Du hast echt richtig richtig gute Tipps bekommen, auf der persönlichen Ebene aber wollte ich dir nur noch eben was da lassen, mein Aufhänger war hierbei Thema "der Hund läuft stur vorn weg, Nase IMMER auf dem Boden" oder eben, "der Hund schlendert vor sich hin, Nase allermeistens auf dem Boden"
Usw.
Ich glaub ich kann mir sehr gut vorstellen was du meinst mit, dass dich das so so sehr ankotzt dieser ständige Zug und dieses sture voranlaufen. Das Schnüffeln per se ist gar nicht das Problem, sondern das "wie"
Das macht was mit einem wenn das Tag ein Tag aus so läuft (ja, geht evtl grad zu weit für ein Hundeforum).
Bei Ruby zb... Sie läuft. Jetzt könnte man auch sagen, hä? Hunde laufen halt? Logisch!
Ne. Sie läuft tlw kilometerweit stur auf Spannung gerade aus. (Bzw ist sie noch vor 1 1/2 Jahren)
Geschäfte erledigt, und los ging es. Blick starr nach vorn und laufen laufen laufen.
Was hat mich das aufgeregt. Ernsthaft, ich fand das so unendlich furchtbar SO rauszugehen mit ihr.
Zu Beginn hab ich resigniert... Ähnlich wie hier geschildert die Spaziergänge sind doch FÜR den Hund. Also Leine dran und Augen zu und durch. Aber der permanente Zug... ÄTZEND. Wirklich ich hab innerlich manchmal so sehr gekocht.
Das meinte ich mit, das macht was mit einem. V.a. wenn man körperlich evtl etwas sensibler ist und dann STÄNDIG gegen den Hund agiert. Ich wiederhole mich: das macht was mit einem! Ich hab so eine Aversion gegen Leinen und Geschirre und überhaupt gegen alles was damit zutun hat entwickelt. Ich war echt sauer... und ich wusste nichtmal genau worauf aber jedes mal wenn ich wieder den Zug der Leine spürte hätt ich kotzen können.
Zb standen wir kurz irgendwo (Kot einsammeln, ich wollte nachm Weg gucken auf Maps,...) und sie rennt in die Leine, mir fliegt alles aus den Händen. Das ist SO oft passiert und ich mach mich grad ebenfalls nackig aber ich hab wirklich wirklich gebrodelt und ja selbstverständlich war ich dann auch das ein oder andere mal unfassbar unfair zu ihr. Warum war ich dem Köter so so egal? Merkt die nicht wie angepisst ich bin?! So oft dachte ich mir sei doch mal bitte FÜR FÜNF SEKUNDEN in Gedanken bei mir. Dabei hätte man solche Situationen easy verhindern können, dir fallen beim Lesen allein sicher schon 10 Möglichkeiten ein. Aber nein ich habe nichts gemacht und bin dann explodiert. Das ist unfassbar unfair dem Hund ggü, das weiß ich und das weißt du selbstverständlich auch.
So, und selbstverständlich waren das alles MEIN Probleme, der Hund konnt nix dazu. Nahezu alles erlernt. Simpel konditioniert. Von wem? Von mir!
Also zurück... zuerst resigniert. Mein Kopf hat gedampft aber wir gingen halt so unsere Runden. Irgendwann hab ich angefangen, jedes noch so kleine Stoppen, Schnüffeln, irgendwohin gucken AUßER nach vorne (ins Feld, in den Wald, zu mir? Kam zu Beginn nicht vor), Ohrenstellung ein Mü mehr auseinander als Spitz nach oben gerichtet als würde sie sagen "Attacke" zu belohnen. Mit Worten, mit Keksen,...
Naja, dass wir ein Pöbelproblem haben brauch ich ja auch nicht zu erwähnen. Sie war IMMER auf Anspannung. Es war grässlich (für beide Seiten.. Das weiß ich nun auch)
Das Belohnen hat jetzt im Nachhinein betrachtet definitiv etwas gebracht. Sie weiß nach all der Zeit was erwünscht ist von mir und bietet es daher selbstständig an. Wichtig! Das kam SCHLEICHEND. Keine Veränderung war von heut auf morgen.
So... dann ging es um das Tempo. Ihr Grundtempo war einfach zu schnell für normales Laufen (noch was, was mich ankotzte, ich konnte ja nichtmal normal laufen ich war immer so in Hektik beim Laufen um diesen Zug der Leine zu vermeiden das ging echt auf die Substanz), also fing ich an am Fahrrad nebenherzufahren oder zu Joggen.
Das war auch tatsächlich so ne erste richtige Mindsetsache: ich mach das gerade exklusiv FÜR den Hund. Damit der mal in dem Tempo und ohne Zug laufen kann wie sie möchte. Dafür sorgen, dass der Hund keine Fehler machen KANN, das war meine Aufgabe. Hat mir wirklich sehr geholfen so herum zu denken.
Ich weiß, nicht exakt übertragbar direkt auf eure Situation (du meintest ja schon Joggen etc kommt für dich leider nicht in Frage).
Aber allein dieser Gedankenumschwung hat uns erste Toren geöffnet.
