Und nein, mal kann mit einem breiten Lederhalsband nicht so fein und vor allem punktgenau einwirken wie mit einem Stachel,...
Das ist aber physiologisch völlig unlogisch.
In der Haut befinden sich verschiedene Rezeptoren. Tastrezeptoren, Druckrezeptoren ... und Schmerzrezeptoren. Letztere sind besonders dicht verteilt, sprechen aber erst bei sehr starken Reizen an. Die anderen (die Tast- und Druckrezeptoren) sind weniger dicht verteilt, sprechen aber schon auf sehr leichte Veränderung an. Außerdem ist eine Wahrnehmung umso stärker, je mehr Rezeptoren angesprochen werden.
Deshalb spürt man ein 5x5cm Blatt besser auf auf der Haut als eine Nadel. Die Nadel kann nämlich an den Tastrezeptoren vorbeipieken und spricht dann erst die Schmerzrezeptoren an.
Das bedeutet: je größer die Fläche ist, auf der eine "Einwirkung" stattfindet, umso schneller kann das Individuum diese Einwirkung wahrnehmen. Je kleiner die Fläche der Einwirkung ist, umso intensiver muss die Einwirkung sein, um überhaupt wahrgenommen zu werden und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt erst die Schmerzrezeptoren ansprechen und nicht die Tastrezeptoren.
Richtig ist auch (wie bereits erwähnt): wenn die Fläche zu groß ist, dann wird die Information ungenau. Aber ein normales Halsband von 2-3cm Breite ist gerade mal in dem Bereich, wo Information zuverlässig von den Tastrezeptoren lokalisiert wird, das Problem mit der Genauigkeit hat man erst bei viel größeren Flächen. Wenn man zusätzlich noch die Druckrezeptoren ansprechen will, die tatsächlich genauere Wahrnehmung liefern als die Tastrezeptoren, dann wären die bereits erwähnten Gumminoppen (ohne Kralle drunter, einfach nur kleine runde Erhebungen am Halsband) eine sinnvolle und sehr missbrauchsichere Ergänzung.
Der Stachel spricht im Idealfall die Druckrezeptoren der Haut an (die reagieren z.B. auf Verformung der Haut). Ein breites Halsband spricht Tast- und Druckrezeptoren an, wird also im Idealfall besser wahrgenommen. Sollte der Mensch (oder die Situation) den Idealfall verlassen, kann der Stachel nur noch auf die Schmerzrezeptoren wirken. Es mag sein, dass die Hunde in dem Bereich in dem das Halsband verwendet werden soll, nur noch auf solche Reize ansprechen. Ich finde es aber wichtig, dass man sich darüber im klaren ist, dass die gelobte Punktgenauigkeit der Krallen tatsächlich nur im (neuronalen) Schmerzbereich Vorteile bieten kann.
(nicht missverstehen: nicht jedes Ansprechen von Schmerzrezeptoren ist einen Aufschrei wert. Aber wer sagt, das Hilfsmittel würde nicht über Schmerzreize wirken, der sollte sich noch mal mit den verschiedenen Rezeptoren der Haut beschäftigen und überlegen, welche davon beim konkreten Hilfsmittel tatsächlich angesprochen werden.)