Liebe TE, ich finde es so toll, dass du dich deiner Tochter zuliebe so einsetzt und dich so um das Thema Hundehaltung bemühst!
Vielleicht ein kleiner Erfahrungsbericht.
Im Alter von 10-15 Jahren habe ich mir wie verrückt einen Hund gewünscht. So sehr, dass ich manchmal dachte, es verdreht mich, wenn dieser Wunsch nicht bald in Erfüllung gehen würde. Ich habe mir bei jeder Gelegenheit vorgestellt, wie es wäre, wenn nun ein Hund dabei wäre. Andere hatten einen imaginären Freund, ich teilweise einen imaginären Hund Habe gelesen, YouTube geschaut und mich informiert. Im Stall war ich eh schon bei jedem Wetter, also wäre da nix neues auf mich zugekommen.
Ich bin mit Tieren aufgewachsen, meine Eltern waren grosse Tierfreunde.
Meine Mutter wäre einverstanden gewesen, sie stellte sich das auch ganz toll vor.
Quergestellt hat sich aber mein Vater. Mit den Argumenten: Ein Hund braucht sehr viel Zeit, wir bräuchten ein neues Auto, könnten nicht mehr gleich in den Urlaub fahren wie sonst, meine Schwester und ich würden älter werden, mehr in der Schule zu tun haben und uns umorientiere und wären dann zu sehr an den Hund gebunden. Und: Der grösste Teil der Arbeit würde an meiner Mutter, welche auch teilweise berufstätig war und ist, hängen bleiben.
Ich habe mit Engelszungen jahrelang auf ihn eingeredet und alles versprochen. Er blieb standhaft, es gab keinen Hund.
Also ging ich so oft es ging mit Nachbarshunden spazieren.
Erst als ich mir vor knapp 5 Jahren 23 jährig den lang ersehnten Hund in mein Leben geholt habe, konnte ich ihn plötzlich verstehen.
Seine Prophezeiung, meine Interessen würden sich in der Pubertät verändern, sind nicht eingetreten.
Ja, ich war viel und gerne feiern, war dauernd unterwegs und hatte sehr viel für die Ausbildung zu tun.
Meine Tierliebe allerdings blieb zu jeder Zeit, ich war mehrmals wöchentlich im Stall und hab mich um meine diversen Kleintiere gekümmert.
Aber der Hund war eine andere Hausnummer.
Plötzlich war da eine riesen Verantwortung.
Nach der Uni oder der Arbeit hiess es nicht, noch stundenlang mit Freunden plaudern und ins Kaffee fahren. Sondern heim und sich um den Hund kümmern.
Am Wochenende spontan mit Freunden wandern oder Ski fahren gehen? Nur wenn jemand den Hund betreut.
Mein Hund hatte eine sehr sensible Verdauung. Hätte ich für jedes Mal, wo ich nachts aufgestanden bin, weil er Durchfall hatte oder sich erbrochen hat, 10 Cent bekommen, hätte ich mir was Hübsches kaufen können.
Shopping wurde stark eingeschränkt, denn das Geld floss nun in den Hund.
Urlaub? Nur mit Hund, oder sonst eher kostspielige Fremdbetreuung.
Es gab Zeiten, da bestand meine Zeit aus Arbeiten/lernen und Hund. Daneben gabs nicht viel Anderes.
Ob ich tauschen wollen würde? Niemals. Ich habe meine Hunde abgöttisch geliebt und so viel Tolles mit ihnen erlebt.
Aber ob ich das auch mit 12 so empfunden hätte? Oder meine Mutter, wenn sie nachts, früh morgens und spät abends noch mit dem Hund raus musste? Und zu Hause beim Hund hätte bleiben müssen, weil ich feiern war?
Ich muss dazu sagen, dass mein Hund nicht einfach im Handling war. Gekoppelt mit meiner Unerfahrenheit als Ersthundehalter war das eine schwierige Konstellation.
Besuche in der Eisdiele, im Kaffee, schöne Wanderungen bei herrlichem Wetter und entsprechend vielen Mensch-Hund-Teams - aufgrund seiner Leinenaggression unmöglich. Also habe ich mich sehr oft dem Hund angepasst und diese Dinge eben gelassen.
War alles ok für mich. Aber mit 13,14,15 Jahren?
Was ich damit sagen will: Mit einem hochspezialisierten Hund in Anfängerhänden und vielleicht etwas zu romantischen Vorstellungen könnte es auch so gehen. Kann, muss nicht.
Will sagen: Auch eine Nummer kleiner kann ganz toll werden, vielleicht toller, als eine Nummer zu gross.