Geht es hier eigentlich noch um Terrier oder nur noch um "Erziehungs-Philosophie"?
Recht hat der, der mit seiner Strategie Erfolg hat, nein, damit meine ich keine Prügel, und nicht der, der Abhandlungen wie aus Lehrbüchern schreibt.
Nein, es geht um Terrieristen - und um die persönliche Einstellung ihnen gegenüber.
Weil sie sind, wie sie sind.
Alles anzeigenFür mich gehört genau das zum Wesen des Terriers. Wer diese "Diskussionsfreudigkeit" als Makel ansieht, wird mMn mit so einem Hund nicht glücklich werden.
Mein Empfinden ist übrigens, dass diese vermeintlichen Alleingänge gar keine sind. Meine Terrier fangen dort an zu diskutieren, wo ich Lücken lasse. Sie "fragen" sehr viel mit Blicken nach, bevor sie ihr eigenes Ding durchziehen. Eine Paradesituation, in der sie verhaltenskreativ werden, ist Langweile.
Meine Hündin weiß z.B. sehr genau, dass sie nicht hetzen darf. Wenn ich mit meinem Rüden draußen trainiere, steht sie regelmäßig ein wenig gelangweilt daneben und ist angesäuert, wenn er nicht nur arbeiten darf, sondern auch noch belohnt wird, während sie leer ausgeht.
Sie versucht dann immer wieder, meinen Blick einzufangen und wenn ich nicht reagiere, fährt sie ihren Giraffenhals aus, peilt auf Entfernung imaginäres Wild an, zeigt völlig übertriebene "oh, da ist aber ein verdammt attraktiver Hase!"- Mimik, schaut noch ein letztes Mal zu mir und startet dann in Erwartung meines Rückrufs und einer tollen Belohnung dafür, dass sie in dieser Extremsituation abgedreht hat, durch.
Wenn ich nicht reagiere, dreht sie übrigens auch selbstständig wieder ab, und zwar mit scharfer Bremsung, Wendung auf den Hinterpfoten und einem Blick, der volle Begeisterung über sich selbst und dafür zeigt, dass sie einen (nicht vorhandenen) Hasen für meinen (nicht vorhandenen) Pfiff hat sausen lassen.
Mein Rüde steht ihr da aber in nichts nach. Er weiß z.B. sehr genau, dass er keine Socken aus dem Wäschekorb klauen darf. Letzte Woche habe ich ein sehr wichtiges Telefonat geführt, während Herr Terrier mir mit Blicken zu verstehen gab, dass er sich gerade ziemlich langweilt. Nach 5 reaktionslosen Minuten von mir stand er plötzlich mit mindestens 10 Socken im Maul im Türrahmen und hatte einen "Möffteft Du mif fangen, bevor if die Focken zerlege, oder willft Du weiter telefonieren"- Blick im Gesicht.
Oder gestern im Garten: nach 45 min Terrier- Bespaßung wollte ich wieder ins Haus. Meine Hündin hat mir sehr deutlich gezeigt, was sie von der Idee hält, aber ich habe nicht reagiert und zum Gehen aufgerufen. Sie hat dann ganz zufällig nicht vorhandene Vogelk*cke auf der Wiese gefunden, sich reingeworfen und ist wie ein nasser Sack auf der Wiese liegen geblieben. Rufen: Fehlanzeige. Versuch, sie aufzuheben: Gemotze. Leine anlegen und mitnehmen: dann zieh mich doch wie einen nassen Sack über die Wiese, ich beweg mich nicht.
Zugegeben: ich mag genau das, weil Terrier ein sehr feines Gespür dafür haben, wie sie einen Nerv bei ihrem Menschen treffen und das herauskitzeln, was sie gerade haben wollen. Ebenso reagieren meine Terrier aber sehr zuverlässig, wenn sie merken, dass es keine Lücke gibt und ich es wirklich ernst meine (z.B. Abruf in einer Gefahrensituation oder kurze Runde und zurück ins Haus/ kein Entertainment, weil es mir nicht gut geht).
Ich kann gut verstehen, dass dieser Wesenszug viele Menschen zur Weißglut treiben würde, aber für mich gehört er untrennbar zum Terrier dazu und genau das ist der Grund dafür, dass hier immer wieder Terrier eingezogen sind und ich die kleinen Biester heiß und innig liebe.
Ein genialer Beitrag, Danke!