die Arbeit kann, als auch am Pferd. Ich habe auch schon Hundeerfahrung.
Ich bin dann durch großen Zufall auf einen Hund aus Spanien gestoßen. Der Zufall war echt enorm. Mir beschrieb man den Hund als ruhig und unkompliziert und gut mit älteren Kindern. Jüngere konnten nicht getestet werden. Aber ich solle ihn mal zur Probe nehmen und man könne ihn dann, wenn er nicht passt immernoch weitervermitteln. Es ist ein grauer Schäferhund mit weißen Pfoten, weißer Schnauze und weißer Schwanzspitze. Das Weiß seien Farbfehler. In den Papieren steht auch grauer Schäferhund, was er am Ende wirklich ist, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Er wurde auf 2-3 Jahre geschätzt. Man hat mir Videos gesendet, wo er Ball spielt. Er war sehr aufmerksam, sehr ballfixiert, aber außer, dass er völlig im Trieb war auch ruhig. Man hat ihn auch an fremden Hunden vorbeigeführt in den Videos und man hat gemerkt, dass er schon aufgeregt ist. Ich dachte mir das ist eine Menge Arbeit und wollte erst absagen, mein damaliger Freund war aber Feuer und Flamme und erklärte mir, er mache Fährtenarbeit und sowas mit ihm, also kam er. Das war vor ca. 4 Monaten.
Er ist völlig unerschrocken, keine Angst vor lauten Geräuschen, eigentlich keine Angst vor gar nichts. Draußen aber vollständig im Trieb, zog mich durch die Gegend, hat draußen null auf mich geachtet etc.
War dann beim Trainer, wir haben mit Leinenführigkeit durch Richtungswechsel angefangen. Meinem Hündchen war das nicht recht, hat das durch Knurren, Bellen, Anspringen, Fletschen und in die Luft beißen auch gezeigt, zu einem Beißvorfall kam es nie, obwohl mein Trainer immer „auf Angriff geblieben“ ist. Er hat sich einfach keine Grenzen aufzeigen lassen wollen. Mein Trainer hat die Formulierung „das ist ein junger Rüde, der hat ein Selbstbewusstsein jenseits von Gut und Böse“.
Wir haben ihn auch versucht auf die 7,5 Meter Schleppleine zu konditionieren. Einfach so, dass er im Umkreis bleiben soll. An ohne Schleppleine war noch nicht zu denken.
Ich sollte ihn immer kurz bevor die Leine zu Ende ist vorwarnen und dann kommt eben der Ruck. Das hat nicht funktionert, er hat nicht reagiert, nur gelernt, dass er mit Geschirr langsam anziehen kann und dann weiter kommt.
Also haben wir ihn auf die Trainings Discs negativ konditioniert. Er weiß dass ich die werfe und ich will ihn auch treffen. Vor den Training Discs hat er genug Respekt. Die haben ihn anfangs auch nicht interessiert. Mittlerweile reagiert er in 98 % Auf Ansprache. Wenn er nicht sofort reagiert kommt eine Disc geflogen.
Er hat schon immer gejagt. Einmal eine Katze quer durch den Garten, mein Pferd fand er auch immer schon sehr toll, das habe ich ihm aber abgewöhnt, hat ganze vier Wochen geklappt, dann kam folgende Situation:
Ich stand samt Pferd in einem eingezäunten Bereich und Hund war frei (ist er ja sonst eigentlich nie, da am Tier und zwar egal welchem, nicht abrufbar). Die Stallbesitzerin und nebenbei Hundetrainerin (finde ihren Trainingsweg nicht geeignet für uns) ist, war dabei. Hund hat sich hochgepusht, da unbekannte Situation mit dritter Person, ich wollte ihn ignorieren (1. Fehler). Er hat dann ein Kuscheltier der Dame vor die Füße gelegt. Sie hat dann den Fuß draufgestellt und gesagt, sie macht jetzt Beutesicherung, wenn er Respekt hat, geht er nicht dran (Anmerkung: Ich kann ihm mittlerweile alles abnehmen und in seiner Reichweite lassen, er akzeptiert ein Nein). Er hat natürlich versucht ans Kuscheltier zu kommen, hat ja aber nicht geklappt und er hatte genug Respekt vor der Dame um sie nicht anzugehen und ist dann auf mein Pferd gegangen. Er hat es in die Hinterfüße geknappt, dass es vorwärts geht und in den Bauch, dass es die Richtung wechselt.
Mittlerweile weiß ich, dass es eine Übersprungs- und Frustationshandlung war. Ich habe sie mit geschaffen und war einfach nicht gut genug um sie zu erkennen. Mein Fehler. Ich war trotzdem der Verzweiflung sehr nahe und habe mir überlegt wer einen Hund mit derartigen Verhalten nimmt, den man nicht von der Leine lassen kann. Aber als Reitbegleithund konnte ich ihn mir nicht mehr vorstellen. Habe ihn danach (ohne Pferd) an Hühnern vorbei, einmal Maßregeln hat gereicht und er konnte sie ignoriere (konnte er vorher auch nicht).
