Die Frage, ob es wirklich so war, stelle ich eher nicht.
Mir geht es nicht um die Ereignisse, sondern um das Lebensgefühl, die Einstellungen, die Weltsicht der Menschen.
Jeder Roman, egal welchen Genres, entwickelt eine eigene Welt, mit einer eigenen Weltsicht, eigenem Lebensgefühl, eigenen Einstellungen. Nichts davon ist real und nichts davon muss (oder kann) irgendeine Realität originalgetreu wiedergeben. Es muss den Leser mitnehmen können. Bzw. es muss Leser finden, die bereit sind, in genau diese Welt einzutauchen.
Historische Romane, die sich mit realen historischen Personen befassen, haben diesbezüglich Einschränkungen. Aber auch da ist klar: was ein Autor da entwickelt, ist keine Realität. Es ist mehr oder weniger nah an den bekannten Fakten, es ist mehr oder weniger nah an dem durch die Geschichte vermittelten Bild, es ist mehr oder weniger glaubwürdig. Wobei Glaubwürdigkeit im historischen Roman zwei voneinander komplett unabhängige Referenzen hat: den historischen Kontext und den Kontext des Romans. Ich finde es interessant, wenn ein Autor mit diesen verschiedenen Glaubwürdigkeiten und den verschiedenen Kontexten spielt.