Denn ja, Ruby kam vmtl wirklich zukurz was physische Auslastung angebelangte. Ich bin immer öfter nur noch durchs Dorf an kurzer Leine (also hab Leinenführigkeit geübt usw usf) der "Freizeitmodus" an der Schlepp fiel eben immer immer kürzer aus weils mich so angenervt hat das Thema.
So, dann haben wir begonnen zu Joggen bzw Rad nebenher zu fahren (bzw einer am Rad, einer hat die Umgebung im Blick behalten) Ruby "frei" an schleppender Schlepp.
Es war jedesmal ein Akt aber Ruby konnte endlich mal in IHREM Tempo frei laufen während ihre Menschen dafür sorgten, dass ihr und der Umwelt nix zustößt (wir liefen aber auch nie im Wald oder so, immer nur auf endlos einsehbaren Flächen)
Den Tipp mit Sonntag morgens im Industriegebiet möcht ich übrigens auch nochmal hervorheben! Das waren jedesmal die schönsten Runden. So entspannend... so ruhig.
Wurde zu einem richtigen Ritual (und ist es auch heute tlw noch). Darauf hab ich mich ehrlich Sonntag früh um 8 Uhr gefreut egal wie kurz die Nacht war. Ne Runde im Industriegebiet...
Worauf ich hinaus möchte... irgendwie kam es dann schleichend und viele Bausteine fügten sich so langsam ineinander. Zum konkreten Training kann ich hier selbstverständlich nix beitragen das ist super individuell das ist klar.
Ich bin auch leider ein Mensch ich lass dann auch sehr schnell Dinge wieder schleifen und bin auch ein Fähnchen im Wind was Erziehung angeht und lass mich extrem schnell verunsichern. Weiß ich.
Aber was mir wichtig ist, das hab ich ganz stumpf bis zum Erbrechen geübt. Parallel an mir und meinem Mindset gearbeitet und jetzt erst in den letzten paar Wochen ist mir beim Spazierengehen ganz plötzlich aufgefallen... nanu? Der Hund schlappt gemütlich neben mir her, die Schlepp schleift aufm Boden und du kannst tatsächlich mal für ne Minute ans Handy dein nächstes Hörbuch auswählen.
Was ist denn da los?!
Als wäre irgend ein Knoten geplatzt...
Natürlich ist dein Aron Snooze_92 nochmal ne andere Nummer, das weiß ich.
Aber ich hab mich wirklich wieder erkannt in deinen Ausführungen. Daheim absolut entspannt (zu 98%) und draußen sobald es aus der Tür raus ging die Pest. Es war exakt so hier, einfach nur ein Kampf es hat mir NICHTS mehr ne Freude bereitet mit diesem Hund. Das überschattet halt den Alltag. (Fremde) Kinder gehen hier übrigens auch nicht, aber das hab ich akzeptiert, da wird gemanagt. Bei dem 2-3 Kindern wo es funktionieren "muss" wird trainiert.
Übrigens war (und ist sie wieder nicht... ich sag doch, inkonsequent, also ich) daheim auch nicht so lenkbar wie man es sich so vorstellen würde von daher find ich deine Tests zum Thema Verbindlichkeit total sinnvoll um einfach mal zu sehen "wo stehen wir".
Halte ja nix von so Stellvertreterkonflikten aber ich hab da auch erstmal einsehen müssen... ui. Die ist zwar daheim entspannt aber das ist sie halt weil sie es ist nicht weil sie mich daheim auch nur in irgend einer Weise ernst nehmen würde.
Und hätte ich mit ihr damals an der Haustür gewartet bis sie entspannt ist. Eh... Ja... ständen wir genauso wie ihr auch heute noch da.
Ich musste vorhin bei unserem Spaziergang einfach an euch denken und dachte ich lass dir das mal da... Es KANN definitiv besser werden, auch wenn es nur deine persönliche Einstellung ist. Ich hab das früher nie nie verstanden... Hundetraining.. Arbeit an sich selbst und weniger am Hund.. Was soll das heißen? Was wollen die von mir? Wie soll ich mich denn ändern? Der Hund muss sich doch ändern!
Aber es ist wirklich so. Ruby selbst hat sich nicht verändert. Weiterentwickelt, ja, aber sie ist der gleiche Hund wie vorher. Trotzdem ist es ein himmelweiter Unterschied WIE wir gemeinsam rausgehen.
Und selbstverständlich weiß ich auch, dass da trainingstechnisch noch so viel mehr zu machen wäre...
Aber wir sind echt zufrieden so. Früher hab ich Leute belächelt die mir sowas gesagt haben. Weil ich das nicht glauben konnte... wie könnt ihr denn mit SO einem Zustand zufrieden sein? Aber jetzt bin ich es ebenso.
ZOS machen wir übrigens auch und sind da ganz begeistert dabei.
Ich hatte das Gefühl... Ruby musste eben auch erstmal lernen was gemeinsames arbeiten ist und dass das Freude machen kann. Dass es sich lohnt. Und irgendwie greift dann plötzlich alles ineinander und man kann es gar nicht richtig erklären.
Ich wünsche euch das Selbe und ich glaub fest an Euch!