Habe daraufhin eine neue Trainingsstunde ausgemacht. Wir haben uns an einem Reiterhof getroffen, dort gab es Katzen, Wildhasen, Rehe, Rinder, Pferde, Ziegen, Hühner und noch irgendwas. Er liebt seinen Ball abgöttisch. Fixiert er, fasse ich ihn mit drei Fingern an, fixiert er nicht oder hält was aus, bekommt er den Ball. Ich finde das System extrem gut.
Ich arbeite jetzt ungefähr sechs Wochen damit. Gehe jeden Tag zu irgendwelchen Tieren, ans Rehgehege, Schafsgehege, Hühnerstall. Ich soll noch in den Zoo etc. gehen… Es wird besser, aber er schießt trotzdem los. Er darf auch beim Spaziergang im Wald. Nichts fixieren, nicht großartig Riechen. Weil Hund hat die Nase auf dem Boden, verschwindet im Wald, Reh kommt raus. Solange er noch mit der Nase sucht ist er abrufbar, sobald Wild in Sichtweite kommt ist er nicht mehr abrufbar. Zumindest war das so vor dem Training, seit dem haben wir keinen echten Wildkontakt mehr gehabt. Mittlerweile ist er am Rehgehege soweit, dass er nur noch selten fixiert, wenner losstiefelt zu90 Prozent abrufbar ist und sich anfängt selbst zu regulieren. Wir stehen beispielsweise zwei Meter vom Reh entfernt, Hund schaut hechelnd (das darf er), wendet sich mir zu (natürlich folgt ein großartiges Spiel). Das klappt aber nur mit sehr großer Anstrengung. Wir waren dann länger nicht in unserem sehr, sehr wildreichen Wäldchen, dann waren wir wieder und er hat sich vor lauter fixieren etc. kaum noch bekommen. Er war viel weniger im Trieb drin als früher aber von frei am Pferd laufen…. Puuuuh….
Auch wenn er neue Tiere sieht rennt er erstmal hin. Ob er reißen würde weiß ich nicht. Aber ich kann ihm halt nicht trauen. Auch diese Übersprungshandlungen können ja immer mal kommen aus Frust…
Heute war ich dann mit meiner Freundin am Rhein spazieren. Ich dachte mir einfach (zerfleischt mich) wenn er sich ein Reh fängt und verloren geht, habe ich eine Sorge weniger. Er ist nicht in der 7,5 Meter Nähe geblieben aber hat zu 99 % zurückrufen lassen. Sogar als er doch eine Ente jagen wollte. Wir waren am Wasser weil er das liebt und eigentlich keine Enten jagt. Wenn die aber frei auf der Wiese stehen ist der Reiz zu groß.
Auf der Arbeit ist er spitze. Hatte ihn als ich ihn noch auf Probe hatte mit in der Psychiatrie. Dort hat er sich für ca. 4 Minuten zu unserem Jugendlichen, den er vorher nicht kannte gesetzt. Ohren, Augen und Nase waren auf hochtouren aber er ist ruhig da sitzen geblieben. Das hat ihm niemand gesagt und ich habe ihn in dieser Zeit noch nie so lange so ruhig sitzen sehen. (Draußen, drin ist er gechillt). Dann kam ein sehr bedrohlicher Mann raus und kam laut schreiend auf uns zu, keine Reaktion vom Hund. Selbst ich hatte Angst vor dem Menschen. Aufgrund dieser Situation habe ich ihn behalten und gesagt ich investiere das Training, weil fürs Pferd kann man ihn trainieren, für die Kinder nicht.
Mein Trainer sagt, dass es ein sehr anspruchsvoller Hund ist, der mich oft an meine Grenzen kommen lässt. Das ist so. an manchen Tagen bin ich sehr verzweifelt und frage mich ob er nicht woanders besser aufgehoben wäre. Noch dazu kommt, dass mein Trainer glaube ich gesagt hat, dass 80% der Hunde am Pferd nicht jagen, meiner gehört da nicht dazu.
Ich weiß es ist jetzt sehr lange geworden, aber vllt hat jemand von euch einen ähnlichen Hund. Oder eventuell kann mir jemand von euch mit jagenden Hunden sagen wie lange das bei euch gedauert hat.
Meinen Weg mit salopp gesagt eine auf die 12 oder Ball finde ich gut. Auch das Leinentraining wird besser. Wir standen auch schon einer Katze gegenüber und er konnte sich unter großer Anstrengung im Sitz beherrschen nicht hinzurennen. Auch bei meinem besten Freund entspannt er sich trotz Katzengeruch. Aber ich sehe ihn einfach nicht wie er am Stall freilaufend mit der Stallkatze klar kommt… Ich hatte zuvor noch keinen Hund mit Jagdtrieb und habe das einfach unterschätzt.
Ich bin über jeden Kommentar dankbar.
Viele Grüße
Sabine