Hunde sind ja bekanntlich unheimlich anpassungsfähig.
Dennoch können dieser Anpassungsfähigkeit Grenzen gesetzt sein - ob durch Anlage oder falsche Aufzucht/Erfahrungen usw.
Und ich finde, man sollte auch nie außer Acht lassen: "Was macht das mit dem Hund, wenn ich ihm dieses und jenes beibringe".
Beispiel: Mein früherer Rüde, Labi -Golden-Schäfermix, den ich von klein auf hatte, der war in jeder Situation zuverlässig abrufbar, hatte WTP , war nie "nur Aussenreizfocussiert". Soweit kams bei dem von klein an nie. Der war zwar ein Hibbel, niedrige Reizschwelle, sehr ungünstig aufgezogen worden, bzw. viel zu früh von der Mutter getrennt und ganz mies auf Menschen sozialisiert in den ersten Wochen - aber der war einfach nur hibbelig, weil er Probleme hatte, seine Energien in die richtigen Bahnen zu lenken und weil er halt nur leicht auslösbar war.
Gab aber nie Probleme mit ihm, war easy zu händeln und hat von klein auf gelernt "zu wollen", quasi als eigenen Lebensinhalt.
Und dann so ein Hund wie Nicky, der eigentlich von vom Grundtemperament her nicht hibbelig ist, aber im ersten Dreiviertel Lebensjahr die meiste Zeit in der kleinen Transportbox hockte oder angeleint im Garten...bis er gelernt hatte, sich selbst zu befreien und über den Zaun zu flüchten, wobei er sich dann in diesem sowieso hocherregten und emotional ziemlich unangenehmem Zustand, erfolgreich das Jagen beibrachte, inclusive Töten und Fressen.
WTP entwickeln KONNTE der bis einjährig gar nicht.
Der entwickelte sogar genau das Gegenteil davon. Sobald der seinen Namen hörte, klinkte der sich vollständig aus und war unansprechbar. Wurde bei mir sofort umgetauft.
Annäherung in für ihn erkennbarer Absicht, ihn an etwas zu hindern, verursachte Abwehraggression. Und er interpretierte da in vielen Situationen ganz anders, als man als HH es vermutet hätte.
Spazieren (und auch im Garten angehängt werden) kannte der im ersten dreiviertel Jahr nur an dünner Lederschnur um den Hals, ohne Zugstopp, mit der Einstellung: " Da muss er durch".
Der hat ewig lange gebraucht, um ein Nein als nicht existenziell gefährdend bewerten zu lernen, ebenso ein Fixiert werden,selbst wenns bei mir später am Geschirr war. Er biss da anfangs wild um sich, ungehemmt und auch der TA sagte: Der kämpft dabei jedesmal wirklich ums Überleben.
Er geriet zudem in vielen Situationen in Panikzustände, wie zB. wenn er gerade, schmale Gegenstände sah, die sich bewegten, wie zB. Angelruten, Bahnschranken, Kranarme, Besenstil usw.
Sogar als das Thema scheinbar schon lange Zeit durch war, nach drei Jahren, gabs ne Situation, in der alte Verhaltensmuster ausgelöst wurden:
Ich hatte längere Ziemerstücke gekauft, so Unterarm lang und ganz dünn.
Er kam freudig an, als ich zur Snackbox ging und die Hunde rief, damit sie sich was abholen können. In dem Moment, in dem ich ihm dieses Teil anbot, lief er kreischend weg, verkroch sich und war lange nicht bereit, wieder raus zu kommen und das lecker Teil anzunehmen.
Und der steht tooooootal auf den Geschmack!Hätte er in der Situation nicht ungehindert flüchten können, bin ich mir sicher, dass er blind um sich gebissen hätte.
Ey, der Knirps lernt inzwischen sehr gerne und WILL Können.
Trotzdem - manchmal KANN er gar nicht können.
Kennt Ihr den Spruch (Quelle unbekannt, oder kennt jemand die Quelle?)
Die können sollen, müssen wollen dürfen
Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
aber nie kann, wenn ich will,
dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
Wenn ich aber darf, wenn ich will,
dann mag ich auch, wenn ich soll
und dann kann ich auch wenn ich muss.
Denn:
Die können sollen, müssen wollen dürfen!
Der war für Nicky entscheidend wichtig, beim Erlernen des Können Wollens.