Es bleibt für mich vor allem ein Kuriosum, wie das zusammengeht, dass einerseits jede Rasse offenbar separat gezüchtet werden muss/kann/darf/soll, weil sie offenbar so einzigartig ist.
Gleichzeitig machen sich aber Leute, die erst die Rasse, dann den Züchter und dann die Elterntiere samt Vorfahren sorgsam studiert haben, dann Sorgen, welchen Welpen sie nehmen sollen, weil die ja so krass unterschiedlich sein können…
Und wenn man letzteres eh tun muss, wär dann ersteres nicht mehr oder weniger wurscht?
Nein.
Denn die Unterschiede über die man da spricht liegen auf sehr verschiedenen Ebenen.
ich fange mal noch weiter oben an, weil ich vermute, dass es da leichter nachvollziehbar ist: es gibt ganz viele Tiere. Zum Beispiel Vögel und Säugetiere. Die haben einiges gemeinsam und sie haben ganz viele Unterschiede. Wenn ich mich nun dafür entschieden habe, die Säugetiere genauer anzuschauen, stelle ich ganz schnell fest dass die auch gar nicht so gleich sind sondern dass es da auch krasse Unterschiede gibt. Zum Beispiel die zwischen (überwiegend) Herbivoren und Karnivoren. Und dann schaue ich genauer auf die Karnivoren und sehe Hundeartige, Katzenartige und Bären...
Jedesmal finde ich auf der nächsthöheren Detailebene wieder krasse Unterschiede. Genauso ist es beider Rassehundezucht. Wenn ich Jagdhunde und Gebrauchshunde vergleiche habe ich ziemlich gut erkennbare Unterschiede. Wenn ich Deutsch Kurzhaar und Drahthaar vergleiche, habe ich wieder klare Unterschiede - aber auf einer ganz anderen Ebene. Das sind Unterschiede, die beim Vergleich zum Gebrauchshund überhaupt keine Rolle spielen.
Man könnte nun überlegen, ob es sinnvoll ist, Spezialisten zu züchten die nur eine Handvoll Leute überhaupt in ihrer Spezialisation nutzen kann. Man kann erst recht anmerken, dass immer mehr Detailsicht den Blick aufs Ganze verstellen kann. Vor allem letzteres gehört ins Thema Qualzucht denn genau das passiert da im Extrem. Trotzdem führt nicht jede (manchmal betriebsblinde) Detailverliebtheit automatisch zu Qualzucht und auch darüber muss man bei der Kritik der übertypisierten Details immer wieder nachdenken.
Sagt eine, die schon lange vermutet, dass es deutlich bessere Hundezuchtkonzepte gäbe als die derzeitige Rassehundezucht und die gleichzeitig so detailverliebte Vorlieben hat, dass sie sich ihren perfekten Hund selber backen müsste.